Die California-Baureihe aus der Nutzfahrzeugsparte von Volkswagen ist unbestreitbar ein echter Verkaufserfolg.

Die California-Baureihe aus der Nutzfahrzeugsparte von Volkswagen ist unbestreitbar ein echter Verkaufserfolg. (Foto: © Martin Bärtges)

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Fahrbericht: Big Brother – VW California 600

Die Modelle Beach, Coast und Ocean verkaufen sich beinahe von selbst. Doch vielen Camper fehlt ein entscheidendes Detail: Ein Sanitärabteil mit Dusche und WC. Das bieten die größeren und auf dem Crafter basierenden Varianten, der California 600.

Bei beiden gut drei Meter hohen Modellen steht die Ziffer der Modellbezeichnung für die Länge des Fahrzeugs in Zentimetern. Bei der kürzeren 600-er Variante hat Volkswagen Nutzfahrzeuge (VWN) das Bett quer im Heck untergebracht, die längere Version verfügt über zwei längs angeordnete Betten. Bei beiden Modellen ist der Innenraum in hellen Farben gehalten, die den Wohnraum deutlich größer erscheinen lassen als er tatsächlich ist.

Moderner Nachfolger des VW Florida

Moderne Technik und Design auf bekannter Basis des VW Crafters. Foto: © Martin BärtgesModerne Technik und Design auf bekannter Basis des VW Crafters. Foto: © Martin Bärtges

Die auch schon mal als "Grand Californias" bezeichneten Camper auf Crafter-Basis treten die Nachfolge des einstigen Florida an, der bereits vor rund zweieinhalb Jahrzehnten eingestellt wurde. Er basierte auf dem eckig-kantigen VW LT und ging aus dem Sven Hedin von Westfalia hervor.

Der VW Crafter als Basisfahrzeug ist eindeutig moderner als sein Vorgänger, der LT. Angeboten wird er ausschließlich mit einem zwei Liter großen Diesel, der die Abgasnorm Euro 6d-temp erfüllt. Im Testwagen bringt er  es auf 130 kW / 177 PS. Gekoppelt ist er an eine Achtgang-Wandlerautomatik, die das Fahren mit dem California absolut stressfrei macht. Klar ist das Fahrzeug mit seinen gut drei Meter Höhe anfällig gegen Seitenwind. Ein "echter" - und erfahrener - Camper kann damit aber gut leben. Vor allem, da er auch von einem serienmäßigen Seitenwind-Assistenten unterstützt wird. Überhaupt sind die Sicherheits- und Assistenz-Systeme des Crafter ganz auf der Höhe der Zeit. Das Cockpit gibt keine Rätsel auf, alle Bedienungselemente liegen da wo sie hingehören.

Sparsam trotz viel Leistung

Blick in den Motorraum des California 600. Foto: © Martin BärtgesBlick in den Motorraum des California 600. Foto: © Martin Bärtges

Der Verbrauch des Crafter liegt nach NEFZ-Norm bei 8,3 Liter auf 100 Kilometer Fahrstrecke, nach WLTP sind es 11,3 l/100 km. Im Test nahm sich der Cali 600 im Schnitt 12,6 Liter für 100 Kilometer, dabei waren dann allerdings auch zügig gefahrene Autobahnetappen. Als Höchstgeschwindigkeit gibt VWN 162 km/h an, die will man allerdings auf Dauer weder dem Cali noch sich selbst antun. Das neckische "Mützchen" des Hochdachs über dem Fahrerhaus, das ein wenig an einen Alkoven-Überbau erinnert, dürfte (mit) verantwortlich für einen bei höheren Geschwindigkeiten deutlich gesteigerten Lärmpegel sein. So lässt man es in der Regel bei einem relaxten Autobahn-Tempo von Richtgeschwindigkeit 130 km/h - und hat dann noch ein paar Reserven in der Hinterhand.

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Man ist jederzeit ausreichen motorisiert, auch wenn das Reisemobil nicht so spritzig erscheint wie seine Kastenwagen-Brüder. Das Gewicht und das Hochdach fordern hier offenbar ihren Tribut. Den aufpreispflichtigen traktionsfördernden Allradantrieb gibt es (bisher) leider nur für den längeren California 680.

Mit über zwei Metern Stehhöhe viel Luft nach oben

Gut über zwei Meter Stehhöhe bietet der 600-er Cali mit dem GfK-Hochdach durchgängig im gesamten Wohnraum. Die beiden Sitze im Fahrerhaus sind drehbar und bilden zusammen mit der Zweier-Sitzbank (mit Isofix-Halterungen für Kindersitze) eine Sitzgruppe für vier Personen. Der dazugehörige Tisch wird auf der Fahrerseite seitlich in einer Schiene eingehängt. Während der Fahrt wird er hinten auf dem Bett verzurrt. Da hat VW in der Vergangenheit schon deutlich pfiffigere und praixtauglichere Lösungen präsentiert.

Für den vorderen Teil des GfK-Hochdachs kann man optional ein Kinderbett ordern. Inklusive Aufstiegsleiter kostet der ausziehbare und maximal 160/190 x 117 cm große Schlafplatz über der Halbdinette mit einer lichten Höhe von knapp einem halben Meter genau 2.871 Euro. Wer dauerhaft ohne Kinder reist, kann sich diese Ausgabe sparen.

