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Zolar: "Wir sind ein digitaler Handwerksbetrieb"

Hausbesitzer konfigurieren online ihre neue Solaranlage, 700 Partnerbetriebe installieren sie beim Kunden: Im Interview erklärt Benjamin Rauser von Zolar, wie die Zusammenarbeit für Installateure mit dem PV-Anbieter abläuft und was er 2023 für die Solarbranche erwartet.

Die Solarbranche boomt: Im November 2022 waren auf Dächern und Grundstücken von Privatleuten und Unternehmen knapp 2,5 Millionen Photovoltaikanlagen installiert mit einer Gesamtleistung von 63,7 Gigawatt. Das waren 14 Prozent mehr PV-Anlagen als noch im November 2021, so das Statistische Bundesamt. Die Leistung stieg innerhalb eines Jahres um 13 Prozent.

Und die Bundesregierung will den Ausbau erneuerbarer Energien unter anderem mit steuerlichen Anreizen massiv voranbringen. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) macht den Kauf und die Installation einer Solaranlage bis 30 Kilowattpeak (kWp) jetzt mit null Prozent Mehrwertsteuer möglich. Außerdem entfällt für Betreiber von PV-Anlagen dieser Größe auch die Einkommenssteuer auf Solarstrom und damit die Verpflichtung die Einnahmen durch eine Solaranlage an das Finanzamt zu übermitteln.

Plattform für individuelle Solarlösungen

Schon vor dem großen Solarboom, im Winter 2016, haben Alex Melzer und Gregor Loukidis  in Berlin ihr Start-up Zolar gegründet, seit 2021 wird das Unternehmen von Alex Melzer und Benjamin Rauser geleitet. "Warum kann man alles online kaufen außer einer Solaranlage?", fragten sie die Gründer damals und entwickelten einen Online-Konfigurator - eine digitale Plattform für individuelle Solarlösungen für Ein- und Zweifamilienhäuser.  

Heute beschäftigt zolar deutschlandweit mehr als 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, arbeitet mit 700 lokalen Installationsbetrieben zusammen und versteht sich als "Digitaler Handwerksbetrieb". Was das bedeutet und wie die Zusammenarbeit mit Dachdeckern und Elektrikern abläuft, darüber haben wir mit Benjamin Rauser, Chief Operating Officer von Zolar, gesprochen:

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Benjamin Rauser, COO von Zolar Foto: © Zolar GmbHBenjamin Rauser, COO von Zolar Foto: © Zolar GmbH

DHB: Herr Rauser, warum versteht sich Zolar als digitaler Handwerksbetrieb?
Rauser: Zolar ist ein zertifizierter Elektromeisterbetrieb. Gleichzeitig bilden wir alle unsere Prozesse digital ab – darauf basiert unser Anspruch des digitalen Handwerksbetriebs. Natürlich wissen wir, dass wir die Energiewende nicht rein digital lösen werden. Wir müssen gleichzeitig unsere lokale Präsenz stark ausbauen – dazu gehört auch unsere mehr als 700 zertifizierten Partnerbetriebe deutschlandweit zu stärken und gemeinsam mit ihnen Hand in Hand zu wachsen.

DHB: Haben Sie selbst auch einen handwerklichen Hintergrund?
Rauser:
Ich persönlich habe keinen handwerklichen Hintergrund. Über unsere eigenen Installationsteams und die Arbeit mit unseren Partnern kenne ich das Handwerk aber sehr gut.

DHB: Wie läuft die Partnerschaft mit Handwerksbetrieben ab?
Rauser:
Die Kapazität im Handwerk ist eine wertvolle Ressource. Deswegen entlasten wir das Handwerk administrativ und fokussieren unsere Partnerbetriebe voll auf das, was sie am besten können: die Installation. Wir übernehmen sämtliche bürokratische Prozesse – von der Planung der PV-Anlagen, der Kommunikation mit den Kundinnen und Kunden, über die Beschaffung der Komponenten bis hin zur Qualitätsprüfung und Anmeldung beim Netzbetreiber. Die Handwerksbetriebe erhalten schlüsselfertige Projekte, die sie bei den Kundinnen und Kunden vor Ort installieren. Dabei garantieren wir unseren Partnern ein Installations-Volumen, so dass sie langfristig und verlässlich mit uns planen können. Uns ist wichtig, dass wir mit unseren Partnern auf Augenhöhe zusammenarbeiten und wir gemeinsam die Energiewende vorantreiben. Für die reibungslose Zusammenarbeit mit den Betrieben haben wir eine digitale Plattform geschaffen – das Zolar Project Center –, mit dem Installationsunternehmen ihre Aufträge ganz einfach annehmen, bearbeiten und dokumentieren können. Dadurch verschlanken wir analoge Prozesse und bringen noch mehr Tempo in die Energiewende.

