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Sparkassen: Mittelstand wird die Krise meistern

Betriebsführung

Sparkassen: Die Corona-Pandemie hat den Mittelstand mit voller Wucht getroffen, aber er hat die Kraft, die Krise zu meistern. Die Unternehmen waren gut vorbereitet. Die Insolvenzgefahr ist gering.

Die Corona-Pandemie hat den Mittelstand mit voller Wucht getroffen. "Es ist die schlimmste Wirtschaftskrise seit dem Ende des zweiten Weltkriegs. Über alle Branchen hinweg erwarten wir für dieses Jahr einen durchschnittlichen Umsatzrückgang von 5,7 Prozent", erklärt Helmut Schleweis, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV). Der Verband hat seinen S-Mittelstands-Fitnessindex heute (15.09.) in Berlin vorgestellt.  

Einige Branchen leiden enorm, andere wachsen in der Krise

Die Umsatzrückgänge verteilen sich allerdings sehr unterschiedlich. Während das Gastgewerbe, die Tourismusbranche, die Automobilindustrie oder das Messe- und Eventgeschäft teilweise erhebliche Umsatzeinbußen hatten und haben, bleiben Bau, Gesundheit oder Sozialwesen auch in diesem Jahr auf Wachstumskurs, so die Analyse der 376 Sparkassen in Deutschland. 

Hintergrund Etwa zwei Drittel aller Mittelständler in Deutschland haben eine Geschäftsbeziehung zu einem Unternehmen der Sparkassengruppe. Quelle: DSGV

Liquiditätspolster zahlen sich jetzt aus

Insgesamt war der Mittelstand gut vorbereitet auf eine Krisensituation. Viele Firmen können mit hohen Eigenkapitalquoten von rund 39 Prozent die Gewinneinbrüche abfedern. Sie kommen aus eigener Kraft aus der Krise.

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In einigen Branchen wie dem Bau habe die wirtschaftliche Erholung nach dem Lockdown sogar bereits eingesetzt. Die Unternehmen der Hotellerie, Reisebranche und des Gastgewerbes hätten allerdings noch schwierige Zeiten vor sich.

"Insgesamt profitiert der Mittelstand von seiner Robustheit. Wir hoffen nun, dass der Erholungsprozess nachhaltig ist", so Schleweis. Von einem zweiten Lockdown geht der DSGV-Präsident nicht aus. "Wir können mit Zuversicht nach vorne blicken, wenn wir alle zusammen am wirtschaftlichen Aufschwung arbeiten." 

Ganz anders sieht es bei ganz kleinen Unternehmen und Soloselbstständigen aus, die im S-Mittelstands-Fitnessindex nicht erfasst sind. Sie würden oft über keine oder nicht ausreichende Reserven verfügen, um die Krisenmonate zu überstehen. Hier seien die staatlichen Hilfsprogramme besonders hilfreich, so der Sparkassen-Präsident. 

Gewinne brechen stärker ein als die Umsätze

Insgesamt seien die Gewinne im Mittelstand mit einem Minus von 44 Prozent erheblich stärker eingebrochen als die Umsätze. Trotzdem blieben die Unternehmen rentabel und es wird erwartet, dass sie 2020 eine Umsatzrendite von durchschnittlich 3,5 Prozent erwirtschaften, so Schleweis.  

S-Mittelstand-FitnessindexFür den S-Mittelstands-Fitnessindex wertet der DSGV einmal im Jahr 300.000 Firmenkundenbilanzen mit einem Jahresumsatz bis 250 Millionen Euro aus. Der Index wird seit sechs Jahren veröffentlicht.

Keine Insolvenzwelle erwartet

Der Sparkassen-Verband erwartet in diesem Jahr auch keine Insolvenzwelle und stuft die Insolvenzgefahr als moderat ein. Drei Viertel der Firmenkundenberater der Sparkassen gehen davon aus, dass im nächsten halben Jahr weniger als zwei Prozent der mittelständischen Firmenkunden Insolvenz anmelden müssen. Und dies sei unabhängig von der ausgesetzten Insolvenzantragspflicht.

Unternehmen wollen weiter investieren

86 Prozent der Berater gehen davon aus, dass ihre Kunden an langfristigen Investitionsvorhaben festhalten, wenn auch mit einer kurzfristigen Unterbrechung. Elf Prozent berichten von einer unveränderten Investitionsbereitschaft, nur drei Prozent gehen davon aus, dass ihre Kunden geplante Investitionsvorhaben aufgegeben hätten. Ihre Kreditvergabestandards hätten die Sparkassen im Übrigen nicht abgesenkt. 

Im ersten Halbjahr 2020 wurden rund 54 Milliarden Euro an neuen Krediten an Unternehmen und Selbständige zur Verfügung gestellt. Dies entspreche einem Plus von knapp 23 Prozent zum Vorjahreszeitraum, so der DSGV.

Mittelständler sind flexibel

Die Sparkassen beobachten eine große Fähigkeit bei den Unternehmen, sich an Veränderungen anzupassen. "Die Ergebnisse zeigen, dass man die Flexibilität des Mittelstands nicht unterschätzen darf", so Schleweis.

So hätten zum Beispiel Bekleidungshersteller auf die Herstellung medizinischer Schutzausrüstung umgerüstet oder stationäre Händler sich digitale Absatzwege erschlossen. Lediglich 14 Prozent der Sparkassen-Berater hätten mitgeteilt, dass ihre Firmenkunden die Geschäftsmodelle nicht verändert hätten.

Text: / handwerksblatt.de

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