Im Baugewerbe helfen den Auszubildenden jetzt Sozialpädagogen, wenn dies notwendig werden sollte.

Im Baugewerbe helfen den Auszubildenden jetzt Sozialpädagogen, wenn dies notwendig werden sollte. (Foto: © yuttana jeenamool/123RF.com)

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Stufenausbildung Bau jetzt mit sozialpädagogischer Begleitung

Die HWK Trier hat ein bundesweit einmaliges Projekt mit großzügiger finanzieller Unterstützung der Nikolaus Koch Stiftung auf den Weg gebracht.

Vom Schulverweigerer ohne Abschluss bis hin zum Akademiker in Umschulung: Die Bauberufe bieten gute Berufsaussichten für jeden Bildungshintergrund. Entsprechend unterschiedliche Voraussetzungen bringen die Lehrlinge mit. Die Ausbilder der Handwerkskammer im Bauzentrum Kenn müssen daher immer wieder mit sehr heterogenen Leistungsniveaus innerhalb von Gruppen umgehen. In den vergangenen Jahren nahm die pädagogische Arbeit in der überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung (ÜLU) oft Überhand. Der Ruf nach sozialpädagogischer Unterstützung, wie sie an Schulen seit Jahren selbstverständlich ist, wurde laut. Jetzt unterstützen zwei Fachkräfte im Projekt ÜLU-Pädagogen die regionale Lehrlingsausbildung in den Bauberufen.

Ende 2018 war die HWK mit der Bitte, den Projektantrag finanziell zu fördern, an die Nikolaus Koch Stiftung (NKS) herangetreten. Mit Erfolg: Die NKS fördert das Projekt mit 224.000 Euro. So konnte zum Ausbildungsbeginn am 1. August 2019 ein ÜLU-Pädagoge seinen Dienst im Bauzentrum offiziell aufnehmen. Zu Beginn der vierjährigen Laufzeit ging es zunächst darum, das Angebot vor Ort zu verankern und bei den Jugendlichen bekannt zu machen. Mittlerweile nehmen zwei sozialpädagogische Fachkräfte, Michael Meyer und Barbara Thönnessen, die Kernaufgabe wahr, vorbelastete Lehrlinge in ihrer Ausbildung zu stabilisieren. So können die Ausbilder sich wieder voll und ganz ihren fachlichen Aufgaben widmen. Dadurch fördert das Projekt "ÜLU-Pädagoge" auch die Potenziale stärkerer Azubis.

Unterstützung vom ersten Ausbildungstag an

Thönnessen und Meyer teilen sich eine Vollzeitstelle. So können Lehrlinge und Ausbilder während der ÜLU in Kenn jederzeit auf sozialpädagogische Hilfe zurückgreifen. Wenn sich vor Ort Krisensituationen anbahnen oder es zu Problemen kommt, greifen die ÜLU-Pädagogen ein. Bei Bedarf vermitteln sie zwischen Auszubildenden und dem Betrieb, organisieren Nachhilfeangebote und unterstützen bei Alltagsfragen. Ab Ausbildungsbeginn ermitteln sie den voraussichtlichen Unterstützungsbedarf. Dazu befragen sie die Jugendlichen nach deren persönlichen Eingangsvoraussetzungen und spüren Hemmnisse in der Ausbildung auf – etwa mit kleinen Tests zu schulischen Grundkenntnissen, die im Handwerksalltag gebraucht werden.

Damit die neuen Lehrlinge eines Jahrgangs sich besser mit dem Handwerk und ihrem Ausbildungsberuf identifizieren, organisieren die ÜLU-Pädagogen eine Begrüßungsveranstaltung. Wegen der Coronapandemie fanden 2020 anstelle eines größeren Festakts mehrere kleinere Events statt. So hieß die Kammer die neuen Auszubildenden mit einem HWK-Poloshirt des Bauzentrums, einem Eintrag in das Jahrbuch Ausbildung und einer klein gestalteten Feierstunde im Handwerk herzlich willkommen. 