DHB: Mit wie vielen Betrieben aus welchen Gewerken arbeiten sie aktuell bundesweit zusammen?
Rauser:
Unser Partnernetzwerk umfasst aktuell 700 Betriebe deutschlandweit aus dem Elektro- und Dachhandwerk. Wir bauen langfristige Beziehungen zu unseren Partnern auf. Qualität ist uns sehr wichtig, deswegen arbeiten wir mit erfahrenen Betrieben zusammen, die gemeinsam mit uns nachhaltig wachsen möchten.

DHB: Sind das eher kleinere Firmen oder große Installationsunternehmen?
Rauser:
In Sachen Größe ist alles dabei. Kleinere Betriebe mit fünf bis zehn Mitarbeitenden, die aber stark mit uns wachsen möchten. Bis hin zu größeren Unternehmen, die gut 40 bis 50 Anlagen pro Monat für uns installieren.

Foto: © Zolar GmbHFoto: © Zolar GmbH

DHB: Was sind die Vorteile für Betriebe und was kostet die Partnerschaft den Handwerker?
Rauser: Die Partnerschaft mit uns ist für das Handwerksunternehmen komplett kostenfrei. Wir bezahlen für jede erfolgreich umgesetzte Installation und setzen dabei auf faire Bezahlung und Planbarkeit. Durch uns garantierte Auftragsvolumen sind eine verlässliche Einnahmequelle für unsere Partnerbetriebe. Wir entlasten Betriebe komplett von der Bürokratie rund um das Thema Photovoltaik, so dass sie sich voll auf die Installation konzentrieren und dadurch ihren Umsatz steigern können. Außerdem liefern wir das Material vor Ort zu den Kundinnen und Kunden und bieten schlüsselfertige Projekte, die der Handwerksbetrieb dann installiert. Dabei behalten unsere Partnerunternehmen ihre volle Unabhängigkeit. Zudem fordern wir weder Anteile am Unternehmen, noch greifen wir in die internen Prozesse oder Buchhaltung unserer Partner ein.

DHB: Und was sind aus Ihrer Sicht die Vorteile für Kundinnen und Kunden?
Rauser:
Kundinnen und Kunden bekommen eine individuell auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Solarlösung – aus einer Hand. Mit unserem Zolar Online-Konfigurator können sich Hausbesitzende ihre eigene Solarlösung individuell zusammenstellen – natürlich begleitet von einer persönlichen Beratung durch unsere Solarexperten und Expertinnen. Zudem erhalten sie sehr transparente Informationen zu den individuellen Mehrwerten ihrer PV-Anlage, wie die CO2- und Kostenersparnis, ihren Gewinn über 25 Jahre und ihre monatlichen Stromkosten. Und wir kümmern uns natürlich um jeglichen Papierkram. Unsere App begleitet Kundinnen und Kunden ab Kauf bis zur Installation, so dass sie zu jeder Zeit den vollen Überblick über ihr eigenes Photovoltaik-Projekt haben. Bei der Installation freuen sich Kundinnen und Kunden, wenn zertifizierte und lokale Betriebe aus der Region zu ihnen nach Hause kommen

DHB: Sie sagen, dass Sie die Betriebe auch im Recruiting unterstützen und Schulungsprogramme anbieten, wie läuft das konkret ab?
Rauser:
Wir schulen unsere Partner auf unsere digitalen Prozesse, aber natürlich auch unsere Produkte. Die Branche und die angebotenen Komponenten entwickeln sich technisch fortlaufend weiter. Durch regelmäßige Schulungen stellen wir sicher, dass Installationen reibungslos ablaufen und qualitativ hochwertig sind. Viele unserer Partner bauen spezielle Zolar Teams in ihren Betrieben auf. Hierfür unterstützen wir Betriebe im Recruiting.

