Kia Stinger GT: Koreanischer Geheimtipp im Praxistest
Handwerker, die auf der Suche nach einer viertürigen Coupé-Alternative sind, kommen mit dem vollausgestatteten Kia Stinger GT auf ihre Kosten. Interessenten sollten sich jedoch beeilen, denn lange wird es ihn nicht mehr geben.
Mit dem Kia Stinger GT hat die koranische Hyundai-Tochter einen attraktiven Gran Turismo im Programm, der ganz besonders auf die Herzen von sportlich ambitionierten Fahrern abzielt. Die gut 4,83 Meter lange Coupé-Limousine bringt es auf eine Leistung von 366 PS und zielt auf die deutsche Premium-Konkurrenz vom Schlage eines Audi A5, oder der BMW 4er-Reihe ab. Allerdings nicht beim Preis, der gilt mit vergleichsweise günstigen 50.100 Euro netto fast schon als ein Schnäppchen.
Auch sonst hinterlässt die koreanische Premium-Alternative einen stimmigen Eindruck. Mit seiner flach geduckten Optik setzt sich der Stinger GT gekonnt in Szene. Hinzu kommt eine verlockende Vollausstattung, die kaum noch Wünsche offenlässt. So stehen für die einzig erhältliche Ausstattungsstufe GT lediglich Leder, ein elektrisches Glasschiebedach, die klappengesteuerte Sportauspuffanlage oder etwa eine Dreischicht-Sonderlackierungen in der Preisliste. Zudem gewährt Kia eine siebenjährige Garantie aufs Auto, die für zusätzliches Vertrauen sorgt. Aber reicht das, um potentielle Kunden ins Kia-Lager zu locken und wie sieht es mit den inneren Werten aus?
Der V6-Biturbo hat ordentlich Power
Der V6-Biturbo verfügt über ordentlich Kraft und geht richtig gut ab. Foto: © KiaFangen wir unter der langen Motorhaube des Stinger an. Dort arbeitet ein doppelt aufgeladener 3,3-Liter-V6-Benziner. Der Biturbo hängt lebendig am Gas und entfaltet sein maximales Drehmoment von 510 Nm schon bei frühen 1300 U/min. Dementsprechend kraftvoll prescht der Stinger nach vorn. Bereits knapp über der Leerlaufdrehzahl legt das Sportcoupé los und presst sich druckvoll voran. Wenn es sein muss, katapultiert der Koreaner seine Gäste in beeindruckenden 5,4 Sekunden auf Tempo 100, Schluss ist hingegen erst bei hohen 270 km/h. Schnell, aber manchmal nicht ganz ruckfrei wechselt auch die Achtgang-Automatik ihre Fahrstufen, von der man sich zudem einen manuellen Modus wünscht.
Damit die geballte Biturbo-Power nicht in den Breitreifen verraucht, hat der Stinger Allradantrieb. Der sorgt für den nötigen Gripp und bringt mit seiner hecklastigen Auslegung sowie einem mechanischem Sperrdifferenzial außerdem noch jede Menge Fahrspaß mit, Mit dem Koreaner sind sogar herrliche Drifteinlagen möglich, doch sollten diese Spaßeinlagen bitte nur und ausschließlich auf abgesperrten Strecken, wie etwa einer Rennstrecke, stattfinden.
Der fahraktive Kia gibt sich handlich und agil
Das 4,83 Meter lange Sportcoupé macht einfach Spaß. Foto: © KiaWie hoch das Potential des fahraktiven Kia liegt, lässt sich aber bereits schon auf herkömmlichen Asphalt erfahren. Trotz seiner 1,9 Tonnen Lebendgewicht gibt er sich agil und folgt aufgrund seiner knackig-direkten Lenkung zielgenau dem auferlegten Kurs. Insbesonders kurvenreiche Landstraßen liebt der Koreaner und ist dabei in seinem Element. Dazu passt auch das adaptive Fahrwerk, das mit seiner straffen Auslegung und trotz allerhand sportlicher Gene seinen Insassen noch genügend Restkomfort für die Langstrecke bietet.
Wer es allerdings permanent forsch angeht, wird den angegebenen Verbrauch von 10,4 Litern Super nur sehr schwer schaffen. Zwar nahm sich der Stinger in unserem Praxistest noch vertretbare 11,1 Liter im Schnitt, wird der Koreaner jedoch auf der Landstraße oder der Autobahn zu häufig von der Leine gelassen, fordert der tolle 3,3-Liter-V6 seinen Tribut. Anschließend müssen mit dem Gran Turismo häufig über 13 bis 15 Liter einkalkuliert werden. Ach ja, und dann fällt beim Rangieren in der Stadt noch der große Wendekreis auf, der mit seinen knapp zwölf Metern an alte Fahrzeuge von Alfa Romeo oder etwa Volvos erinnert.
Reichlich Platz und eine üppige Vollausstattung
Im Innern glänzt der Kia mit einem klar strukturierten Cockpit sowie einer serienmäßigen Vollausstattung. Foto: © KiaDafür glänzt der Koreaner mit einem ansprechend großzügigen Raumangebot. Der Fahrer und Beifahrer freuen sich über reichlich Bewegungsfreiheit auf den bequemen Sportsitzen, die zudem beheiz- und kühlbar sind. Und der üppige Radstand von 2,90 Metern bietet den Mitreisenden im Fond reichlich Platz für die Knie. Für große Personen über 1,85 Meter fällt die Luft über dem Dachhimmel allerdings dünn aus, was aber für eine viertüriges Mittelklasse-Coupe immer noch in Ordnung ist. Schließlich bieten die deutschen Mitbewerber in diesem Punkt auch nicht viel mehr. Dies gilt auch für das bescheidene Kofferraumvolumen von 406 bis maximal 1114 Litern des Kia. Allerdings lässt sich das Gepäckabteil über eine große Heckklappe einfach beladen. Einzig die maximale Zuladung fällt mit nur 392 Kilogramm für einen ausgewachsenen Fünfsitzer wie den Stinger GT ziemlich mager aus.
Das war es aber auch schon in Sachen Kritik. Der 10,25 Zoll große Touchscreen erweist sich als intuitiv bedienbar und das Multimediasystem gefällt mit einer schnellen Routenberechnung. Neben dem flott rechnenden Infotainment fällt auch das Angebot der serienmäßigen Fahrerassistenten umfangreich aus. Angefangen beim Totwinkelwarner, der beim Blinkersetzen die Kamerabilder des rückwärtigen Verkehrs in das Instrumentendisplay einblendet über den adaptiven Tempomaten bis hin zum Ausstiegsassistent, der vor herannahenden Autos oder Radfahrern warnt, ist alles serienmäßig an Bord. Überhaupt rollt der Kia immer in Vollausstattung an. So zählen unter anderem Nappa-Leder, ein klanggewaltiges Premium-Soundsystem von Harman Kardon, oder etwa ein Head-up-Display zum Lieferumfang. Da außerdem die Verarbeitungsqualität mit ansprechenden Materialien hochwertig ausfällt, kann der preiswerte Stinger GT mit seiner deutschen Premium-Konkurrenz locker mithalten und gilt als Geheimtipp. Doch für Kaufinteressenten bleibt nicht mehr viel Zeit: Das Kia Sportcoupé ist bereits aus der Preisliste verschwunden, doch lässt sich im Handel noch das ein oder andere Lagerfahrzeug ergattern.
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Text:
Guido Borck /
handwerksblatt.de
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