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"Innovative und erfolgreiche Betriebe sind nicht nur bereit für die Digitalisierung, sie fordern digitale Prozesse auch ein", sagt Steuerberater Thomas Lückel. (Foto: © kantver/123RF.com)

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Digitalisierung: So hilft der Steuerberater

Steuerberater verstehen sich heute als Coach für die Digitalisierung im Unternehmen. Wir haben mit einem Steuerberater gesprochen, der sich auf das Handwerk spezialisiert hat.

Handwerksblatt: Herr Lückel, Ihre Kanzlei Lückel & Partner hat sich auf die Beratung von Handwerksbetrieben spezialisiert. Gleichzeitig führen Sie eine der technisch modernsten Kanzleien in Deutschland. Sie arbeiten komplett digital im papierlosen Büro und bieten Ihren Mandanten eine tagesaktuelle digitale Buchführung. Sind die Handwerker denn bereit für so viel Digitalisierung?

Thomas Lückel: Die Zusammenarbeit mit unseren Handwerksbetrieben erfolgt bei uns bereits seit über 13 Jahren komplett digital. Innovative und erfolgreiche Betriebe sind nicht nur bereit für die Digitalisierung, sie fordern digitale Prozesse auch ein. Wir analysieren und optimieren die Abläufe und Prozesse in den Betrieben. Gemeinsam mit den Softwareherstellern für Handwerksprogramme richten wir Schnittstellen für die digitale Finanzbuchführung, digitale Lohnbuchführung, digitale Zeiterfassung, digitale Nachkalkulation und digitale Bauakte ein. Die Mitarbeiter begleiten sämtliche Prozesse. Im Anschluss optimieren wir dann die Vor- und Nachkalkulation sowie die Betriebswirtschaftliche Auswertung (BWA) aus betriebswirtschaftlicher Sicht sowie die Lohnbuchhaltung und den Jahresabschluss aus steuerlicher und finanzwirtschaftlicher Sicht.

Handwerksblatt:  Viele Handwerker fahren zweigleisig. Auf der einen Seite digitalisieren sie alles, auf der anderen Seite heften sie jede Rechnung, jeden Lieferschein und jedes Angebot auch noch in einem Aktenordner ab. Was sagen Sie den Betrieben dann?

Foto: © Thomas LückelThomas Lückel:
Dann fahren sie leider in die falsche Richtung. Alle Handwerksbetriebe haben eins gemeinsam: keine Zeit. Durch die Einführung digitaler Prozesse sollen die Abläufe optimiert und Durchlaufzeiten verkürzt werden. Es gibt tolle Softwareprogramme speziell für verschiedenste Gewerke, die eine komplette Digitalisierung ermöglichen, auch für kleine und mittelgroße Betriebe. Leider fehlt oft eine klare Strategie für die Einführung digitaler Prozesse.

Handwerksblatt: Wie weit fortgeschritten ist die Digitalisierung von Rechnungserstellung, Lohnabrechnung oder Finanzbuchführung in den Betrieben Ihrer Meinung nach?
Thomas Lückel: Bei unseren Mandanten sehr weit. Alle Betriebe, die mit uns zusammenarbeiten möchten, stellen auf digitale Prozesse um. Das ist jedoch noch die Ausnahme.  

Handwerksblatt: Eines Ihrer wichtigsten Themen ist ja Controlling. Sie haben hier vor Jahren ein Beratungskonzept speziell für Handwerker entwickelt. Was genau bedeutet das?

Thomas Lückel:
Neben der Steuerberatung bieten wir den Handwerksbetrieben eine betriebswirtschaftliche Beratung an. Bei uns ist jedes Teammitglied Experte auf seinem Gebiet. Der sogenannte Baupsychologe im Team kümmert sich um Strategie, Mitarbeiterführung und Organisation. Die Betriebswirte sind vom Fach – viele haben vor ihrem Studium eine handwerkliche Ausbildung absolviert – und verantworten Kalkulation, Stundensätze und Produktivität. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Team Finanzbuchführung und Digitalisierung stellen optimale Prozesse in der Verwaltung sicher und liefern tagesaktuelle Auswertungen auf einem Top-Niveau, inklusive der Bewertung der Teilfertigen Leistungen. Das Team (Bau-)Lohn hat den kompletten Bereich der Lohnabrechnung unter sich. Ein Diplom-Bankbetriebswirt kümmert sich um die Themen Finanzierung, optimale Finanzstrukturen und Planungsrechnungen. Auf dieser Basis stellen wir allen Mandanten wertvolle Kennzahlen zur Verfügung. Gemeinsam überwachen und optimieren wir die Stundensätze, Zuschläge, die Vor- und Nachkalkulation sowie die Produktivität der Mitarbeiter. Das garantiert eine optimale Steuerung des Unternehmens und dank unserer digitalen Buchführung auch tagesaktuell.

Handwerksblatt: Wo werden im Handwerksbetrieb immer noch die häufigsten Fehler beim Controlling gemacht und wie kann da vielleicht die Digitalisierung helfen? Gibt es immer noch Betriebe, die nach Bauchgefühl und anhand des Kontostandes agieren?

Thomas Lückel
: Es ist sehr schön, dass Sie diese Frage stellen, denn genau hier werden bei der Einführung digitaler Prozesse die meisten Fehler gemacht. Viele Unternehmen kaufen sich eine Software und unterstellen, dass die Vor- und Nachkalkulation, die Bewertung der Teilfertigen Leistungen, der aktuelle Bautenstand und Liquiditätsteuerung "durch die Software" automatisiert erfolgt Über das Netzwerk "Steuerberatung im Handwerk e.V." finden Sie weitere Steuerberater, die sich auf die Beratung von Handwerksbetrieben spezialisiert haben.und man sofort starten kann. Nach kurzer Zeit merken die Betriebe jedoch häufig, dass das nicht der Fall ist. Mangels Zeit und weiterer Unterstützung nutzt man die Software dann oftmals nur noch zum Rechnungen schreiben. Die Digitalisierung kann nur dann auch im Bereich des Controllings helfen, wenn die Prozesse aufeinander abgestimmt und ausreichend Zeit für die Einführung eingeplant wurden. Wer das konsequent umsetzt, wird auch hier erfolgreich sein. Die anderen steuern ihren Betrieb weiterhin nach Kontostand und Bauchgefühl, was leider in den meisten Fällen nicht mehr funktioniert. Dafür ist der Wettbewerb zu stark und wird immer stärker. Es lohnt sich daher, in die Digitalisierung in Verbindung mit der Optimierung der Prozess zu investieren. 

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Die Fragen stellte Kirsten Freund

Text: / handwerksblatt.de

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