Innenausstattung lässt kaum Wünsche offen

Das Kühlfach kann sowohl vom Inneren des California als auch von der Terrasse aus geöffnet werden. Foto: © Martin BärtgesDas Kühlfach kann sowohl vom Inneren des California als auch von der Terrasse aus geöffnet werden. Foto: © Martin Bärtges

Vor der großen Schiebetür ist auf der Beifahrerseite der Küchenblock angeordnet. Der Auszug des 70 Liter fassenden Kühlschranks ist von innen ebenso wie von außen zugänglich. Eine gute Lösung, schließlich nutzt man den Camper hauptsächlich im Sommer. Und so kann man auch vom Campingstuhl auf der Wiese mal schnell an ein gekühltes Getränk kommen. Eine klappbare Ablage am Küchenblock gibt es obendrein, ausgestattet mit zwei USB-Anschlüssen und einer 230 V Steckdose zum Laden von Smartphone oder Tablet. Ansonsten ist die Ausstattung der Küche mit zweiflammigem Kocher und einer Spüle klassenüblich geraten. Der Frischwassertank fasst 110 Liter, in den Abwassertank passen 90 Liter.

So bevorratet lässt sich auch die Dusche im California 600 nutzen. Denn das - natürlich ebenfalls ganz in Weiß gehaltene - Bad ist nicht nur eines der Hauptunterscheidungsmerkmale zu den "kleinen" Californias, sondern sicher für viele Camper ein entscheidendes Kaufkriterium. Das Sanitärabteil bietet einen Unter- und einen Oberschrank, Regale und ein klappbares Waschbecken. Dadurch bleibt ausreichend Platz zum Duschen. Zwei Abflüsse in der Duschwanne sollen dafür sorgen, dass Duschwasser auch bei einem leicht schräg stehenden Fahrzeug sicher abläuft.

An der Sitzgruppe finden sich zwei USB-Slots und eine 230-Volt-Steckdose, gegen Aufpreis gibt es eine induktive Ladeschale. So taugt die Sitzgruppe auch als Arbeitsplatz, vor allem in Verbindung mit dem optionalen LTE-Router. Der sorgt - mit zusätzlicher SIM-Karte - für einen WLAN-Hotspot und Internetverbindung unterwegs. So ausgestattet ist der kompakte California 600 recht flexibel einsetzbar. Er taugt sowohl als Reisemobil wie auch als Bürofahrzeug. Für ausreichend "Saft" für den digitalen Nomaden steht in der Aufpreisliste ein auf dem Dach montiertes Solarmodul, das die 92 Ah AGM-Batterie auflädt.

Das im Heck quer verbaute Doppelbett mit seiner auf Tellerfedern ruhenden Matratze bietet Platz für zwei Personen - falls diese nicht zu groß geraten sind. Der Crafter ist mit 2,04 Meter Außenbreite relativ schmal gebaut. Rechts und links hat VW ihm Karosserieverbreiterungen spendiert, so konnte eine Größe von 195 x 140 Zentimeter realisiert werden. Die Liegefläche selbst ist auf einer Höhe von rund einem Meter installiert. Zwei klappbare Trennwände, die den großen Laderaum unter dem Bett gegen den Wohnraum abschotten, bieten zwei Aussparungen, die als Trittstufe dienen.

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Terasse mit Außenbeleuchtung und Dusche

Praxisorientiert sind Details wie die Außenbeleuchtung über der Schiebetür, die übers Heck erreichbare Außendusche und die elektrisch ausfahrbare Trittstufe an der Schiebetür, die den Einstieg in den Wohnbereich erleichtert. Hübsch anzusehen sind die Oberschränke, die umlaufend über dem Doppelbett an drei Seiten angebracht sind. Ähnlich wie die Staufächer in einem Flugzeug sind sie zweiteilig und öffnen nach oben und unten. Sie sind allerdings recht schmal geraten.

Bei schönem Wetter kann man auch draußen sitzen und essen, trinken oder arbeiten. Denn gegen Aufpreis bietet VW ein Campingmöbel-Set, das während der Fahrt an der Innenseite der Hecktür verstaut werden kann. Ohne Aufpreis gibt es die Truma Heizung Combi 6. Sie sitzt, ebenso wie der Frostwächter und die iNet-Box, im Stauraum der Sitzbank. Alternativ lässt sich eine mit Diesel betriebene Heizung ordern. Versorgt wird die Truma Heizung aus zwei im Heck untergebrachten Gasflaschen mit je elf Kilogramm Inhalt.

Der California 600 ist ein mit sechs Metern Länge noch halbwegs kompakt geratener Camper mit guten Fahreigenschaften, der sich - für entsprechendes Geld - höchst individuell und nach persönlichen Ansprüchen und Bedürfnissen konfigurieren lässt. Ideal ist er für das reisende - und nicht zu groß gewachsene - Paar, plus einem kleineren Kind. Außerdem taugt er bestens für eine beruflich reisende Einzelperson, die nicht jeden Abend in einem anderen Hotelzimmer übernachten möchte - und im Fahrzeug arbeiten will, oder muss.

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Text: / handwerksblatt.de