"Vor allem die Verteuerung und Verknappung des Baulandes erweist sich als Breme für mehr Wohnungsbau", sagt Hermann Schulte-Hiltrop (Foto: © dolgavhov/123RF.com)

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Starker Rückgang bei den Baugenehmigungen

Die Baugenehmigungen der nordrhein-westfälischen Bauämter sind im Jahr 2017 im Vergleich zum Vorjahr um mehr als ein Fünftel gesunken. Das Baugewerbe ist alarmiert.

Im Jahr 2017 wurden von den nordrhein-westfälischen Bauämtern 52.482 Wohneinheiten genehmigt, 21,1 Prozent weniger Wohnungen als 2016 (damals: 66.555 Wohnungen). Das meldete das Statistische Landesamt. Der Schwund betreffe den Neubau (minus 18,2 Prozent), das Bauen im Bestand (minus 38,5 Prozent), Einfamilienhäuser (minus 11,7 Prozent), den mehrgeschossigen Wohnungsbau (15,9 Prozent) ebenso wie das Wohneigentum (minus 20,2 Prozent).

"Der Rückgang in dieser Höhe ist alarmierend", sagt Hermann Schulte-Hiltrop, Hauptgeschäftsführer des Baugewerbeverbandes Westfalen. Ein Bearbeitungsstau bei den personell unterbesetzten Bauämtern tauge als Erklärungsansatz zu wenig, meint er. "Vor allem die Verteuerung und Verknappung des Baulandes erweist sich als Bremse für mehr Wohnungsbau." Besonders gut sei dieser Trend beim Rückgang der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser abzulesen. Die Grunderwerbssteuer, in NRW mit 6,5 Prozent bundesweit in der Spitze, schlage hier besonders zu buche. Sie werde beim Ersterwerb durch den Bauträger und ein weiteres Mal beim Erwerb durch den Hauseigentümer fällig. Auch deshalb sei die Nachfrage nach diesen Gebäuden gegenüber dem Mehrgeschossbau deutlich ins Hintertreffen geraten.

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Weiter volle Auftragsbücher

Karlgünter Eggersmann, Präsident des Baugewerbeverbandes, sieht das Baugewerbe dennoch weiter gutem Kurs: "Für das erste Halbjahr 2018 verzeichnet das Bauhauptgewerbe weiter volle Auftragsbücher. Der Rückgang bei den Baugenehmigungen im Wohnungsbau deutet aber an, dass die Auftragsreserve zurückgeht." Der neu ins Amt gewählte Heimat- und Bauminister Horst Seehofer (CSU) müsse nun handeln.

Die Bauwirtschaft erwarte, dass die Vereinbarungen der großen Koalition zur Reform der Grunderwerbssteuer, zu Steueranreizen im Mietwohnungsbau und zum Baukindergeld zügig umgesetzt werden, so Eggersmann. Helfen könne auch die geplante Einführung einer "Grundsteuer C" durch die Koalition. Die Grundsteuer C wurde in Deutschland bereits in den Jahren 1961 und 1962 erhoben. Sie zielte darauf ab, steigende Preise für unbebaute und bebaubare Grundstücke in den Griff zu bekommen. Vielerorts im Bundesgebiet gab es eine Baulandnot, der es zu begegnen galt. "Insofern gibt es heute eine vergleichbare Situation", so Eggersmann.

Foto: © dolgavhov/123RF.com

Text: / handwerksblatt.de

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