Eine Teilzeitausbildung bei der Schreinerei Poths in Burgschwalbach (Rheinland-Pfalz) ­ermöglicht Raoul Petak, dass er eine Lehre zum Tischler mit dem Leistungssport verein­baren kann. Der 17-Jährige spielt Fußball beim Bundesliganachwuchs von Bayer 04 Leverkusen. Die Handwerkskammer Koblenz hat den Ausbildungsbetrieb dabei beraten, wie sich die Teilzeitausbildung am besten organisieren lässt.

Eine Teilzeitausbildung bei der Schreinerei Poths in Burgschwalbach (Rheinland-Pfalz) ­ermöglicht Raoul Petak, dass er eine Lehre zum Tischler mit dem Leistungssport verein­baren kann. Der 17-Jährige spielt Fußball beim Bundesliganachwuchs von Bayer 04 Leverkusen. Die Handwerkskammer Koblenz hat den Ausbildungsbetrieb dabei beraten, wie sich die Teilzeitausbildung am besten organisieren lässt. (Foto: © Dagmar Schweickert)

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Teilzeitausbildung im Handwerk: Morgens hobeln, abends kicken

Raoul Petak macht eine Ausbildung zum Tischler in Teilzeit. Wenn er mittags die Schreinerei Poths in Burgschwalbach ­verlässt, fährt er zum Training der U19-Junioren ins Leistungszentrum von Bayer 04 Leverkusen.

Was für ein Pensum für einen 17-Jährigen: Raoul Petak aus Netzbach im Rhein-Lahn-Kreis ist Auszubildender zum Tischler und gleichzeitig ein hoffnungsvoller Nachwuchsfußballer, der bei Bayer 04 Leverkusen trainiert. Um das unter einen Hut zu bekommen, absolviert er seine Ausbildung in Teilzeit. Er steigt jeden Tag nach sechs Stunden Berufsschule, Werkstatt oder Baustelle in den ICE von Limburg nach Köln, steigt um nach Leverkusen und gibt als U19-Spieler nochmals alles auf dem Platz. Anschließend geht es zurück nach Limburg, wo er abgeholt wird oder sich auf seine 125er setzt und nach Netzbach fährt.

Für Raoul das Normalste der Welt: "Manchmal bin ich abends schon ein bisschen müde. Aber das klappt trotzdem immer. Ich weiß ja, wofür ich das tue", meint der sympathische junge Mann völlig entspannt. Freunde trifft er eben am Wochenende, und natürlich freut er sich auf den Sommer, wenn der Fußball mal Pause hat und er Urlaub machen kann.

Unterstützung der Familie

Damit Raoul Petak seine duale Ausbildung und Fußballkarriere so kombinieren kann, greifen einige wichtige Zahnräder ineinander. Da ist die Familie, in der unter anderem der Großvater eine regionale Fußballlegende ist. Die Eltern und Geschwister unterstützen Raouls Chance, im Profi-Fußball durchzustarten, schon immer.

Mit drei Jahren hat er angefangen zu kicken. Über den TUS Hahnstätten und den SV Wehen ging es zu den Sportfreunden Eisbachtal. Nach Sichtungen kamen Angebote aus ganz Deutschland, wie Raoul trotzdem bescheiden erzählt. München, Köln und eben Leverkusen waren dabei. Er schaute sich um, in Leverkusen gefiel es ihm am besten, und die Entfernung zum Elternhaus hielt sich in Grenzen.

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Fußballbegeisterte Chefs

Dann ist da der Ausbildungsbetrieb: Das Ehepaar Karen und Frank Biebricher leitet das Familienunternehmen, die Schreinerei Poths in Burgschwalbach, in der sechsten Generation. Seit 1870 gibt es den Handwerksbetrieb. Er hat heute acht Mitarbeiter und ist spezialisiert auf Maßarbeiten im Bereich Fenster, Türen, Innenausbau, Küchen und Möbelbau.

Auch die Biebrichers sind fußballbegeistert. Als Raoul sich beim Schulpraktikum in der neunten Klasse gut anstellte und anschließend freiwillig in den Ferien bei den Biebrichers arbeitete, stand fest, dass sie ihn gern als Auszubildenden zum Tischler einstellen. Raouls Vater ist ebenfalls Tischler, und der Jugendliche fiel in der Werkstatt durch seinen Einsatzwillen auf. "Eigentlich so, wie es auch im Sport ist: Er packt an, ist fleißig, sieht, was zu tun ist und legt los", lobt Frank Biebricher.

Beratung der Handwerkskammer 

Und schließlich klappte auch die organisatorische Seite: Dass Raoul durch sein Fußballtalent eine Ausbildung in Teilzeit machen sollte, war für die Biebrichers nie ein Problem. "Wir haben uns erkundigt, und die Handwerkskammer Koblenz hat uns toll unterstützt. Herr Gilles kam als Berater zu uns, hat erklärt, wie das auf den Weg gebracht wird. Das funktioniert problemlos", berichtet Karen Biebricher.

Auch dass Raoul wegen der Nähe zum ICE-Bahnhof die Berufsschule und Lehrgänge in Limburg, also in Hessen, besucht, war keine Hürde. Der 17-Jährige ist nun dankbar und glücklich, dass er zwei Träume gleichzeitig verwirklichen kann: "Ich will Fußball spielen und meine Ausbildung durchziehen!" Als hervorragender Stürmer hat er den Abschluss dabei fest im Blick und auf dem Fuß.

Teilzeitausbildung: So klappt's

Eine Ausbildung in Teilzeit ist seit 1. Januar 2020 keine Ausnahmeregelung mehr für Menschen in besonderen Lebenslagen, sondern grundsätzlich für alle zulässig. Hier sind einige wichtige Rahmenbedingungen:

Zunächst einmal gibt es grundlegende Voraussetzungen, damit eine Teilzeitausbildung möglich ist. Die Ausbildungsvertragsparteien müssen mit der Teilzeitberufsausbildung einverstanden sein. Die Teilzeitausbildung muss schriftlich vereinbart werden. Die täg­liche oder wöchentliche Ausbildungszeit darf nicht um mehr als 50 Prozent der normalen Ausbildungszeit gekürzt werden. Die Dauer der Ausbildung verlängert sich individuell, angelehnt an die Kürzung. Maximal kann sie von drei auf 4,5 Jahre ausgedehnt werden.

Im Detail erläutert die Arbeitsgemeinschaft (AG) der Handwerkskammern Rheinland-Pfalz, dass bei der Teilzeitberufsausbildung die tägliche oder wöchent­liche Ausbildungszeit nach Bedarf verkürzt werden kann. So kann man die Ausbildung optimal anpassen. Gleichzeitig gilt: "Auch bei der Teilzeitberufsausbildung ist sicherzustellen, dass die volle berufliche Handlungsfähigkeit während der Ausbildungszeit erworben wird. Es muss gewährleistet sein, dass die Auszubildenden trotz Kürzung der betrieblichen Ausbildung mit den Betriebsabläufen vertraut gemacht werden", erklärt die AG. Es sei also wichtig, dass auch in Teilzeit planvoll und strukturiert ausgebildet wird und ein betrieblicher Ausbildungsplan beachtet wird.

Die Berufsschulpflicht bleibt voll erhalten, und auch die Kurse der überbetrieblichen Ausbildung sind zu 100 Prozent zu besuchen.

Detaillierte Informationen zur Urlaubsregelung, Prüfungen oder der Vergütung gibt es auf den Internetseiten der Arbeitsgemeinschaft der rheinland-pfälzischen Handwerkskammern

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Text: / handwerksblatt.de

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