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Der Airbag: Wie Millisekunden Leben retten

Mobilität

Auch wenn die ersten Airbags kritisch betrachtet wurden und nicht ganz ungefährlich waren: Der Luftsack entwickelte sich in über 30 Jahren zu einem gängigen Sicherheitsfeature.

Und so funktioniert der Airbag: Zwei unabhängige Crashsensoren melden dem Airbagsteuergerät einen Aufprall. Ein Gasgenerator bläst den Sack auf. So wird verhindert, dass die Insassen auf die harten Fahrzeugteile aufprallen. Der Weg zur heutigen Technik war lang. Bereits 1951 meldete Walter Lindner einen "aufblasbaren Behälter in zusammengefaltetem Zustand, der sich bei Gefahr automatisch aufbläst" beim Deutschen Patentamt in München an.

Mit dem sprunghaften Anstieg der Unfallzahlen in den 60er Jahren begann auch die Forschung. Es mangelte damals an umfassend konstruierten Knautschzonen, Gurte fehlten oftmals ganz oder waren, falls vorhanden, nicht auf das Crashverhalten der Autos abgestimmt. Dies galt auch für die bei einem Aufprall auf den Fahrer zuschnellende Lenksäule, splitterndes Glas, berstende Verkleidungen oder scharfkantige Armaturenträger.

Tempolimits, Gurtpflicht und strengere Promillegrenze

Um die Sicherheit zu erhöhen, reagierte auch die Politik und verordnete Tempolimits, Gurtpflicht und eine strengere Promillegrenze. Die Hersteller entwickelten immer neue Sicherheits-Konzepte. Stück für Stück setzen sich neben dem Sicherheitsgurt andere Sicherheits-Elemente wie Kopfstützen, Gurtstraffer, Automatikgurte, gepolsterte Armaturen, Verbundglas oder sogar Vorrichtungen für Fußgängerschutz durch.

Als die neu gegründete US-Verkehrssicherheitsbehörde den Fahrer-Airbag für alle Neuwagen verbindlich für 1973 vorschrieb, gab dies allen Autoherstellern für die Forschung und Entwicklung aller Autohersteller am neuen Rückhaltesystem einen Schub. Nach einem tödlichen Unfall mit einem Airbag jedoch wurde die gesetzliche Einführung für Neuwagen auf das Jahr 1976 verschoben. Erst im September 1993 wurde der Airbag für alle neuen Personenwagen Pflicht.

Mercedes-Benz führt Entwicklung fort

Anfang 1967 führen Mercedes-Ingenieure und Pyrotechniker unter Einsatz der Raketentechnik erste Versuche mit explosivem Material durch. Ein kleines Raketentriebwerk, ausgelöst durch einen elektronischen Sensor, füllte den Airbag bei den ersten Tests in Millisekunden mit Gas. Doch der Druck war so hoch, dass Fangbänder das Luftkissen halten mussten. Hinzu kam, dass die freiwerdenden Gase sich als schädlich erwiesen.

Als einzige Automobilmarke führte Mercedes-Benz die Entwicklung des Luftpolsters fort. Der endgültige Durchbruch gelingt den Stuttgartern 1971: Im Gegensatz zu mit Gas gefüllten Patronen erweist sich die Treibladung als zuverlässig und schnell. Das dabei entstehende Gemisch besteht vor allem aus Stickstoff und bläht in Sekundenbruchteilen den aus einem speziellen Gewebe bestehenden Luftsack auf.

Serienreif in den 80 Jahren

Als am 6. Oktober 1971 der Patentschutz von Walter Lindner nach zwanzig Jahren ausläuft, melden die Sindelfinger Ingenieure nur 17 Tage später den Airbag als Patent an. Darin ist das Funktionsprinzip der neuen Technik bereits so beschrieben, wie 1981 in der Mercedes S-Klasse erstmals in Serie gehen sollte: "Sensoren registrieren besonders starke Verzögerungen, wie sie für Kollisionen typisch sind, und lösen den Airbagmechanismus aus. Dieser zündet eine Treibladung, die sich bei der Explosion vor allem in gasförmigen Stickstoff sowie je etwas Wasser- und Sauerstoff verwandelt."

Die Entwickler ersetzten damals den Treibstoff durch eine Tablette aus Natriumazid, Kaliumnitrat und Sand, die beim Abbrennen nur noch ungiftige Substanzen wie Stickstoffgas und geringe Mengen Wasser- und Sauerstoff freisetzte. Aber auch diese Funktionsweise wich schon bald neuen, mit Druckgas und Pyrotechnik arbeitenden Systemen.

Über 250 Crashtests mit kompletten Fahrzeugen und tausende Einzelteiltests brachten die benötigten Erkenntnisse, um den Airbag serienreif zu machen. Gleichzeitig stellte ein Langzeitversuch mit 600 Testfahrzeugen auf der Straße und im Gelände sicher, dass sich der Gassack nicht im normalen Fahrbetrieb öffnet. Denn bei allen vorangegangenen Tests stand immer ein Horror-Szenario obenan: Der Airbag im Auto während der Fahrt unbeabsichtigt auslöst oder sogar im Stand zündete.

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Airbag in der Zukunft noch effektiver

Die Entwicklung des Airbags geht weiter. Spezielle Radaraugen am Auto sollen zukünftig einen bevorstehenden Unfall exakt im Voraus erfassen und analysieren, damit die bis zu 15 im Fahrzeug verbauten Airbags alle im richtigen Tempo, der richtigen Reihenfolge und mit der nötigen Füllmenge aufgeblasen werden können.

Ähnliche Effekte erzielen schon heute adaptive Airbags, die sich – je nach Schwere des Crashs – zweistufig entfalten. Auch die Individualisierung der Airbags wird bei allen Herstellern vorangetrieben, um so zukünftig ein Entfalten des Airbags je nach Gewicht, Größe oder Geschlecht der zu schützenden Personen zu gewährleisten.

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Text: / handwerksblatt.de

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