Hans Hund, Präsident der Handwerkskammer Münster, kommentiert die Ergebnisse der dritten Blitzumfrage im Kammerbezirk zu den Auswirkungen der Corona-Krise.

Hans Hund, Präsident der Handwerkskammer Münster, kommentiert die Ergebnisse der dritten Blitzumfrage im Kammerbezirk zu den Auswirkungen der Corona-Krise. (Foto: © Teamfoto Marquardt)

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Corona beeinträchtigt fast alle Handwerksbetriebe

Die dritte Blitzumfrage der Handwerkskammer Münster hat ergeben, dass die Corona-Krise mittlerweile starke Beeinträchtigungen im Handwerk bewirkt hat.

Die Corona-Krise beeinträchtigt mittlerweile 93 Prozent aller Handwerksbetriebe im Kammerbezirk Münster. Das hat die dritte Blitzumfrage der Handwerkskammer Münster zu den Pandemiefolgen ergeben. Daran beteiligten sich 897 Unternehmen. In der gleichen Umfrage vor einem Monat (Stichtag 21. März) fühlte sich gut die Hälfte der Befragten betroffen. Der Index für starke bis sehr starke Effekte im Handwerk legte im Vergleichszeitraum von 22 auf 32 Prozentpunkte zu. "Das Handwerk trägt die ergriffenen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie mit. Es begrüßt die Lockerungen für die meisten Ladengewerke", bekräftigte Handwerkskammer-Präsident Hans Hund. Wichtig sei aber auch, dass die NRW-Soforthilfe nach der zwischenzeitlichen Antragstellungspause nun schnell bei Betrieben ankomme. Außerdem blieben Existenzgründer, die sich erst in diesem Jahr selbstständig gemacht hätten, bislang von Hilfen unberücksichtigt. "Zumindest für junge Unternehmen, die länger als drei Monate bestehen, brauchen wir eine Härtefallregelung", so Hund. Von den befragten Handwerksbetrieben haben 56 Prozent die NRW-Soforthilfe bereits beantragt oder möchten dies tun. An die Kommunen im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region appelliert Hans Hund, wirtschaftliche Einbrüche durch die Vergabe von Aufträgen auszugleichen und kleine und mittlere Unternehmen vor Ort durch eine Mittelstandsoffensive zu fördern. Das komme auch Arbeits- und Ausbildungsplätzen zugute. 

Krise zeigt die Bedeutung der Digitalisierung

Handwerkskammer-Hauptgeschäftsführer Thomas Banasiewicz sagt: "Die Krise legt offen, wie wichtig die weitere Digitalisierung des Handwerks ist. Der Einsatz digitaler Techniken trägt stark dazu bei, das unternehmerische Überleben zu sichern und den Kundenservice auch in außergewöhnlichen Situationen aufrechtzuerhalten." Banasiewicz fordert eine bessere Förderung von Beratungsleistungen zur Digitalisierung und von Investitionen in Hard- und Software sowie Weiterbildung. Größtes Problem für die Betriebe sind die weggebrochenen Aufträge durch eine gesunkene Kundennachfrage. Hiervon fühlen sich 53 Prozent der Befragten stark bis sehr stark betroffen. Das spiegelt sich in fallenden den Umsätzen wieder, die über alle Branchen hinweg mäßig gesunken sind, bei 46 Prozent aber stark bis sehr stark. Das Handwerk versuche, seinen Personalbestand zu halten, auch mit Blick auf den voraussichtlichen Fachkräftemangel in der Zeit, wenn die Pandemie-Einschränkungen vollends aufgehoben würden. Kurzarbeit haben 31 Prozent eingeführt und steht bei 22 Prozent an. Die überwiegende Mehrheit (60 Prozent) hält Kündigungen für unwahrscheinlich. Nur 8 Prozent mussten betriebsbedingt Personal abbauen. Beschaffungsprobleme bestünden insgesamt nur mäßig, teilt die Handwerkskammer mit. Die Lieferfähigkeit der Betriebe und die eigenen Lieferpreise seien lediglich gering beeinträchtigt. Liquiditätsengpässe sind bei 18 Prozent der Befragten bereits eingetroffen und sehen 41 Prozent auf sich zukommen. Ein erhöhter Kreditbedarf besteht bei 9 Prozent und ist bei 33 Prozent wahrscheinlich. 

Dienstleistungen für Endkunden am stärksten betroffen

Am meisten beeinträchtigt sehen sich die Personenbezogenen Dienstleistungsgewerbe, die direkt für Endkunden arbeiten (Corona-Effekt-Index für starke bis starke Betroffenheit der Befragten: 41 Prozentpunkte). Es folgen die Anbieter für den gewerblichen Bedarf (39 Prozentpunkte), das Kfz-Gewerbe (33 Prozentpunkte), die Gesundheitsgewerbe (28 Prozentpunkte). Am geringfügigsten stark bis sehr stark beeinträchtigt sind die Ausbaugewerben (21 Prozentpunkte), die Nahrungsmittelgewebe (28 Prozentpunkte) (19 Prozentpunkte) und das Bauhauptgewerbe (17 Prozentpunkte). Bei der starken bis sehr starken Betroffenheit durch die Corona-Krise gibt es regionale Unterschiede im Kammerbezirk: Der Index erreicht in Gelsenkirchen 36 Prozentpunkte, in Münster 35 Prozentpunkte, in den Kreisen Warendorf und Recklinghausen jeweils 34 Prozentpunkte, in Bottrop 31 Prozentpunkte, im Kreis Borken 30 Prozentpunkte, im Kreis Steinfurt 27 Prozentpunkte und im Kreis Coesfeld 25 Prozentpunkte.

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Text: / handwerksblatt.de

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