Drei Länder, ein Prüfungstermin
Augenoptiker-Azubis aus Niedersachsen, Bremen und Mecklenburg-Vorpommern legen gemeinsam an einem Tag ihre Gesellenprüfung ab. Identische Standards sollen die Ausbildungsqualität verbessern.
Es ist schon die zweite Premiere, die die Landesinnung der Augenoptiker und Optometristen in Niedersachsen und Bremen in diesem Jahr feiert. Der Weg dorthin hat dem Prüfungsausschuss viel abverlangt. Das Ziel: eine einheitliche Gesellenprüfung an den Standorten Osnabrück, Bremen/Oldenburg und Hannover/Hankensbüttel. "Damit die Endverbraucher zufrieden sind, brauchen wir gut ausgebildete Gesellinnen und Gesellen, die nach identischen Standards geprüft worden sind und – das ist uns ganz wichtig – egal woher sie kommen", begründet der Vorsitzende des Prüfungsausschusses und Betriebsinhaber aus Bückeburg, Giovanni Di Noto, die Entscheidung, eine Art "Zentralabitur für angehende Augenoptiker" zu schaffen. Teil 1 der Gesellenprüfung wurde im Februar abgenommen, Teil 2 im Juni.
Gleicher Tag, gleiche Zeit, gleiche Inhalte – diesen Ansatz verfolgt die Landesinnung schon seit langem. Erst mit der neuen Ausbildungsverordnung im Jahr 2011, die eine gestreckte Abschlussprüfungvorsieht, und der Fusion der drei Augenoptikerinnungen Hannover, Osnabrück und Bremen des Landesinnungsverbands Niedersachsen zu einer Landesinnung im Jahr 2013 kommt der Stein richtig ins Rollen. Dem Beschluss der Mitgliederversammlung, die Gesellenprüfung an allen drei Standorten zu vereinheitlichen, folgt der schwierige Abstimmungsprozess. Denn mit der Zeit haben sich die Akteure aus Berufsschulen und Betrieben feste Abläufe erarbeitet, ihren Stil für die Formulierung der Aufgaben geprägt und eigene Bewertungskriterien geschaffen. Nun musste ein gemeinsamer Nenner her. "Es gab sehr, sehr viele Sitzungen mit kontroversen Diskussionen, an denen alle Mitglieder der Prüfungskommissionen beteiligt waren", fasst der Augenoptikermeister zusammen. Dank intensiver Gespräche und einem zeitnahen Austausch konnten alle Zweifler überzeugt werden.
Fragen im versiegelten Umschlag
Die Prüfungsaufgaben werden nun auf einer Internetplattform eingestellt und bearbeitet. Sie ist für alle Mitglieder der Prüfungsauschüsse offen. Kurz vor dem Tag X kann aber nur noch die Landesinnung darauf zugreifen. Sie zieht die Aufgaben aus dem Pool und schickt sie im versiegelten Briefumschlag an die Vorsitzenden der Prüfungsausschüsse. Von diesen wird am Tag der Prüfung vor den Augen der Prüflinge das Siegel gebrochen. Den ersten Durchlauf für den Teil 1 der Gesellenprüfung gab es für die Auszubildenden aus Niedersachsen, Bremen und Mecklenburg-Vorpommern (letztere werden ebenfalls an der Berufsschule in Hankensbüttel beschult) am 13. Februar.
An diesem Tag hat der für das Prüfungswesen zuständige stellvertretende Obermeister bewusst keine Verpflichtungen übernommen und das Geschehen beobachtet. "Die Auszubildenden fanden die Klausur verständlich formuliert und gut strukturiert", so Di Noto. Dies sei der Tenor an allen Standorten gewesen. Am Notendurchschnitt habe sich kaum etwas verändert. Lediglich die Schwankungen zwischen den drei Standorten seien nicht mehr so stark ausgefallen. Das einzige Manko: "Die Prüflinge waren mit den Aufgaben zu schnell fertig." Teil zwei der Gesellenprüfung, die im Juni angesetzt war, hat weitgehend dieselben Erkenntnisse geliefert.
Noch einige Stellschrauben zu drehen
Für Giovanni di Noto kommt es nun auf die Feinarbeit an. "An Stellschrauben wie der Zeit, dem Schwierigkeitsgrad oder der Punkteverteilung müssen wir noch drehen." Mit vergleichbaren Ergebnissen mehrerer Prüfungsdurchläufe rechnet er in fünf Jahren. Bis dahin möchte der Prüfungsausschuss auf jeden Fall einen Pool mit 20 Prüfungen stehen haben. Und dann hat der seit fast zwei Dekaden in der Verbandsarbeit engagierte Handwerker noch einen Traum: einheitliche Gesellenprüfung für Augenoptiker in ganz Deutschland. Bei solch einer Premiere wäre Giovanni di Noto sicher wieder gerne mit dabei.
Text:
Bernd Lorenz /
handwerksblatt.de
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