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Mit Unterstützung von allen Seiten hat Elvis Kurtishi seine Ausbildung geschafft. Ihm zur Seite standen seine Chefs Paul Moor (l.) und Stefan Zgrebski (o. r.), Pensionär Herbert Behres (o. l.) und Aurita Jankauskaite-Lepage von der HWK Trier (2. v. l.).

Mit Unterstützung von allen Seiten hat Elvis Kurtishi seine Ausbildung geschafft. Ihm zur Seite standen seine Chefs Paul Moor (l.) und Stefan Zgrebski (o. r.), Pensionär Herbert Behres (o. l.) und Aurita Jankauskaite-Lepage von der HWK Trier (2. v. l.). (Foto: © Constanze Knaack-Schweigstill)

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Vom Hilfsarbeiter zum Heizungsfachmann

Wie ein nordmazedonischer Familienvater gegen alle Widerstände kämpfte – und heute als SHK-Geselle durchstartet. Sein Motto: "Wenn man etwas erreichen will, schafft man das." Ein ganzes Dorf hat er auf seiner Seite.

Als Elvis Kurtishi 2017 mit seiner jungen Familie aus Nordmazedonien in Deutsch­land ankommt, hat er kaum Hab und Gut im Gepäck. Vor allem kein Bleiberecht, keine Arbeit, keine Sicherheit. Aber ein Abitur und Hoffnung. Sein Weg führt ihn zuerst in die Aufnahmeeinrichtung Her­meskeil, dann in die AfA Konz: fast 40 Monate zwischen Warten, Hoffen und Bangen.

Heute ist der junge Mann Geselle für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik in einem Handwerksbetrieb, hat den Führerschein und das Sprachniveau B1 in der Tasche. Dazwischen liegt ein Lebensweg, auf dem sich Mut und Menschlichkeit kreuzten.

Zunächst will Elvis Kurtishi bei der TEBA Fensterbau GmbH in Hermeskeil anheuern. Doch seine Hoffnung zerschlägt sich. Die Ausländerbehörde durchkreuzt seine Pläne: ohne Arbeitserlaubnis kein Job. Kurtishi klagt – und gewinnt. Dank einer Härtefallregelung darf er bleiben und auch arbeiten. 

Bürgermeister Mar­kus Franzen zieht alle Register

Dann kommt Schillingen, ein kleiner Ort mit großer Wirkung. Das Dorf, eine Ortsgemeinde im Landkreis Trier-Saarburg in Rheinland-Pfalz, nimmt die Familie Kurtishi unter die Fittiche. Bürgermeister Mar­kus Franzen zieht alle Register, nutzt sein Netzwerk, vermittelt Kontakte. So kommt Elvis Kurtishi zur Zgreb­ski GmbH und verrichtet dort Hilfsarbeit, acht Monate lang.

Doch der Familienvater will mehr: Er will ankom­men, lernen, teilhaben und aufbauen. Ihm schwebt eine Ausbildung vor. Der Wille ist da, das Potenzial auch. Was fehlt, sind bessere Sprachkenntnisse. Also hilft der pensionierte Lehrer Herbert Behres, unterrichtet Deutsch, doziert Grammatik, erklärt Vokabeln. Wenn es bei Kurtishi vor lauter Lernen im Betrieb, auf der Schulbank und am Wohnzimmertisch des Deutschleh­rers zeitlich eng wird, hütet der Bürgermeister sogar mal dessen Kinder. Integration ist in Schillingen kein Schlagwort, sondern gelebter Alltag.

Der Ehrgeiz ist bekannt

Den Gesellenbrief in der Hand – mit Unterstützung hat Elvis Kurtishi es geschafft. Foto: © Constanze Knaack-SchweigstillDen Gesellenbrief in der Hand – mit Unterstützung hat Elvis Kurtishi es geschafft. Foto: © Constanze Knaack-Schweigstill

Als der Ausbildungsstart genehmigt wird, steht das Unternehmen bereit. Zwar ist den beiden Geschäfts­führern Stefan Zgrebski und Paul Moor klar: Leicht wird das nicht – Sprachbarriere, fremdes System, neue Regeln. Aber sie kennen den Ehrgeiz ihres Bewerbers: "Von Anfang an hat er auf uns einen positiven und sehr interessierten Eindruck gemacht. Und wenn Elvis ein Ziel vor Augen hat, dann erarbeitet er es sich", sagt Stefan Zgrebski.

Also hilft der Betrieb, wo er kann. Nicht nur beim Führerschein, sondern auch beim Ge­halt: "Mit dem herkömmlichen Ausbildungslohn kommt eine Familie mit Kindern ja nicht weit," weiß der Chef.

Auch die Berufsschule ist für den Neu-Schillinger ei­ne Herausforderung, schon rein altersmäßig. Mit über 30 Jahren zwischen Teens und Twens ist er der Oldie in der Klasse. Doch er beißt sich durch. "Ich hatte aber auch super Lehrer", sagt er, "im Betrieb, in der Schule, in der Handwerkskammer Trier und auch privat." 

Elvis Kurtishi ist ein Vorbild – für Integration, für Willensstärke, für Perspektiven. Jetzt, wo er Geselle ist und kürzlich sein viertes Kind auf die Welt kam, will er erstmal Berufserfahrung sammeln.

Die Weiterbildung zum SHK-Servicetechniker ist sein nächs­tes Ziel, danach der Meister. Besonders begeistert ihn die Wärmepumpentechnik. "Ich bin ein Heizungsmann", sagt er mit einem Schmunzeln. Die Zukunft der Energie treibt ihn an. Privat ist er ebenfalls angekommen. Seine Familie ist Teil des Dorflebens. Auf der Kirmes trifft man die Kurtishis ebenso wie auf der Ver­einsfeier.

Ehefrau Selvia Kurtushi war bis vor der Geburt des vierten Kindes in der Kita als Reinigungskraft und zuvor im Kreisjugendhaus tätig. Der Sohn kickt im örtlichen Fußballteam, und der SHK-Geselle spielt Schlagzeug in einer Band im Nachbardorf. "Besser geht’s nicht!", sagt Elvis Kurtishi. Sein Beispiel zeigt, dass Integration funktionieren und auch meisterlich gelingen kann – wenn einer will, man ihn lässt und mit einer Willkommens­kultur unterstützt. Elvis lebt sein Motto: "Wenn man etwas erreichen will, schafft man das."

Zitat: Geschäftsführung"Wir haben nicht in einen Lebenslauf investiert – sondern in einen Menschen, der wirklich will." Stefan Zgrebski, Geschäftsführer Zgrebski

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Text: / handwerksblatt.de

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