Viel vor bis zum Projektende

Pressekonferenz im Bauzentrum der HWK in Kenn (v. l.): ÜLU-Pädagoge Michael Meyer, Projektleiter Sven Kronewirth, Kammerpräsident Rudi Müller, Ausbildungsmeister Ralf Schmitz, NKS- Vorsitzender Dr. Manfred Bitter, HWK-Geschäftsführer Dr. Carl-Ludwig Centner, NKS-Geschäftsführerin Dr. Barbara Stahl und HWK-Hauptgeschäftsführer Axel Bettendorf Foto: © Constanze Knaack-SchweigstillPressekonferenz im Bauzentrum der HWK in Kenn (v. l.): ÜLU-Pädagoge Michael Meyer, Projektleiter Sven Kronewirth, Kammerpräsident Rudi Müller, Ausbildungsmeister Ralf Schmitz, NKS- Vorsitzender Dr. Manfred Bitter, HWK-Geschäftsführer Dr. Carl-Ludwig Centner, NKS-Geschäftsführerin Dr. Barbara Stahl und HWK-Hauptgeschäftsführer Axel Bettendorf Foto: © Constanze Knaack-Schweigstill

Auch wenn so manche innovative Idee umständehalber noch warten muss, so haben die ÜLU-Pädagogen bis zum Projektende im Jahr 2023 noch einiges vor. So sollen etwa ein Belohnungssystem mit sammelbaren Punkten oder auch Erlebnispädagogik für mehr Motivation im Ausbildungsalltag sorgen. Angedacht ist etwa ein Ausbilderfrühstück, um betriebliche Ausbilder stärker einzubeziehen. Schnupperpraktika im Bauzentrum sollen die Betriebe im Vorfeld bei der Bewerbersuche unterstützen. Begegnungen frischgebackener Gesellen auf Augenhöhe sind ebenfalls vorgesehen: Sie sollen neue Azubis in Vorträgen auf mögliche Stolpersteine in der Ausbildung hinweisen.

"Die ÜLU-Pädagogen reagieren vor Ort auf die Bedürfnisse der Auszubildenden und ihrer Ausbilder", sagt HWK-Geschäftsführer Dr. Carl-Ludwig Centner. "Sie geben ihr Bestes, um den Ausbildungserfolg aller Jugendlichen, die ihren Weg ins Bauhandwerk gefunden haben, nachhaltig zu sichern." Schließlich sei Handwerk ein Qualitätsversprechen. Um dieses halten zu können, seien die Fachbetriebe auf gut ausgebildetes und qualifiziertes Personal angewiesen. Um dieses zu finden und auszubilden, dürfe niemand außer Acht gelassen werden, ergänzt Projektleiter Sven Kronewirth: "Im Handwerk zählt nicht, wo du herkommst, sondern wo du hinwillst. Mit diesem Slogan wirbt die Imagekampagne des deutschen Handwerks um Nachwuchs. So bietet auch die Bauausbildung eine Chance für die unterschiedlichsten jungen Menschen. Wer diese Gelegenheit wahrnimmt, den wollen wir auch bestmöglich dabei unterstützen."

 

Hintergrund und KontaktInfo Im Bauhauptgewerbe regelt der Tarifvertrag über die Berufsbildung im Baugewerbe (BBTV) eine einheitliche Ausbildung mit über 30 Wochen überbetrieblichem Anteil in Bildungszentren. In der Region Trier findet diese Stufenausbildung Bau im Bauzentrum der HWK Trier in Kenn statt.
Kontakt Barbara Thönnessen, Tel. 0651 207194, E-Mail: bthoennessen@hwk-trier.de, Michael Meyer, Tel. 0651 207236, E-Mail: mmeyer@hwk-trier.de
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Text: / handwerksblatt.de

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