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HWK des Saarlandes | Oktober 2025
Mutterschutz und Elternzeit für Auszubildende
Neue Leitfäden der Handwerkskammer des Saarlandes informieren über die Themen Mutterschutz, Elternzeit und Teilzeitausbildung.
Friseurmeister Holger Augustin (Foto: © Teamfoto Marquardt)
Vorlesen:
Die Handwerkskammern in Deutschland - HWK Münster
Oktober 2025
Friseurmeister Holger Augustin spricht über sein ehrenamtliches Engagement für das Handwerk und seine Wünsche an Politik und Gesellschaft.
Der Unternehmer aus Gelsenkirchen ist Obermeister, Kreishandwerksmeister (Emscher-Lippe-West) und seit 2009 Mitglied des Vorstandes der Handwerkskammer Münster. Er sitzt zudem deren Wirtschaftsförderungsausschuss vor.
DHB: Herr Augustin, Sie sind seit vielen Jahren im Ehrenamt aktiv. Was treibt Sie an, sich so stark in der Handwerksorganisation zu engagieren?
Augustin: Ich habe das Pfadfindergen. Das hat mich geprägt. Mir macht es Freude, anderen zu helfen und Dinge zu bewegen. Nach dem Tod meines Vorgängers bin ich ins Ehrenamt hineingerutscht – erst als Obermeister, später als Kreishandwerksmeister. Da hat auch das Alter gepasst. Seitdem merke ich: Die Aufgaben sind superspannend und geben mir Zufriedenheit. Für mich ist es selbstverständlich, dass Betrieb und Innung zusammengehören.
DHB: Welche Rolle hat Ihre Familie dabei gespielt?
Augustin: Ich bin die dritte Generation in unserem Familienbetrieb, den es seit 1927 gibt. Mein Vater war stellvertretender Obermeister und hat mir vorgelebt, wie wichtig Ehrenamt ist. Von ihm habe ich gelernt: Man übernimmt Verantwortung, nicht nur für sich, sondern auch für die Gemeinschaft. Das hat sich für mich bis heute bewährt.
DHB: Was bedeutet Ihnen die Verbindung von Betrieb und Innung ganz persönlich?
Augustin: Früher war es selbstverständlich, dass man Mitglied in der Innung ist. Diese gute alte Zeit ist vorbei. Heute müssen wir deutlich stärker erklären, welche Vorteile eine Mitgliedschaft bringt: Service, Vernetzung, Kostenvorteile. Das ist wichtig, denn gerade in Städten wie Bottrop und Gelsenkirchen stehen wir vor großen Herausforderungen.
DHB: Welche Hemmnisse erleben Sie dabei besonders stark?
Augustin: Wir merken, dass Neugründungen und Übernahmen im Handwerk zurückgehen. Es gibt viele wachsende Hürden für Unternehmertum. Hinzu kommt: Der Fachkräftemangel ist unser größtes Problem. Wir brauchen dringend mehr Personal, denn klar ist: Ohne Handwerk läuft nichts. Das Handwerk ist systemrelevant – aber die Fachkräfte sind Mangelware.
DHB: Wie könnte man mehr junge Menschen für das Handwerk begeistern?
Augustin: Wir müssen stärker betonen, was Handwerk eigentlich ausmacht: Kreativität, Wertigkeit, Lebensqualität. Im Handwerk entstehen Dinge von Dauer, man sieht das Ergebnis der eigenen Arbeit. Natürlich brauchen wir auch Akademiker, und es gibt sie im Handwerk. Aber wir müssen zeigen: Handwerk ist eine echte Alternative – mit Zukunft.
DHB: Welche Rolle spielen moderne Technologien dabei?
Augustin: Auch im Handwerk gewinnen smarte Technologien und Künstliche Intelligenz an Bedeutung. Trotzdem: Handwerksberufe sind Bereiche, in denen Menschen am wenigsten durch KI ersetzt werden können. Das macht unsere Wirtschaftsgruppe so besonders. Wir müssen diese Stärke viel mehr in die Gesellschaft tragen.
DHB: Sie sprechen auch von wirtschaftlichen Sorgen. Worin bestehen diese konkret?
Augustin: Viele Kunden halten sich derzeit bei der Auftragsvergabe zurück. Faire Arbeit muss fair entlohnt werden, aber wenn Sozialversicherungsbeiträge immer weiter steigen, ist das für Arbeitgeber wie für Arbeitnehmer eine Belastung. Hinzu kommen die wachsenden Zahlen von Langzeitarbeitslosen. Gerade in meiner Heimatstadt sehe ich Familien, in denen schon in der dritten Generation niemand arbeitet. Da fehlen Grundwerte wie Pünktlichkeit oder Respekt. Und ja: Sozialleistungsmissbrauch ist ein Thema, das unsere Strukturen belastet.
DHB: Was wäre aus Ihrer Sicht die Lösung?
Augustin: Wir müssen an die Wurzel gehen: bessere Bildung, mehr Lehrer. Leider ist es nicht überall selbstverständlich, dass Eltern die Schulbildung und Berufswahl ihrer Kinder unterstützen. Es ist wichtig, diese Eltern dafür zu sensibilisieren. Nur so schaffen wir langfristig Chancen.
DHB: Gleichzeitig gilt das Handwerk als Motor für Integration. Stimmen Sie zu?
Augustin: Absolut. Im Kammerbezirk haben wir Auszubildende aus 96 Nationen. Das Handwerk ist ein riesiges Integrationsfeld. Natürlich brauchen wir auch die gezielte Gewinnung geeigneter Fachkräfte aus dem Ausland. Aber genauso wichtig ist es, inländische junge Menschen mitzunehmen – gerade die, die bisher durchs Raster fallen. Da müssen wir an vielen Stellschrauben drehen: Sprache, Disziplin, Leistungsbereitschaft.
DHB: Was erfüllt Sie persönlich am meisten an Ihrem Ehrenamt?
Augustin: Es ist das Gefühl, etwas bewegen zu können – für den Betrieb, die Region, das Handwerk insgesamt. Das macht mich zufrieden und gibt Energie.
DHB: Und wenn Sie nach vorne schauen – was wünschen Sie sich für das Handwerk in den kommenden Jahren?
Augustin: Ich wünsche mir, dass das Handwerk mehr Wertschätzung erfährt – gesellschaftlich wie wirtschaftlich. Viele vergessen, wie sehr unser Alltag vom Handwerk geprägt ist. Gerade junge Menschen sollen erkennen, wie spannend, kreativ und zukunftssicher unser Bereich ist. Wer ins Handwerk geht, schafft bleibende Werte und hat echte Perspektiven. Wenn wir die Herausforderungen bei Fachkräften, Bildung und Integration meistern, gewinnt die gesamte Gesellschaft. Ohne Handwerk läuft nichts – mit Handwerk läuft vieles besser.
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