Gründung per Übernahme auf dem Vormarsch
Seit Jahren stagniert das Gründergeschehen in Deutschland. Positiv: Immer mehr Gründer übernehmen einen Betrieb. Lesen Sie hier, in welchen Ländern viel gegründet wird.
Dieser Artikel gehört zum Themen-Special GründerNavi – für Gründer und junge Unternehmen
Die seit Jahren rückläufige Gründungstätigkeit in Deutschland hat sich 2018 stabilisiert, das meldet die KfW Bank. 547.000 Existenzgründungen waren es 2018. Das waren trotzdem noch 10.000 weniger als im Vorjahr (minus zwei Prozent). Die KfW führt das auf die gute Binnenkonjunktur zurück.
Die Gründerquote, also die Zahl der Gründer pro 100 Erwerbsfähige, liegt kaum verändert bei 1,06 Prozent, so der aktuelle KfW-Gründungsmonitor. "Kurzfristig ist eine Trendwende hin zu wieder steigenden Gründerzahlen fraglich", sagt Dr. Georg Metzger, Gründungsexperte bei KfW Research. "Welchen Kurs die Gründungstätigkeit 2019 nimmt ist daher ungewiss."
Neugründungen dominieren, Übernahmen holen auf
2018 waren es so viele Neugründungen wie nie: Acht von zehn Existenzgründern haben etwas Neues aufgebaut.
Eine positive Entwicklung gab es aber bei den Übernahmen: Ihr Anteil ist laut KfW sukzessive gestiegen und lag 2018 bei 13 Prozent (Vorjahr: 10 Prozent). "Angesichts der hohen Zahl an Mittelständlern, bei denen in absehbarer Zeit eine Nachfolge ansteht, ist das eine gute Nachricht", betont Metzger, "denn für sie wird die Nachfolgesuche leichter."
Hitliste der Länder: Berlin ist top
- Bei den Bundesländern bleibt Berlin an der Spitze. Dort haben 2016 bis 2018 im Schnitt von 10.000 Erwerbsfähigen jedes Jahr 193 Personen eine selbstständige Tätigkeit begonnen.
- Hamburg liegt mit 146 Gründern auf Platz zwei.
- Neu in der Spitzengruppe ist im Jahr 2018 das Land Brandenburg, das seine positive Entwicklung fortsetzt und mit 134 Gründern je 10.000 Erwerbsfähigen Platz drei erobert. "Vermutlich profitiert Brandenburg hierbei von der überdurchschnittlichen Gründungstätigkeit in Berlin, die in die Peripherie der Hauptstadt ausstrahlt", so die Autoren der KfW-Studie.
- Auf Platz vier liegt Bayern (126 Gründer je 10.000 Erwerbsfähige) und
- Nordrhein-Westfalen (118 Gründer je 10.000 Erwerbsfähige) auf Platz fünf.
Mehr Gründer haben Mitarbeiter
Der Anteil von Gründern mit Mitarbeitern ist von 21 Prozent im Jahr 2017 auf 26 Prozent in 2018 gestiegen. Im Vollerwerb legte er von 36 Prozent auf 42 Prozent zu, im Nebenerwerb von 9 Prozent auf 13 Prozent.
Existenzgründer, die sich durch Übernahmen oder tätige Beteiligungen selbstständig machen, haben besonders häufig Mitarbeiter, weil bei den bestehenden Unternehmen oft schon zuvor Mitarbeitern angestellt sind: 2018 war der Anteil mit 63 Prozent außergewöhnlich hoch.
Bei Neugründern hatten 19 Prozent Mitarbeiter, sie haben 2018 insgesamt 219.000 Vollzeitstellen geschaffen.
Frauenanteil steigt wieder
Der Anteil von Frauen an allen Gründungen kletterte 2018 wieder auf 40 Prozent. 2016 und 2017 war er gesunken (2017: 37 Prozent). Die Zahl der Existenzgründungen durch Frauen stieg auf 216.000. Dagegen ging es bei der Gründungstätigkeit von Männern weiter leicht bergab. Im Jahr 2018 haben 331.000 Männer eine Existenzgründung realisiert, das sind fünf Prozent weniger als im Jahr davor.
Text:
Rita Lansch /
handwerksblatt.de
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