Mittelstand: Krisenmanagement verdrängt strategische Projekte
Durch die Krisen werden im Mittelstand strategische Projekte durch kurzfristiges Krisenmanagement verdrängt. Bei der Bewältigung der Herausforderungen sind die Steuerberater oft die ersten Ansprechpartner. Die Kanzleien arbeiten, wie eine Umfrage der Datev ergeben hat, selbst auch am Limit.
Der Mittelstand leidet unter multiplen Krisen. Sechs Prozent der Unternehmen sind aktuell von einer Insolvenz bedroht, so das Ergebnis einer Befragung der Datev eG unter Steuerberatungskanzleien. Meist handelt es sich dabei um kleine Betriebe mit bis zu zehn Mitarbeitern aus den Branchen Dienstleistung, Kultur, Freie Berufe sowie Gastronomie.
Foto: © DATEV eGAuch Unternehmen, die nicht akut von einer Insolvenz bedroht sind, sind nach Angaben der Kanzleien mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert. 80 Prozent der Betriebe leiden unter einem akuten Fachkräftemangel, 70 Prozent sind von steigenden Energiekosten betroffen und 68 Prozent leiden unter den Rohstoffpreisen.
Strategische Projekte werden verdrängt
"Lang- oder mittelfristige strategische Projekte werden aktuell durch schnelles, operatives Krisenmanagement verdrängt. Unternehmen müssen auf die Schnelle ihre Geschäftsprozesse oder sogar Geschäftsmodelle anpassen", erklärte Dr. Robert Mayr, Vorstandsvorsitzender der Datev bei der Jahrespressekonferenz der Genossenschaft.
Extrem hohe Arbeitsbelastung in den Kanzleien
Foto: © DATEV eGDabei seien Steuerberater oft die ersten Ansprechpartner. Wobei 88 Prozent der Kanzleien angesichts der Abwicklung der Corona-Hilfen und der Grundsteueränderungen selbst "am Limit" arbeiten. Mayr warnte davor, angesichts der akuten Krisen wichtige Digitalisierungsprojekte in den Kanzleien zu verschieben.
Die extrem hohe Arbeitsbelastung in den Kanzleien und das drängende operative Krisenmanagement in den Unternehmen lasse kaum Luft übrig für strategische Weiterentwicklungen, gerade auch um im technologischen Wandel mithalten zu können und krisenresilienter zu werden. "Das beschäftigt uns sehr", so Mayr.
Cloud-basierte Ökosysteme mit übergreifenden Datenflüssen und Prozessen zwischen Anwendungen aller Geschäftspartner würden die IT-Infrastruktur der Zukunft darstellen, ist Mayr überzeugt.
Zuwachs vor allem bei Cloud-bezogenen Dienstleistungen
Der IT-Dienstleister Datev eG selbst hat im Geschäftsjahr 2021 mit einem Plus von 5,5 Prozent einen Umsatz von 1,22 Milliarden Euro erzielt. Auch in das erste Halbjahr 2022 ist Datev mit einem Umsatz von 639,6 Millionen Euro gut gestartet. Die Zahl der Mitarbeitenden stieg auf 8.400. "Angesichts der aktuellen angespannten wirtschaftlichen Lage in Deutschland, der EU und weltweit agieren wir als verlässlicher Partner unserer Mitglieder und deren meist mittelständischen Mandanten", betonte Mayr.
Die Zahl der Datev Kunden und Kundinnen hat im Mai 2022 die 500.000-Marke geknackt. Das sind Steuerberaterinnen und Steuerberater und deren mittelständische Mandanten. "Entsprechend stieg der Umsatz bei den Datev-Lösungen für Unternehmen um knapp neun Prozent", berichtete Datev-Finanzvorständin Diana Windmeißer.
Insbesondere Cloud-Lösungen wie etwa Unternehmen online (plus 28,9 Prozent), Auftragswesen online (plus 33,6 Prozent), Belege online (plus 11,6 Prozent) und Arbeitnehmer online (plus 47,3 Prozent) wurden vermehrt genutzt. Insgesamt hätten Cloud-bezogenen Dienstleistungen und Lösungen über alle Produktgruppen hinweg einen Anteil von 49 Prozent am Wachstum.
Die Zahl der mit Datev-Lösungen erstellten Lohn- und Gehaltsabrechnungen erreichte im Juni 2022 mit 14,4 Millionen einen neuen Höchstwert.
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Text:
Kirsten Freund /
handwerksblatt.de
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