Dieselkrise hemmt Umsatzwachstum
Im vergangenen Jahr wurden deutlich mehr Fahrzeuge zugelassen, der Umsatz stieg jedoch nur um 1,4 Prozent. Laut ZDK-Präsident Jürgen Karpinski ist das eine Auswirkung der Dieselkrise.
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Trotz deutlich gestiegener Neuzulassungszahlen ist der Umsatz im Kfz-Gewerbe 2017 lediglich um 1,4 Prozent auf rund 174,4 Milliarden Euro gewachsen (Vorjahr 172 Milliarden Euro). Das sei eine Auswirkung der Dieselkrise, sagt Jürgen Karpinski, Präsident des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK). Denn die Umsatzverluste seien im Gebrauchtwagensegment zu verzeichnen. "Die Autokäufer sind zutiefst verunsichert, drohende Fahrverbote in den Ballungsgebieten machen gebrauchte Diesel fast unverkäuflich", sagte er auf der Jahrespressekonferenz des Kfz-Gewerbes in Berlin. Gebrauchte Diesel-Pkw würden inzwischen durchschnittlich 100 Tage beim Handel stehen, Benziner hingegen nur 80 Tage. Jeder Standtag koste den Händler rund 28 Euro pro Tag und Fahrzeug. Hinzu komme der Wertverlust mit einigen tausend Euro pro Fahrzeug.
"Daher ist es umso wichtiger, dass es auf politischer Ebene in Sachen Hardware-Nachrüstung älterer Diesel jetzt schnell vorangeht", sagte Karpinski. Ein positives Signal in diese Richtung sei die Aussage im Koalitionsvertrag, die Nachrüstung von Diesel-Bestandsfahrzeugen mit NOx-reduzierender Technik in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Diesel-Expertenrunden regeln zu wollen. Auch die Mehrzahl der Autohändler bewertet die Hardware-Nachrüstung als wirksame Maßnahme zum Werterhalt der Bestände und zur Reduzierung der Standzeiten.
Werkstattgeschäft auf stabilem Niveau
Das Werkstattgeschäft zeigte sich stabil auf hohem Niveau (Foto: © Dmitry Kalinovsky/123RF.com) Die vorläufige Durchschnittsrendite im Kfz-Gewerbe liege zwischen 1,3 bis 1,6 Prozent und werde unter dem Wert des Vorjahres (1,7 Prozent) bleiben. "Das ist kein Wunder, denn die Kostenbelastung des Handels ist vor allem aufgrund der vielen hunderttausend gebrauchten Diesel, die beim Handel auf Halde stehen, und der noch zu erwartenden Leasing-Rückläufer zum Teil existenzbedrohend", so Karpinski. Eine aktuelle Blitzumfrage des ZDK bei fast 1.600 Autohändlern bestätige diese Einschätzung. Demnach sind die Bestände an Euro-5-Diesel-Pkw bei 55 Prozent der befragten Händler im Vergleich zum August 2017 weiter gestiegen. Damals hatte der ZDK im Handel einen Bestand von rund 300.000 Euro-5-Diesel-Pkw ermittelt, die einem Wert von rund 4,5 Milliarden Euro entsprechen.
Einen Umsatzrückgang musste das Kfz-Gewerbe im Pkw-Gebrauchtwagengeschäft hinnehmen. Der Wert sank um 1,9 Prozent auf 66,3 Milliarden Euro (Vorjahr 67,6 Milliarden Euro). Über den Autohandel wechselten im vergangenen Jahr 4,98 Millionen Fahrzeuge die Besitzer. Das sind 68 Prozent des Gesamtmarkts von knapp 7,3 Millionen Pkw (Vorjahr 7,4 Millionen). Rund 90.000 mehr verkaufte Neuwagen ließen den Umsatz in diesem Geschäftsfeld um fünf Prozent auf 64,1 Milliarden Euro steigen (2016: 61 Milliarden Euro). Stabil auf hohem Niveau zeigte sich das Werkstattgeschäft. Die Umsätze wuchsen um 0,5 Prozent auf 32,1 Milliarden Euro (2016: 31,9 Milliarden Euro). Im Durchschnitt waren die Werkstätten im vergangenen Jahr mit 86 Prozent ausgelastet, das ist ein Prozentpunkt mehr als 2016.
Mehr Azubis eingestellt
Im vergangenen Jahr wurden 3,2 Prozent mehr neue Auszubildende eingestellt als im Jahr 2016. Bis zum 30. September 2017 wurden insgesamt 29.835 Ausbildungsverträge und damit 930 mehr als im Jahr 2016 abgeschlossen (28.905). "Die Autoberufe Kfz-Mechatroniker und -Mechatronikerin und Automobilkaufmann und -frau verzeichnen nun bereits im vierten Jahr in Folge steigende Ausbildungszahlen", betonte Karpinski. "Diese Entwicklung bestätigt die hohe Attraktivität und Zukunftsfähigkeit einer Ausbildung im Kfz-Gewerbe." Insgesamt bildet das Kfz-Gewerbe zurzeit 92.100 junge Menschen in technischen und kaufmännischen Berufen aus (Vorjahr: 91.160).
Die Anzahl der Betriebe ging im vergangenen Jahr um 270 auf insgesamt 37.470 zurück. Während die Anzahl der fabrikatsgebundenen Betriebe um 3,1 Prozent auf 16.280 sank, stieg die Zahl der freien Werkstätten um 1,2 Prozent auf 21.190. Die Gründe liegen hauptsächlich im weiter fortschreitenden Konzentrationsprozess und der Bereinigung der Händlernetze durch Hersteller und Importeure. Dem entsprechend sank die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um 1,3 Prozent auf 449.640 (2016: 455.500).
Text:
Lars Otten /
handwerksblatt.de
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