"Durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Krise haben die Verbraucher in Deutschland weniger Geld zur Verfügung", sagt Stephan Vila, Geschäftsführer von Creditreform Boniversum und microm.

"Durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Krise haben die Verbraucher in Deutschland weniger Geld zur Verfügung", sagt Stephan Vila, Geschäftsführer von Creditreform Boniversum und microm. (Foto: © Creditreform)

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Überschuldung der Verbraucher: Der Schein trügt

Betriebsführung

6,85 Millionen Verbraucher in Deutschland sind überschuldet, immerhin 69.000 weniger als im Vorjahr. Doch der Schein trügt, das zeigt der Creditreform Schuldner-Atlas 2020. Die Corona-Krise schmälert das Haushaltseinkommen.

Die Überschuldung der Verbraucher in Deutschland hat 2020 trotz der Corona-Pandemie nochmals abgenommen, meldet Creditform. Die Wirtschaftsauskunftei stellt einmal im Jahr ihren Schuldner-Atlas vor. Demnach hat sich die Zahl der überschuldeter Privatpersonen in Deutschland um 69.000 Personen auf 6,85 Millionen verringert. 9,87 Prozent aller Erwachsenen in Deutschland sind überschuldet.

"Der vermeintlich positive Befund ist allerdings kein Zeichen der Entspannung", sagt Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Wirtschaftsforschung bei Creditreform. "Ein Ende der gesundheitspolitischen und ökonomischen Krisenlage ist angesichts des ansteigenden Infektionsgeschehens nicht absehbar." Die Folgen würden für Wirtschaft, Gesellschaft und Verbraucher gravierender sein als die der Weltfinanzkrise 2008 und 2009.

Viele Freiberuflicher und Soloselbstständige stehen kurz vor der Überschuldung

Das Phänomen Altersüberschuldung gewinnt aktuell noch stärker als in den Vorjahren an Bedeutung. Foto: © CreditreformDas Phänomen Altersüberschuldung gewinnt aktuell noch stärker als in den Vorjahren an Bedeutung. Foto: © Creditreform

"Durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Krise haben die Verbraucher in Deutschland weniger Geld zur Verfügung", sagt Stephan Vila, Geschäftsführer von Creditreform Boniversum und microm.

Die staatlichen Hilfsmaßnahmen hätten die schlimmsten sozialen Auswirkungen abgemildert. "Die erhöhte Sparneigung und Ausgabenvorsicht sowie eine größere Konsumzurückhaltung haben außerdem dafür gesorgt, dass ein flächendeckender Liquiditätsengpass bisher ausblieb", so Vila.

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Dennoch sei die Lage besorgniserregend. Rund 700.000 Menschen hatten zwischenzeitlich den Arbeitsplatz verloren, bis zu 7,3 Millionen Menschen waren oder sind in Kurzarbeit und viele Menschen mit geringem Einkommen können ihrer selbstständigen oder teilberuflichen Tätigkeit nicht nachgehen.

Geschätzte zwei Millionen Freiberufler und Soloselbstständige kämpfen um ihre Existenz "und stehen am Rande einer Überschuldung", so Vila weiter. 

Altersüberschuldung steigt

Außerdem gewinnt die Altersüberschuldung an Bedeutung, so Michael Goy-Yun, Geschäftsführer von Creditreform Boniversum und microm. Die Zahl überschuldeter Verbraucher über 50 Jahre habe mit 246.000 Fällen im Vergleich zum Vorjahr deutlich zugenommen. Jüngere Überschuldete unter 50 Jahre werden gleichzeitig weniger.

Warum trügt der Schein? 

Foto: © CreditreformFoto: © Creditreform

"Die langfristigen Perspektiven für die Überschuldungsentwicklung sind besorgniserregend, da die Corona-Pandemie auch eine weitere Polarisierung von Einkommen und Vermögen bewirkt", meint Patrik-Ludwig Hantzsch. Gutverdiener würden Einkommensausfälle kompensieren können. Sie sparen mehr und konsumieren weniger.

"Die unteren sozialen Schichten haben keine oder nur sehr geringe finanzielle Reserven und eine  negative Sparquote – sie verschulden und überschulden sich" ergänzt Stephan Vila.

Bereits jetzt würden deuten sich finanzielle Überlastungen andeuten, die zeitlich versetzt, zu einem Anstieg der Überschuldungsfälle führen werden, sind sich die Creditreform-Experten sicher.  

Quelle: Creditreform

 

Text: / handwerksblatt.de

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