Eine Anleitung zum Glücklichsein für Handwerker
Das Glück eines Handwerkers hängt nicht vom Zufall ab, sondern von Planung, Sorgfalt und etwas rechtlichem Bewusstsein. Wer die Spielregeln kennt, kann am Ende mit Freude seine Arbeit abrechnen. Ein Experte erklärt, wie das gelingt.
Das neue Jahr rückt immer näher und mit ihm die alljährlichen guten Vorsätze, manches besser zu machen. Was wäre, wenn alles von Anfang an richtig läuft? Was wäre, wenn der Handwerker nicht erst zum Anwalt rennt, wenn der Auftrag schiefgeht – sondern bereits beim Vertragsschluss alles richtig macht? Wenn er weiß, welche Rechte und Pflichten er hat, welche Risiken er ausschließen kann und wie er sich seinen Werklohn rechtssicher sichert? Genau das ist das Ziel dieses Aufsatzes.
1. Der richtige Vertrag
Jede erfolgreiche Baustelle beginnt mit einem sauberen Vertrag. Der größte Fehler vieler Handwerker liegt darin, dass sie sich auf mündliche Absprachen oder einseitige Auftragsschreiben des Auftraggebers verlassen. Was wäre, wenn der Handwerker stattdessen seinen eigenen Vertrag verwendet? Ein klarer Werkvertrag nach § 631 BGB, bestenfalls auf Basis der VOB/B, wenn sie wirksam vereinbart ist.
Wichtig sind:
- Leistungsbeschreibung: Je genauer, desto besser. Nur das, was beschrieben ist, ist geschuldet.
- Vergütung: Klare Festlegung von Einheitspreisen, Pauschalpreis oder Regiearbeiten – und was als Nachtrag gilt.
- Ausführungsfristen: Mit Beginn, Dauer und Fertigstellungstermin.
- Zahlungsplan: Abschlagszahlungen nach § 632a BGB, gegebenenfalls verknüpft mit klaren Leistungsabschnitten.
- Immer an die Widerrufsbelehrung denken bei Verträgen, die am Telefon, per E-Mail oder außerhalb der eigenen Geschäftsräume gschlossen werden. Wer beim Vertrag keine Lücken lässt, erspart sich später Streit.
2. Dokumentation: der wahre Schlüssel zum Werklohn
Das zweite Geheimnis glücklicher Handwerker heißt Dokumentation. Was nicht dokumentiert ist, existiert rechtlich nicht. Fotos, Bautagebuch, Lieferscheine, Stundenzettel, E-Mails mit dem Bauleiter: Das alles wird im Streitfall zu Gold. Was wäre, wenn der Handwerker alles schriftlich festhält? Dann kann er beweisen,
- dass er pünktlich angefangen hat, so dass seine Arbeitsbeginnanzeige per Mail sinnvoll ist
- dass Hindernisse, etwa fehlende Vorleistungen, gemeldet wurden,
- dass er Nachträge angekündigt hat,
- und dass der Auftraggeber in Verzug geraten ist.
Zu einem ordentlichen Ende einer Baustelle, steht auch eine kurze Fertigstellungsanzeige an den Auftraggeber. Per Mail reicht.
3. Der Umgang mit Änderungen und Nachträgen
Kaum eine Baustelle läuft exakt nach Plan. Der Kunde will mehr Steckdosen, anderen Boden oder zusätzliche Arbeiten? Für den Handwerker kann das ein Glücksfall sein oder ein Albtraum. Was wäre, wenn der Handwerker bei jeder Änderung schriftlich bleibt? Dann wird aus jeder Zusatzarbeit ein fairer Nachtrag. Nach § 650 b BGB kann der Besteller Änderungen verlangen, aber nur mit Anpassung der Vergütung. Das bedeutet: Der Handwerker hat Anspruch auf Mehrvergütung (§ 650 c BGB).
Wichtig ist:
- Schriftliche Nachtragsvereinbarung, bevor die Arbeit ausgeführt wird.
- Kalkulation der Mehrkosten, einschließlich Baustellengemeinkosten.
- Kein "Augenzudrücken", sonst verliert der Handwerker bares Geld.
So bleibt er Herr seiner Kalkulation – und glücklich.
4. Behinderungen und Baustillstand: Ruhe bewahren, aber handeln
Was wäre, wenn der Bauherr nicht liefert, andere Gewerke im Weg stehen oder Pläne fehlen? Dann sollte der Handwerker nicht einfach weitermachen, sondern handeln. Sowohl beim BGB-Vertrag als auch beim VOB-Vertrag muss eine Behinderungsanzeige erfolgen – sofort und schriftlich. Nur so kann er sich auf Fristverlängerung oder Aufwendungsersatz berufen.
