Düstere Zeiten auch für das deutsche Handwerk.

Düstere Zeiten auch für das deutsche Handwerk. (Foto: © Elnur/123RF.com)

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So leidet das Handwerk unter der Corona-Pandemie

Umsatzeinbußen, weniger Aufträge, Beschaffungsprobleme und Kurzarbeit: Das Handwerk leidet schon jetzt enorm unter der Corona-Krise. Die Telefone bei den Beratern der Handwerkskammer stehen nicht still, wie Blitzumfragen der Handwerkskammer zeigen.

Die Handwerkskammer zu Köln wollte von ihren Mitgliedsbetrieben wissen, wie die konkreten wirtschaftlichen Auswirkungen der "Corona-Krise" sind. Die Ergebnisse einer Umfrage bei 1.300 Betrieben quer durch alle Gewerke zwischen dem 13. und 18. März 2020 zeigen bereits einen starken Einbruch der Kundennachfrage in vielen Bereichen des Handwerks.

Die befragten Betriebe berichten über Umsatzeinbußen, Beschaffungsprobleme sowie die Einführung von Kurzarbeit

 Hier geht es zu den Ergebnissen einer NRW-weiten Blitzumfrage im Handwerk!

Emotionale Beratungsgespräche

HWK-Präsident Hans Peter Wollseifer Foto: © Werner SchueringHWK-Präsident Hans Peter Wollseifer Foto: © Werner Schuering

Die Berater der Kammer sind jetzt stärker denn je gefragt. "Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Handwerkskammer zu Köln arbeiten derzeit am Limit", berichtet Hans Peter Wollseifer, Präsident der Handwerkskammer und zugleich auch ZDH-Präsident.

Die Gespräche am Telefon mit Handwerkerinnen und Handwerkern, die Unterstützung in dieser schwierigen Zeit suchen, seien zum Teil sehr emotional.

Die Betriebe hätten konkreten Beratungsbedarf, aber auch massive existenziellen Sorgen: "Gewerbemiete, Löhne, das Wegbrechen der Kundschaft - gerade die kleineren Unternehmen des Handwerks haben ja oft nur Rücklagen für drei bis vier Wochen, dann droht schon das Aus", so Wollseifer.

Das sei durchaus dramatisch, "denn im Handwerk haben wir oft fast familiäre Betriebsstrukturen; da hängen Schicksale dran".

Aus Sicht des regionalen Handwerks sei es jetzt an der Zeit, wirtschaftspolitische Fakten zu schaffen, so dass so viele Handwerksunternehmen wie möglich die Coronakrise überleben. 

Appell an die Kommunen: "Verfallt nicht in Schockstarre!"

Sein Appell an die Kommunen: "Wir dürfen nicht darauf warten, dass es vorbei ist. Habt Mut zur Entschlossenheit. Habt Mut zur Auftragsvergabe. Verfallt nicht in Schockstarre!" Für Wollseifer steht fest: "Es gibt genug zu tun! Das Handwerk in der Region braucht jetzt Aufträge!"

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Garrelt Duin, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Köln, betont: "Diese Tage setzen uns allen zu. Täglich, fast stündlich steigt die Zahl der Infektionen – und damit auch die Belastung der Handwerksbetriebe, die ja weiterhin ihren Dienst verrichten. Unsere aktuelle Umfrage zeigt, dass rund jeder zweite Handwerksbetrieb in der Region von den Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie betroffen ist.

Handwerkskammern wie die HWK zu Köln arbeiten aktuell unermüdlich an ihrem Beitrag zur Bewältigung dieser Krise und beraten am Telefon.

Die wichtigsten Ergebnisse der Kölner Umfrage

Städte mehr betroffen als die Landkreise

Handwerksbetriebe in den Städten Köln und Bonn leiden besonders unter den Folgen der Corona-Krise, wie die Umfrage-Ergebnisse belegen: 57,7 Prozent der Kölner Unternehmen sehen sich "betroffen". In Bonn und Leverkusen sind es sogar 58,2 Prozent der befragten Betriebe.

Etwas besser ist die Situation in den Landkreisen: Im Rhein-Erft-Kreis und im Oberbergischen Kreis berichten rund 51,7 Prozent, sie spürten Auswirkungen. Im Rhein-Sieg-Kreis sind es 51 Prozent und im Rheinisch-Bergischen Kreis knapp 54,4 Prozent. Die Betriebe im Rhein-Erft Kreis berichten zwar seltener über spürbare Folgen, dennoch sind auch hier 47,5 Prozent betroffen.


