Corona-Auswirkungen im Handwerk bleiben hartnäckig
Das ist ein Ergebnis der aktuellen Umfrage der Handwerkskammer Münster: Es besteht steigender Organisationsaufwand beim Infektionsschutz.
Für den Infektions- und Hygieneschutz tragen 94 Prozent der Handwerksbetriebe im Kammerbezirk Münster einen erhöhten Organisationsaufwand. Kostensteigerungen nehmen deswegen 44 Prozent von 480 Betrieben in Kauf, die an der Juli-Blitzumfrage der Handwerkskammer Münster teilnahmen. "Das Handwerk darf jetzt in seinem Mitwirken bei der Vorbeugung von Infektionen nicht nachlassen", kommentierte HWK-Präsident Hans Hund. Er rief zu unablässigen Bemühungen bei Maßnahmen wie Tests und Impfungen auf, um rechtzeitig ein Wiedererstarken der Pandemie zu vermeiden.
Der Corona-Effekt-Index der Handwerkskammer, der das Ausmaß der starken bis sehr starken Betroffenheit der Betriebe durch die Krise misst, liegt aktuell bei 21 Prozentpunkten. Er ging gegenüber dem Juni-Wert (21,8) leicht zurück, liegt aber höher als vor einem Jahr (18,6). Hund erinnerte daran, dass nach wie vor etliche Betriebe auf finanzielle Hilfen angewiesen seien, um ihre Existenz sowie Arbeits- und Ausbildungsplätze zu sichern.
Jeder dritte Betrieb beklagt Knappheit
Die Problemschwerpunkte haben sich im Monatsvergleich leicht verschoben. Die Materialbeschaffung ist noch etwas schwieriger geworden. Mittlerweile beklagen 91 Prozent der Befragten Knappheiten beim Einkauf von Vorprodukten und Rohstoffen. Jeder Dritte ist stark bis sehr stark betroffen Die Nachfrage hat ein wenig zugelegt; 69 Prozent der Betriebe verzeichnen allerdings noch nachlassende Kundenaufträge. Auch der Umsatz besserte sich einen Hauch. 78 Prozent der Betriebe verbuchen jedoch immer noch coronabedingte Rückgänge. 86 Prozent der Betriebe passten ihr Angebot an die Lage an.
Unveränderte 12 Prozent der Betriebe beklagen Liquiditätsengpässe. Weiterhin haben 8 Prozent einen erhöhten Kreditbedarf wegen Corona. 4 Prozent mussten Personal abbauen, das ist 1 Prozentpunkt weniger als im Juni. Dafür sehen 11 Prozent (1 Prozentpunkt mehr) einen Abbau von Beschäftigung als wahrscheinlich an.
Unterschiedliche Auswirkungen
Insgesamt am stärksten von Corona betroffen ist nach wie vor das personenbezogene Dienstleistungsgewerbe (zum Beispiel: Friseure, Kosmetiker, Fotografen, Maßschneider) mit einem Corona-Effekt-Index für starke bis sehr starke Betroffenheit in Höhe von 27,6 Prozentpunkten. Es muss die größten Nachfrage- und Umsatzeinbrüche aller Gewerke und die deutlichsten Probleme bei der Abnahme seiner Leistungen sowie Liquiditätsengpässe mit der Folge eines erhöhten Kreditbedarfs verkraften.
Danach kommen die Anbieter für den gewerblichen Bedarf, die vor allem Zulieferbetriebe umfassen (25,5) Prozentpunkten. Sie mussten von allen Branchen die meisten Anpassungen beim eigenen Angebot vornehmen. Bei anhaltenden Nachfragdefiziten ist der erhöhte Kreditbedarf am ausgeprägtesten. Dicht dahinter in der Beeinträchtigung liegt das Kraftfahrzeuggewerbe (24,8). Hier sind die Beschaffungsprobleme am massivsten. Jeder zweite Betrieb leidet hierunter stark bis sehr stark. Die Nachfrage ließ auch hier massiv nach.
Kaum sinkende Kundennachfrage
Im Bauhauptgewerbe (17,1) ist die Materialbeschaffung das größte Problem. Die nachlassende Kundennachfrage ist dagegen nur von geringer Bedeutung. Kurzarbeit ist am wenigsten gegeben, der Organisationaufwand aber beträchtlich erhöht. Die Branche muss die größten Kostensteigerungen verkraften, die auch am ehesten durch erhöhte Leistungspreise an Kunden weitergegeben werden. Gleiches gilt im Ausbaugewerbe, wenngleich geringfügig milder (15,0). Personalabbau ist hier aber noch weniger ein Thema. Im Gesundheitsgewerbe, zu dem beispielsweise Zahntechniker und Hörgeräteakustiker gehören (Index: 16,2), musste das eigene Angebot bisher am wenigsten angepasst werden.
Am besten kommt aktuell das Nahrungsmittelgewerbe durch die Coronazeit (8,4). Wenngleich es von allen den höchsten Organisationsaufwand und damit Kostensteigerungen schultert und sich Corona beim Personalbestand am ehesten bemerkbar macht, spürt es die geringsten Beeinträchtigungen bei Beschaffung, Lieferfähigkeit und Produktabnahme. Der Unterschiede des Corona-Effekts zwischen den beiden Regionen im Kammerbezirk ist nur noch minimal: Der Index liegt im Münsterland bei 20,9 Prozentpunkten und in der Emscher-Lippe-Region bei 20,5 Punkten. Der Blick auf die Kreise und kreisfreien Städte im Detail: Kreis Borken (16,7), Kreis Coesfeld (18,1), Kreis Steinfurt (22,4), Kreis Warendorf (23,4), Kreis Recklinghausen (17,9), Bottrop (24,0), Gelsenkirchen (21,2), Münster (23,6).
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Text:
Vera von Dietlein /
handwerksblatt.de
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