Eine gute Anzeige enthält:
- Datum,
- Beschreibung der Ursache,
- betroffene Leistung,
- Auswirkung auf die Bauzeit,
- Hinweis auf drohende Mehrkosten.
Wer das tut, schützt seine Rechte – und verhindert, dass am Ende ihm selbst die Schuld zugeschoben wird.
5. Kommunikation: freundlich, aber bestimmt
Ein glücklicher Handwerker ist kein Ja-Sager, sondern ein Profi mit Haltung. Der Kunde darf Wünsche haben, aber der Handwerker bestimmt, wie sie technisch und wirtschaftlich umsetzbar sind. Was wäre, wenn der Handwerker professionell, aber klar kommuniziert? Dann entstehen keine Missverständnisse. Er bestätigt Anordnungen schriftlich, antwortet sachlich auf Mängelrügen und bleibt stets respektvoll. Juristisch wie menschlich gilt: Wer höflich bleibt, gewinnt.
6. Mängel: kein Drama, sondern Routine
Auch die beste Arbeit kann Mängel haben. Doch Mängel sind kein Beinbruch, sondern eine Chance, Professionalität zu zeigen. Was wäre, wenn der Handwerker gelassen reagiert? Dann prüft er die Beanstandung, beseitigt berechtigte Mängel innerhalb einer angemessenen Frist und dokumentiert die Nachbesserung. Unberechtigte Rügen weist er sachlich zurück.
Ein Trick vieler erfahrener Handwerker: Sie lassen sich die Abnahme oder Mängelbeseitigung schriftlich bestätigen. Denn mit der Abnahme geht die Gefahr auf den Auftraggeber über (§ 644 BGB) und die Beweislast für Mängel dreht sich (§ 640 BGB).
7. Die Abnahme: der glücklichste Moment
Die Abnahme ist der Wendepunkt jedes Bauvorhabens. Sie entscheidet über den Werklohn, die Beweislast und die Gewährleistung. Was wäre, wenn der Handwerker selbst die Abnahme verlangt? Dann zeigt er Selbstbewusstsein und wahrt seine Rechte. Er kann eine förmliche Abnahme verlangen. Ein Satz mit Unterschrift des Auftraggebers reicht: Die Abnahme ist erfolgt. Wenn der Auftraggeber nicht reagiert, kann er eine Frist zur Abnahme setzen. Nach Fristablauf gilt die Abnahme als erfolgt (§ 640 Abs. 2 BGB). Damit ist der Weg frei für die Schlussrechnung.
8. Die Schlussrechnung: kein Bettelbrief
Viele Handwerker schreiben am Ende der Baustelle eine Schlussrechnung, die mehr nach Bittstellung aussieht als nach Anspruch. Dabei ist die Schlussrechnung das juristische Schlussstück einer erfolgreichen Arbeit. Was wäre, wenn der Handwerker die Schlussrechnung als Forderung formuliert?
Dann enthält sie:
- Leistungsübersicht,
- eventuelle Nachträge,
- Abzüge (Abschlagszahlungen, Skonto),
- Zahlungsfrist,
- Hinweis auf die Fälligkeit.
Mit einer ordnungsgemäßen Schlussrechnung wird der Werklohn fällig. Wird nicht gezahlt, kann der Handwerker verzugszinsfähig mahnen (§ 286 BGB) oder notfalls den Rechtsweg beschreiten – mit besten Erfolgsaussichten, wenn alles dokumentiert ist.
9. Sicherheit und Gelassenheit: die Königsdisziplin
Glück bedeutet nicht, dass nie etwas schiefgeht. Glück bedeutet, vorbereitet zu sein. Der Handwerker, der seine Verträge kennt, sauber dokumentiert und professionell kommuniziert, hat nichts zu befürchten. Was wäre, wenn der Handwerker Sicherheit als Teil seines Handwerks versteht?
Dann weiß er:
- Ein sauberer Vertrag ist so wichtig wie gutes Werkzeug.
- Eine Nachtragsvereinbarung ist kein Misstrauen, sondern Fairness.
- Eine Dokumentation ist keine Bürokratie, sondern Beweissicherung. Er ist nicht nur Handwerker, sondern Unternehmer mit Weitblick.
10. Fazit: Glück ist kein Zufall, sondern Ergebnis guter Vorbereitung
Das Glück des Handwerkers liegt in seiner eigenen Hand. Wer juristisch sauber arbeitet, kann ruhig schlafen, freundlich verhandeln und stolz abrechnen. Was wäre, wenn der Handwerker ab morgen jeden Auftrag so beginnt, wie man ihn beenden will: Mit Klarheit, Stolz und einem Lächeln, wenn der Kunde unterschreibt. Dann ist man auf dem besten Weg, glücklich zu bauen – und bezahlt zu werden.
Rechtsanwalt Carsten Seeger ist Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht
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Text:
Carsten Seeger /
handwerksblatt.de
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