Hauptegeschäftsführer Hans Jörg Hennecke, Präsident Andreas Ehlert, Vizepräsident Rüdiger Otto und Vizepräsident Berthold Schröder (v. l.)

Hauptegeschäftsführer Hans Jörg Hennecke, Präsident Andreas Ehlert, Vizepräsident Rüdiger Otto und Vizepräsident Berthold Schröder (v. l.) (Foto: © Handwerk.NRW)

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"Wir müssen jetzt Flagge zeigen"

Handwerkspolitik

Bei der Sitzung des nordrhein-westfälischen Handwerksrats betonte Präsident Andreas Ehlert die Verantwortung des Handwerks im politischen Diskurs. Es müsse seine Standpunkte deutlich kommunizieren und klare Botschaften an die Politik senden.

Das nordrhein-westfälische Handwerk blickt zurück auf ein politisch ereignisreiches Jahr. Die in diesem Jahr neu gewählte Bundesregierung habe die in sie gesetzten Hoffnungen bisher nicht erfüllen können, sagte Andreas Ehlert bei der diesjährigen Sitzung des Handwerksrats. "Wir sind in einer ähnlichen Krisensituation, wie wir sie bei der Ampelkoalition auch gehabt haben", so der Präsident von Handwerk.NRW. Es gehe dabei auch um ernste wirtschaftspolitische und auch sozialpolitische Fragen. Die seien Antworten der Regierung darauf bisher zu wenig. "Insgesamt, verliert auch jetzt die politische Mitte in einem rasanten und beängstigenden Tempo das Vertrauen der Menschen in diesem Land."

Am Ende drohe das zu einem demokratiepolitischen Problem zu werden. Hier komme auch dem Handwerk eine besondere Verantwortung zu. "Auch wir müssen jetzt Flagge zeigen und nicht alles im Konsens windelweich behandeln. Wir müssen deutlich sagen, wo unsere Positionen sind, wofür wir stehen und was wir politisch anmahnen", betonte Ehlert. Die klare Botschaft des Handwerks sei: "Unser Land braucht jetzt echte, strukturelle, Reformen. Wir brauchen echte Antworten auf echte Probleme." Stattdessen flüchte sich die Politik derzeitig in Scheinlösungen.

Handwerk kritisiert Industriestrompreis

Ehlert kritisierte den von der Regierung beschlossenen Industriestrompreis. Es sei falsch, wenn es Subventionen nur für die großen Konzerne gibt, aber nicht für den Mittelstand und den Verbraucher. Man könne nicht nur an den Symptomen herumdoktern, ohne an die Ursachen heranzugehen. Auch im Klimaschutz müsse mehr passieren. Gesetzte Ziele müssten auch umgesetzt werden. Dafür brauche es eine realistische und belastbare Strategie. Die dringend nötigen Investitionen in die Infrastruktur über das Sondervermögen drohten zu versanden, weil damit oft nicht zusätzliche Projekte finanziert werden, sondern über den Kernhaushalt geplante Maßnahmen. Hinzu kämen die reformbedürftigen Sozialsysteme mit den immer weiter steigenden Lohnnebenkosten. "Wir können nicht tatenlos zuschauen, wie man die Sozialabgaben weiter zu Lasten der Unternehmer, aber auch zu Lasten unserer Mitarbeiter immer und immer weiter erhöht."

Auf Landesebene habe das Handwerk viele wichtige Erfolge erreichen können – dazu gehörten die Meisterprämie, die kleine Bauvorlagenberechtigung und der Modernisierungspakt 2.0. Ehlert: "Das waren alles wichtige handwerkspolitische Signale und für die dürfen wir auch dankbar sein. Aber es gibt eben auch Fehlentscheidungen, mit denen wir uns eben nicht abfinden dürfen." Die Grundsteuerreform in NRW habe die Landesregierung "völlig verkorkst", die Abkehr vom Prinzip der Fach und Teillosvergabe in der Gemeindeordnung sei ebenfalls nicht im Sinne des Handwerks. Und das geplante Tarifentgeltsicherungsgesetz verursache nach aktuellem Stand nicht nur mehr Bürokratie, sondern setze sogar Anreize gegen die Tarifbindung.

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Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz

Neben der wirtschaftspolitischen Themen behandelte der Handwerksrat Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz (KI) für das Handwerk. Karl-Heinz Land, Inhaber von "neuland.ai" hielt dazu einen Impulsvortrag. Die KI-Transformation habe das Potenzial zu einem Produktionsgewinn von rund 500 Milliarden Euro und damit zu einem neuen Wirtschaftswunder für Deutschland zu führen. Auch das Handwerk könne an dieser Wertschöpfung teilhaben. Hier könne KI "dutzende, wenn nicht sogar hunderte" Anwendungen unterstützen: in der Kundenbetreuung, in der Lagerverwaltung, in der Datenanalyse, im Personalwesen, im Finanzwesen, in der Dokumentenverwaltung und -bearbeitung, in der Wartung, im Spesenmanagement und der Logistik. Deutschland im Bereich KI noch zu einem führendem Player werden, denn das Wissen, das die Wirtschaft und auch der Mittelstand habe, sein ein riesiger Goldschatz. "Wenn wir diesen Schatz in die KI bringen und ihn nutzbar machen, dann haben wir eine gute Chance", sagte Land.

Zum Abschluss diskutierten Land, die beiden Landtagsabgeordneten und Vorsitzenden der Enquetekommission "Künstliche Intelligenz: Für einen smarten Staat in der digitalisierten Gesellschaft" des NRW-Landtags, Björn Franken (CDU) und Franziska Müller-Rech (FDP), und Dr. Jens Prager, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld, über die Vorteile der KI. Sie biete vor allem bei administrativen Tätigkeiten große Entlastungspotenziale bietet – sowohl beim Staat als auch in der Handwerksorganisation und bei privaten Unternehmen. "Künstliche Intelligenz kann unseren Betrieben helfen, Verwaltungsprozesse schneller und effizienter zu machen – von der Angebotserstellung bis zur Materialbestellung", erklärte dazu Andreas Ehlert. "Die eigentliche handwerkliche Tätigkeit wird sie aber nicht ersetzen. Das Handwerk ist und bleibt zukunftsfest."

VorstandswahlenAndreas Ehlert bleibt Präsident von Handwerk.NRW. Der Handwerksrat bestätigte den Schornsteinfegermeister und Präsidenten der Handwerkskammer Düsseldorf für drei weitere Jahre im Amt. Ebenfalls wiedergewählt wurden die beiden Vizepräsidenten Rüdiger Otto (Präsident des Unternehmerverbands Handwerk NRW und der Bauverbände NRW) und Berthold Schröder (Präsident des Westdeutschen Handwerkskammertags und der Handwerkskammer Dortmund).

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Text: / handwerksblatt.de

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