DHB: Welche Voraussetzungen muss ein Handwerker mitbringen, um mit Ihnen zusammenzuarbeiten?
Rauser:
Unsere Partner müssen Erfahrung im Bereich Photovoltaik mitbringen und offen für eine längerfristige Partnerschaft sein. Bevor wir eine Partnerschaft eingehen, machen wir eine vereinbarte Anzahl an Test-Installationen. Wir haben aber auch Partner, die mit uns im Elektro-Bereich gestartet sind und im Zuge der Zusammenarbeit jetzt auch Dach-Installations-Teams aufgebaut haben. So haben sie ihr Unternehmen gemeinsam mit uns vergrößert und für die Zukunft breiter aufgestellt.

DHB: Arbeiten Sie auch mit den betroffenen Verbänden, etwa dem ZVEH oder dem Dachdeckerhandwerk, zusammen?
Rauser:
Aktuell arbeiten wir noch nicht mit Verbänden zusammen. Mit Zolar verfolgen wir aber einen starken Partnerschafts- und Kooperationsansatz und sind deswegen auch sehr offen für die Kooperation mit Verbänden. Damit wir die Energiewende schaffen, braucht es alle Player am Markt, die gemeinsam am gleichen Ziel arbeiten.

DHB: Steuerliche Vergünstigungen und Fördergelder machen die Anschaffung einer Solaranlage gerade sehr attraktiv. Außerdem gilt in immer mehr Bundesländern bei Neubau-Vorhaben und umfangreichen Dachsanierungen eine PV-Pflicht. Wie können Sie diesen Nachfrageboom bewältigen, gibt es Lieferengpässe? Wie ist aktuell die Marktlage und wie entwickeln sich die Preise?
Rauser:
Die Liefersituation hat sich 2023 deutlich entspannt. Durch langfristige Verträge und ein großes Lager sind wir lieferfähig und können kurzfristige Schwankungen in den Lieferketten gut abfangen. Dadurch sind die Preise genau wie die Lieferzeit ab Kauf bis zur Installation deutlich gesunken. 

DHB: Was erwarten Sie für 2023?
Rauser:
Kürzere Installationszeiten bei weiterhin hoher Nachfrage. Es ist keine Frage des ob’s, nur des wann’s – jedes Haus in Deutschland wird in Zukunft über eine Photovoltaik-Anlage verfügen. Je früher man dabei ist, desto schneller profitiert man von den vielen Mehrwerten einer Solaranlage. Wir kommen aus einem Jahr 2022, in dem die Knappheit in der Photovoltaik ganz klar auf der Angebotsseite lag – bei Komponenten und Installateuren. In 2023 wird die beste Kundenerfahrung der entscheidende Faktor sein. Die ist nur dann hervorragend, wenn Komponenten verfügbar sind, die besten Installateure vor Ort sind und die Prozesse ineinandergreifen. Durch langfristige Lieferverträge, ein eigenes und gut gefülltes Lager und eine sehr starke Partnerbasis sind wir perfekt für 2023 gerüstet.

DHB: Haben Sie weitere Pläne, etwa im Bereich Wärmepumpen?
Rauser:
Der Photovoltaik-Markt ist zuletzt sehr stark gewachsen. Wir wollen uns 2023 voll darauf konzentrieren weitere starke Partnerschaften mit noch mehr Installationsbetrieben zu schließen und gemeinsam mit unseren Top-Partnern weiter zu wachsen. Wir werden unsere digitalen Prozesse und Tools sowohl auf Handwerksseite als auch für Kundinnen und Kunden mit neuen Angeboten ausbauen, um den Zugang, die Nutzung und die Installation von Photovoltaikanlagen noch stärker zu vereinfachen. Unser Ziel ist es, dass wir den gesamten grünen Energiebedarf von Hausbesitzenden abdecken. Da gehören für uns auch ganz klar die Themen Wärme und Mobilität dazu. Bereits heute verfügen unsere Photovoltaik-Anlagen über einen Wärmepumpen-Anschluss, so dass beide Techniken einfach miteinander kombiniert werden können

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Text: / handwerksblatt.de

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