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Vier-Tage-Woche: 81 Prozent der Beschäftigten sind dafür

Viele Handwerksbetriebe machen schon gute Erfahrungen mit der Vier-Tage-Woche. Nach einer Umfrage der Hans-Böckler-Stiftung halten sogar 81 Prozent aller Vollzeitbeschäftigten das Modell für sinnvoll - jedoch nur mit Lohnausgleich.

"Wir suchen dich! Tischler (m|w|d) Hast du Lust auf einen neuen Job? Lust Teil eines tollen jungen Teams zu sein? Bock auf eine 4-Tage Woche?" So wirbt die Tischlerei Daniel Müller aus Ramstein gerade um Verstärkung für ihr Team. 

"Alle 2 Wochen eine 4-Tage-Woche und damit ein langes Wochenende", bietet Bedachungen Neuss einem neuen Dachdecker-Vorarbeiter oder Jungmeister (m/w/d). Und diese beiden willkürlich bei Facebook rausgesuchten Firmen sind keine Exoten. Immer mehr Handwerksbetriebe bieten flexible Arbeitszeiten oder haben ein Modell für die Vier-Tage-Woche erarbeitet. Die Vier-Tage-Woche ist in aller Munde.

"Unser Krankenstand ist massiv gesunken"

Im Steinmetzbetrieb "Glöckner Natursteine" aus Neunkirchen können Beschäftigte schon lange in einer Vier-Tage-Woche arbeiten. Freitags haben momentan vier der 25 Beschäftigten frei. Sie arbeiten dann an den anderen Tagen entsprechend länger. "Hätte man mich vor zehn Jahren zur Vier-Tage-Woche gefragt, dann hätte ich gesagt, das ist nicht machbar. Dann haben wir es einfach gemacht und es ging", sagt Katja Hobler, kaufmännische Leiterin des Steinmetzbetriebes in einem Bericht für das Netzwerk "Erfolgsfaktor Familie". 

"Die positiven Folgen unserer Vier-Tage-Woche sind ganz deutlich sichtbar", so Hobler. "Unser Krankenstand ist massiv gesunken. Außerdem sind die Mitarbeitenden, wenn sie da sind, deutlich entspannter und leistungsfähiger."  Darüber hinaus habe der Betrieb viele Bewerbungen bekommen, weil die Mitarbeitenden Werbung für ihren familienfreundlichen Arbeitgeber gemacht haben. 

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Umfrage: Arbeitszeitverkürzung am liebsten bei gleichem Lohn

Die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung wollte jetzt wissen, was Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eigentlich von der Vier-Tage-Woche halten. Kernergebnis der Umfrage: Rund 81 Prozent der Vollzeiterwerbstätigen wünschen sich eine Vier-Tage-Woche mit entsprechend niedrigerer Wochenarbeitszeit.

Knapp 73 Prozent gaben allerdings an, eine Arbeitszeitverkürzung nur bei gleichem Lohn zu wollen. Lediglich acht Prozent der Erwerbstätigen würden ihre Arbeitszeit auch reduzieren, wenn sie dann weniger verdienen würden. 17 Prozent der Befragten lehnen eine Vier-Tage-Woche ab. Zwei Prozent der Befragten haben ihre Vollzeittätigkeit bereits auf vier Tage verteilt.

Die Befragten, die sich eine Vier-Tage-Woche wünschten, gaben an, mehr Zeit für sich selbst und für ihre Familie haben zu wollen. Das waren 97 beziehungsweise 89 Prozent; Mehrfachnennungen waren möglich. Mehr Zeit für Hobbies, Sport und Ehrenamt möchten 87 Prozent der Befragten. Rund 75 Prozent der Befragten möchten ihre Arbeitsbelastung verringern. Knapp 31 Prozent der Vollzeiterwerbstätigen möchten ihre Arbeitszeit aufgrund von gesundheitlichen Problemen verkürzen.

"Nicht der entscheidende Schlüssel zur Fachkräftesicherung"

Ob die Vier-Tage-Woche im Handwerk funktioniert, sei von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich, sagte ZDH-Präsident Jörg Dittrich im Februar dieses Jahrs in den Funke-Medien. Die Betriebe, die sich dafür entschieden haben, würden dies auch als Instrument nutzen, um ihre Arbeitgeberattraktivität zu steigern. Arbeitszeit- sowie Arbeitsschutzregelungen würden die Umsetzung allerdings teilweise erschweren.

Vor allem ein Rechtsanspruch darauf - wie es ihn bei Teilzeit bereits gibt - würde aber niemandem helfen. "Ob das Instrument im Einzelfall umsetzbar ist, hängt aber von vielen Faktoren ab: von der konkreten Ausgestaltung sowie der betrieblichen Arbeitsorganisation und auch vom Geschäftsmodell des Handwerksbetriebs", so Dittrich weiter. 

Dittrich schlägt vor, den Betriebsinhaberinnen und Betriebsinhaber in Absprache mit ihren Beschäftigten "eine größere Flexibilität bei der Verteilung von Arbeitsstunden im Wochenverlauf einzuräumen und im Arbeitszeitgesetz von einer täglichen auf eine wöchentliche Höchstarbeitszeit umzustellen". 

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Text: / handwerksblatt.de

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