Diese Branchen leiden besonders stark

Die Umfrage der Kölner Handwerkskammer zeigt, dass einige Handwerksbranchen besonders unter der gegenwärtigen Situation leiden: Kfz-Handwerke (60,2 Prozent), Gesundheitshandwerke (59,3 Prozent) und Handwerke für den privaten Bedarf (57,9 Prozent) – hierzu zählen unter anderem Friseure, Uhrmacher und Textilreiniger.

Kundennachfrage lässt nach

Mehr als ein Drittel der Betriebe, die für den gewerblichen Bedarf arbeiten, berichtet von stark bis sehr stark nachlassender Kundennachfrage. Bei den Kfz-Betrieben sind das sogar 43,3 Prozent und bei den Nahrungsmittelhandwerken sind es gut 46 Prozent. Mehr als die Hälfte der Unternehmen des Gesundheitshandwerks sieht sich einer stark bis sehr stark rückläufigen Kundennachfrage gegenüber.

Weniger klagen zumindest derzeit noch Betriebe des Bauhauptgewerbes, unter das zum Beispiel Maurer und Betonbauer, Zimmerer- oder Dachdeckerbetriebe fallen. Hier sind es etwas mehr als 30 Prozent der Unternehmen, die mit mäßigen bis starken Auftragseinbrüchen rechnen.

Über Beschaffungsprobleme bei Material und Produkten klagen die Gesundheitshandwerke, nur 18,9 Prozent melden hier keinerlei Probleme.

54,5 Prozent sind es bei den Ausbaubetrieben, die geringe bis massive Schwierigkeiten bei der Materialbelieferung signalisieren. Ihre eigene Liefer- und Dienstleistungsfähigkeit sehen noch mehr als die Hälfte der Ausbauhandwerker als kaum negativ beeinflusst an.

Ihre Leistungspreise sehen die meisten der Befragten derzeit noch von der Krise nahezu unberührt. Besonders die Nahrungsmittelhandwerke sehen sich keinem Preiskampf ausgesetzt. Knapp 70 Prozent berichten, ihre Preise seien stabil. Auch 55,9 Prozent der Handwerksunternehmen für den privaten Bedarf berichten, dass sich die Corona-Krise bisher nicht auf ihre Preise ausgewirkt hat.

Mit Umsatzeinbußen kalkulieren nahezu alle Handwerksbranchen. Bei den Handwerken für den gewerblichen Bedarf sind es 36 Prozent, bei den Kfz-Handwerken 43,6 Prozent und bei den Handwerken für den privaten Bedarf sogar fast 50 Prozent der Unternehmen, die starke bis sehr starke Umsatzrückgänge verbuchen.

Beim Personalbestand sind insbesondere die Nahrungsmittel- (44,2 Prozent), die Kfz-Handwerke (36,6 Prozent) und die Gesundheitshandwerke (35,8 Prozent) mäßig bis sehr stark betroffen. Am stabilsten zeigt sich hierbei das Handwerk für den privaten Bedarf: 60,4 Prozent spüren keine Betroffenheit im Hinblick auf den Personalbestand.

Welche Auswirkungen befürchten die Betriebe?

Beunruhigend ist aus Sicht der Umfrage der HWK zu Köln, dass die Mehrzahl der befragten Unternehmerinnen und Unternehmer (60 Prozent), und zwar über alle Handwerke hinweg, Liquiditätsprobleme erwartet. Allen voran die Gesundheitshandwerke fürchten um ihre Liquidität (65,7 Prozent) dicht gefolgt von den Kfz-Betrieben (65,3 Prozent).

Knapp die Hälfte der Befragten (47 Prozent) der befragten Unternehmerinnen und Unternehmer erwartet einen erhöhten Kreditbedarf. Auch hier sind besonders die Gesundheitshandwerke zu nennen mit 51,5 Prozent und die Kfz-Betriebe mit 58,5 Prozent.

Mit Kurzarbeit rechnet vor allem das Bauhauptgewerbe. Hier sind es 62,1 Prozent der Befragten, die davon ausgehen, ihre Mitarbeiter nicht mehr voll beschäftigen zu können. Es folgen die Gesundheitshandwerke mit 53,9 Prozent und die Kfz- und die Nahrungsmittel-Betriebe gleichauf mit 4,9 Prozent und die Gesundheitshandwerke mit 53,6 Prozent.

Bei den Handwerken für den privaten Bedarf halten sich die Meinungen in etwa in Waage. Rund ein Viertel in dieser Gewerbegruppe gibt an, keine Einschätzung vornehmen zu können. 

Quelle: Handwerkskammer zu Köln
Stand 24. März 2020

Text: / handwerksblatt.de

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