Grundsteuer: Datev fordert Fristverlängerung
Die Datev berichtet von einer "historischen Belastung" der Steuerberater in der Pandemie. Datev-CEO Dr. Robert Mayr fordert eine Fristverlängerung bei der Grundsteuer. Der IT-Dienstleister selbst konnte seine nachhaltige Entwicklung 2021 fortsetzen.
Dieser Artikel gehört zum Themen-Special Grundsteuer: Das ändert sich und das kommt jetzt auf Eigentümer zu
Die Datev eG hat das Geschäftsjahr mit einem Umsatz von knapp 1,22 Milliarden Euro abgeschlossen. "Wir setzen mit einem Wachstum von 5,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr unsere nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung fort", sagte Datev-CEO Dr. Robert Mayr anlässlich einer Pressekonferenz zu den vorläufigen Geschäftszahlen 2021.
Die Datev ist einer der größten IT-Dienstleister Europas. Die Genossenschaft bietet Lösungen für Kanzleien und Unternehmen. Ein zentrales Ziel ist es, die digitale Transformation der betriebswirtschaftlichen Prozesse voranzubringen. Digitalisierung sei ein "entscheidender Faktor für den Geschäftserfolg", so Mayr. "Nicht nur, weil sie es ermögliche, schnell auf sich verändernde Rahmenbedingungen zu reagieren. "Sondern weil sie für reibungslose betriebswirtschaftliche Abläufe sorgt."
Cloudbasierte Lösungen für Unternehmen und Arbeitnehmer sind sehr gefragt
Beispiel: Ende 2021 hatten über 808.000 Unternehmen zusammen etwa 2,3 Milliarden Belege digital in der Datev-Cloud gespeichert. Ein Jahr zuvor waren es noch 1,6 Milliarden Belege von 615.000 Unternehmen gewesen. Die cloudbasierten Lösungen und Dienstleistungen waren für knapp die Hälfte des Umsatzwachstums 2021 verantwortlich..
Die Zahl der Nutzerinnen und Nutzer von "Datev Unternehmen online", einer Anwendung für die digitale Zusammenarbeit zwischen Kanzlei und Unternehmen, habe zum Beispiel zum Bilanzstichtag bei 343.000 gelegen – eine Steigerung um 73.000 im Vergleich zum Vorjahr, berichtet Finanzvorständin Diana Windmeißer.
Zu den cloudbezogenen Dienstleistungen und Lösungen gehören auch "Datev Arbeitnehmer online" zum digitalen Abruf der Lohnabrechnung. Außerdem Rechenzentrumsleistungen etwa in den Bereichen Rechnungswesen, Steuern und Lohn sowie Dienste wie die revisionssichere Archivierung.
Auch das zweite Jahr der Corona-Pandemie hätten den Datev-Mitgliedern und Kunden – also vor allem Steuerberaterinnen und Steuerberatern, Wirtschaftsprüfern und Anwälten sowie deren meist mittelständischen Mandanten – viel abverlangt, hieß es. "Gerade in dieser herausfordernden Situation ist deutlich geworden, dass die Digitalisierung in Kanzleien und Unternehmen ein entscheidender Faktor für den Geschäftserfolg ist", so Datev-CEO Dr. Robert Mayr.
Unsichere allgemeine Lage
Sorge bereite die allgemeine Weltlage, an erster Stelle der Krieg in der Ukraine, auch mit seinen Auswirkungen auf Lieferketten, Rohstoff- und Energiepreise sowie einer auch insgesamt weiter steigenden Inflation.
Foto: © DATEV eG"In welchem Ausmaß diese Themen die mittelständische Wirtschaft treffen werden, ist heute kaum absehbar. Aber ich gehe fest davon aus, dass in den Kanzleien wieder eine Menge zusätzlicher Arbeit entstehen wird, um die Betriebe zu unterstützen", betonte Mayr.
Und die Steuerberaterinnen und Steuerberater würden bereits seit zwei Jahren als Folge der Pandemie am Limit arbeiten. Etwa 90 Prozent der Kanzleien hätten Überbrückungshilfen für etwa 18 bis 20 Prozent der Unternehmensmandanten beantragt.
Und ohne staatliche Unterstützungsleistungen wären im Februar rund ein Fünftel der Unternehmen von einem Insolvenzrisiko betroffen gewesen (siehe Grafik). Im Sommer 2021 waren das 13 Prozent. Das hat das jüngste Corona-Barometer der Datev ergeben.
Historische Belastung der Steuerberater
Als wäre das nicht schon genug, steht jetzt auch noch das Thema Grundsteuer an: Von den 35 Millionen Grundstücken, die neu bewertet werden müssen, seien allein zehn Millionen Grundstücke und Land- und forstwirtschaftliche Betriebe bei Mandanten von Datev-Mitgliedern. "Die Kanzleien sollten bis Juli mit ihren Mandanten die notwendigen Unterlagen aus verschiedenen privaten und öffentlichen Quellen zusammentragen und aufbereiten, um sie dann an die Finanzbehörden zu übermitteln." Die Datev hat dazu die Lösung GrundsteuerDigital des Anbieters fino taxtech in sein Portfolio aufgenommen.
Angesichts der "historischen Belastung" der Kanzleien sollte die Finanzverwaltung nach Ansicht Mayrs "dringend über eine Fristverlängerung nachdenken". Eine Herausforderung für den steuerberatenden Berufsstand sei in dem Zusammenhang auch der "ausufernde Flickenteppich an Regelungen", den die Öffnungsklausel bei den Bundesländern verursacht hat. "Da zudem nicht auf alle Katasteramtsdaten einheitlich zugegriffen werden kann, wird die Deklaration zusätzlich kompliziert. Wirtschaft und Gesellschaft müssen dies nun ausbaden und unnötige Mehrkosten tragen."
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Text:
Kirsten Freund /
handwerksblatt.de
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