Schmiedemeister Thomas Maria Schmidt hat immer ein Eisen im Feuer, wenn es um die Ausbildung junger Menschen geht.

Schmiedemeister Thomas Maria Schmidt hat immer ein Eisen im Feuer, wenn es um die Ausbildung junger Menschen geht. (Foto: © Andreas Groß)

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Der Schmiedemeister auf dem Flugzeughangar

Nachwuchsförderung: Ein Schmied macht Nägel mit Köpfen. Statt ein teures Firmengebäude aufzubauen, investiert der Handwerksmeister in die Zukunft junger Menschen.

Thomas Maria Schmidt weiß, wo der Hammer hängt. In allen Größen und Formen sind die wichtigen Werkzeuge seines Berufs in der Nähe der Esse schön ordentlich aufgereiht. Seit 15 Jahren arbeitet der Restaurator im Handwerk in dem kleinen Ort Höheischweiler, in der Nähe von Pirmasens. Das Gelände umfasst 3.000 Quadratmeter und bietet viel Platz. Die Außenansicht des Metallbaubetriebs lässt keine Zweifel aufkommen. Hier werden Metalle in Form gebracht.

Container auf einem Flugzeughangar als Schmiedewerkstatt

Bei den Containern handelt es sich um sogenannte fliegende Objekte. Einer Baugenehmigung stand deshalb nichts im Wege. Foto: © Andreas GroßBei den Containern handelt es sich um sogenannte fliegende Objekte. Einer Baugenehmigung stand deshalb nichts im Wege. Foto: © Andreas Groß

Ein filigranes Tor auf dem Dach der Schmiede lenkt die Blicke auf sich. Verstreut auf dem Firmengelände repräsentieren Skulpturen und fertiggestellte Kundenaufträge die Facetten seiner Schmiedekunst. Das Überraschende jedoch sind die Betriebsgebäude. Aus neun Containern und einem Flugzeughangar hat der 56-Jährige seine Schmiedewerkstatt aufgebaut. Ein Teil der Container stammt aus einer Konkursmasse. Der Rest vom Gelände eines Autohändlers. Fast zeitgleich entdeckt er den stillgelegten Hangar im Nachbarort. "Es ging mir darum, keine Gelder zu verschwenden", erzählt Thomas Maria Schmidt stolz, dass er schon immer an ungewöhnlichen Orten mit möglichst geringem finanziellen Aufwand geschmiedet hat.

Von der Doppelgarage in einen ehemaligen Burgerladen

Angefangen hat alles in einer Doppelgarage. Später mietete er einen ehemaligen Burgerladen an. "Die Miete lag gerade mal bei 500 Euro", lacht der Handwerker. "Aber nur, weil es reingeregnet hat". Nachdem die Burgerschmiede dem Ausbau der B 10 zum Opfer fällt, findet er eine neue Heimat in der 900-Seelen-Gemeinde. "Ich brauche keine Werkstatt wie aus dem Ei gepellt", versichert der Ausbilder und Veranstalter internationaler Jungschmiedtreffen. "Meinen Beruf betrachte ich als Kulturerbe, das ich an den Nachwuchs weitergeben möchte. Durch einen Schuldenberg leidet die Qualität meiner Arbeit und meine Ausbildung", betont Schmidt und erzählt, dass er auch als Referendar des Bezirksverbands Pfalz 60 junge Menschen ausgebildet hat.

Foto: © Verlagsanstalt HandwerkFoto: © Verlagsanstalt Handwerk

Immer darauf bedacht, die Kosten möglichst gering zu halten, nutzte Thomas Maria Schmidt die Glaselemente des Burgerladens für die neue Schmiede. Sie zieren jetzt den Eingangsbereich der Schmiede. Ein Container ist den vorbeikommenden Wandergesellen vorbehalten. Auch Jungschmiede aus ganz Europa legen im Rahmen des Erasmus-plus-Programms schon mal einen Stopp bei Schmiedemeister Schmidt ein.

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Drei Container bilden das Bürogebäude. Im vorderen Teil ist der Sozialraum für die zwei Gesellen und die zwei Auszubildenden. Danach folgt das Büro. Dort lagert Thomas Maria Schmidt eine 3D-Kamera, einen 3D-Drucker und eine Drohne. "Klar, die Digitalisierung ist in meinem Beruf wichtig", betont der Metallbauer. 70 Prozent seiner Aufträge liegen im Restaurationsbereich. "Schmieden ist weit mehr als die Präsentation auf Mittelaltermärkten", verweist der engagierte Schmiedemeister auf den Restaurationsstau und die vielen Denkmale hierzulande.

Von wohnlich bis praktisch

Dankbar ist Thomas Maria Schmidt der Gemeinde Höheischweiler. "Mir wurden keine Steine in den Weg gelegt." Die Baugenehmigung ist kein Problem. Einzig der Feuerschutz und die Wärmedämmung werden geprüft. Wegen der Installation der Wasseruhr ist der Keller unter dem Büro das einzige Gebäude, das über eine feststehende Mauer verfügt. Dort ist auch der Geräteraum, eine Toilette, eine Dusche und sogar eine Infrarotsauna. "Wenn die Jungs im Winter von der Baustelle kommen, können sie erstmal die Muskulatur aufwärmen."

Neben dem Schmiedefeuer wurde ebenso eine Wand eingezogen. Ferner bekam das Dach eine Dämmung. Fertig! Thomas Maria Schmidt lächelt: "Auf dem Grundstück ist genug Platz für weitere Container." Daher wird es auch in Zukunft sein ganzes Bestreben sein, auszubilden, um wie er sagt, sein Schmiedehandwerk in eine Renaissance zu führen. "Es wird nie den Letzten unseres Standes  geben", versichert Thomas Maria Schmidt. Deshalb setzt er auch weiterhin auf ein günstiges Expandieren. Gemeinsam mit Sohn Steven, längst auch Schmied aus Leidenschaft.

Text: / handwerksblatt.de