Wenn die Politik will, dass das Handwerk die Welt rettet, dann dürfe sie es nicht im Regen stehen lassen, sondern müsse Rahmenbedingungen für Wachstum und mehr Fachkräftenachwuchs schaffen, sagte Andreas Ehlert.

Wenn die Politik will, dass das Handwerk die Welt rettet, dann dürfe sie es nicht im Regen stehen lassen, sondern müsse Rahmenbedingungen für Wachstum und mehr Fachkräftenachwuchs schaffen, sagte Andreas Ehlert. (Foto: © Brian Jackson/123RF.com)

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"An keiner Stelle geht es ohne Handwerk"

Handwerkspolitik

Bei der Sitzung des nordrhein-westfälischen Handwerksrats sprach NRW-Handwerkspräsident Andreas Ehlert über wirtschaftspolitische Herausforderungen. Auf dem Podium ging es auch um die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung.

Das Handwerk in Nordrhein-Westfalen stehe in all seiner Vielfalt zusammen und könne seine Anliegen mit einer Stimme nach außen vertreten. Andreas Ehlert machte bei der Sitzung des Handwerksrats deutlich, dass das Handwerk besonders dann stark seine Interessen gegenüber der Politik vertreten könne, wenn seine vielen Institutionen dabei zusammenarbeiten. Der Präsident von Handwerk.NRW sprach in dem Zusammenhang die kleine Bauvorlagenberechtigung für Meister des Maurer-, Betonbauer-, und Stahlbetonbauerhandwerks sowie des Zimmererhandwerks an, die ab dem neuen Jahr eingeführt wird. "Wir haben die Politik mit unseren Argumenten überzeugt", so Ehlert. Auf diese "große Gemeinschaftsleistung" könnten alle Beteiligten stolz sein.

"In der Politik merken gerade ganz viele, dass es ohne Handwerk nicht geht." Ob es darum geht, 400.000 Wohnungen im Jahr zu bauen, die Infrastruktur zu modernisieren, Wärmepumpen einzubauen oder Gebäude zu sanieren. "An keiner Stelle geht es ohne Handwerk." Das spiele ihm in die Hände. Aber zur Wahrheit gehöre eben auch, dass die Politik dann bessere Rahmenbedingungen setzen müsse. "Wenn die Politik will, dass das Handwerk die Welt rettet, dann brauchen wir Rahmenbedingungen, die den Betrieben Wachstum ermöglichen und mehr Fachkräftenachwuchs ins Handwerk bringen."

"Deutschland und Nordrhein-Westfalen stehen nicht gut da"

Die Landesregierung habe dazu wichtige Maßnahmen auf den Weg gebracht. Ehlert nannte die Investitionen in die Bildung, die Fachkräfteoffensive, die Meisterprämie und die neue Landesbauordnung. Die schwarz-grüne Koalition leiste im Sinne des Handwerks ordentliche Arbeit. "Und dennoch stehen Deutschland und Nordrhein-Westfalen nicht gut da." Es gebe Chaos bei der Energiewende und auch noch keine Antwort, wie der wachsende Energiebedarf gedeckt werden soll. Die hohe Inflation bereite den Menschen große Zukunftssorgen, der Wohnungsmarkt implodiere und eine Zuwanderung, die das Land überfordere. Hinzu komme die überbordende Bürokratie "an allen Ecken und Kanten".

Alles diese Punkte beträfen auch das Handwerk, aber die Politik denke aktuell zuerst an die Industrie, weil diese am lautesten rufe. Wirtschaftspolitik könne aber nur dann tragfähig sein, wenn sie Mittelstand und Handwerk einschließt. In der Ukraine und nun auch im Nahen Osten gehe es aber um viel mehr als wirtschaftlichen Wohlstand. Ehlert: "Es geht um eine freiheitliche Ordnung, in der wir leben wollen, es geht um eine freiheitliche Ordnung, die wir sicher müssen. Es geht deshalb auch um die Haltung, die wir gegenüber diesen Dingen einnehmen. Das geht uns alle an." Freiheit und Frieden seien nicht selbstverständlich. "Mein Wunsch wäre, dass das Handwerk an der Seite derer steht, die für Freiheit und Frieden stehen."

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Gleichwertigkeit rechtlich verankern

Im Anschluss ging es in einer Podiumsdiskussion mit Dr. Florian Hartmann, Hauptgeschäftsführer des Westdeutschen Handwerkskammertags, Wolfgang Trefzger von der Industrie- und Handelskammer NRW, Klaus Churt vom Deutschen Gewerkschaftsbund Region Düsseldorf um das Thema Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung. Alle waren sich einig, dass eine rechtliche Verankerung eben jener Gleichwertigkeit – möglichst in der Landesverfassung – ein entscheidender Schritt sein könne, um den Fachkräftemangel im Handwerk zu bekämpfen. Es brauche mehr Wertschätzung für die Berufsbildung, forderte Trefzger. Denn praktische Intelligenz sei wichtig. Ohne sie seien Dinge aus der Theorie nicht umzusetzen.

Für die Attraktivität der beruflichen Bildung spielte auch die Tarifbindung mit guter Bezahlung und Arbeitsbedingungen eine wichtige Rolle, sagte Churt. Möglich sei auch eine noch bessere Förderung für das Azubiwohnen und eine bessere und ergebnisoffene Berufsorientierung, besonders an Gymnasien. Eine rechtliche Verankerung spiele deswegen eine wichtige Rolle, weil Politik und Rechtsetzung top-down funktionierten, erklärte Hartmann. "Es sollte in die Landesverfassung und dann sollte es in die angrenzenden Bereiche ausstrahlen." Das sei kein Selbstläufer, aber es sollte Ziel des Handwerks bleiben.

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Text: / handwerksblatt.de

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