Äußerlich ist das alte Kino immer noch gut zu erkennen und die ­Friseurfamilie Enck hat den Umbau zum modernen Wellnesstempel sehr behutsam durchgeführt, setzt eindeutig auf innere Werte.

Äußerlich ist das alte Kino immer noch gut zu erkennen und die ­Friseurfamilie Enck hat den Umbau zum modernen Wellnesstempel sehr behutsam durchgeführt, setzt eindeutig auf innere Werte. (Foto: © Jörg Diester)

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Der Friseur im Kino: Und Cut …!

1953 wurde das Gloria als Lichtspielhaus eröffnet. 65 Jahre später verwandelte Friseurmeister Christian Enck den Kinosaal in einen Friseursalon und Wellnesstempel: Ganz großes Kino!

Es ist das Jahr 1953. In den ­Kinos laufen Streifen wie "Kampf der Welten" oder "Invasion vom Mars". Bei Popcorn und Cola gehen die Zuschauer auf Zeitreise – auch im Lichtspielhaus "Gloria" in Idar-Oberstein (Hunsrück / Rheinland-Pfalz), das gerade eröffnet wurde.

65 Jahre später werden dort, wo Kinobesucher aus ihren bequemen Sesseln gebannt das Leinwandgeschehen verfolgten, Haare geschnitten, Fingernägel manikürt und Rücken massiert. Vom Kino zur Wellnessoase – was nach Science-Fiction klingt, ist seit 2018 Wirklichkeit.

Ein bisschen Kino ist immer noch da

Friseurmeister Christian Enck hat das Kino erworben und aufwendig umgebaut. Dabei bewies der 37-Jährige ein gutes Händchen in der Kombination von Moderne und Erhalt. Das äußere Erscheinungsbild hat sich kaum verändert. Geblieben ist auch der Kassenbereich.

Doch dort, wo Friseursalon, Massageraum oder Mani­küre eingerichtet wurden, beeindruckt die Kulisse mit ihrem hellen, modernen Erscheinungsbild. Was die Kunden nicht sehen: ein bisschen Kino ist immer noch da – jenseits der Wellnesszone! So ist die altehrwürdige Leinwand samt Bühne Teil eines Partyraums, den Enck für kleine Veranstaltungen nutzt.

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Zeitenwende: Vom Kino zum Wellnesstempel

Als hier noch Filme liefen: das Gloria 1989. Foto: © WegavisionAls hier noch Filme liefen: das Gloria 1989. Foto: © Wegavision

2007 schloss das "Gloria" nach 54 Kinojahren. Ein Jahr älter war der Friseurbetrieb der Familie Enck. Nach der Gründung 1952 wurde erweitert, umgezogen, ausgebaut – offenbar eine genetische Grundveranlagung der Encks, heute in dritter Friseurgeneration.

Wo Oma Anni und Opa Werner, Vater Werner jun. und Mutter Sigrid (alle Friseurmeister) einst James Bond oder Raumschiff Enterprise schauten, eröffnete Christian, seit 2006 auch Meister seines Faches, im Oktober 2018 seinen Wellnesstempel. Die geschwungene Leuchtschrift "­Gloria" wurde ausgetauscht gegen "Christian Enck – Friseur, Kosmetik, Schönheit".

Was sich dahinter verbirgt? "Wir haben nicht nur den Friseursalon im ehemals mit 280 Sesseln bestückten Kinosaal untergebracht, sondern auch zwei weitere Bereiche in eigenen Räumlichkeiten integriert und untervermietet", erklärt Chef Christian Enck. So sind "Kosmetik und Wellness" sowie "Maniküre und Pediküre" ebenfalls unters Kinodach gekommen. "Das wird von den Kunden sehr gut angenommen."

13 Mitarbeiter und zwei Lehrlinge

"Unsere Terminplaner sind voll", freut sich Enck über den Erfolg seines Konzepts. 13 Mitarbeiter und zwei Lehrlinge beschäftigt der Friseurmeister hier. Zusätzlich gibt es auch noch einen zweiten Salon im benachbarten Birkenfeld.

Foto: © Verlagsanstalt HandwerkFoto: © Verlagsanstalt Handwerk

Und warum ausgerechnet ein altes Kino? Man hätte für die Umbaukosten ja auch einen Neubau hinstellen können! "Das Gebäude hat Geschichte und einen ganz ­eigenen Charme. Das einerseits zu erhalten, andererseits eigene Ideen einzubringen, hat mich gereizt. Es gibt auch ganz praktische Aspekte: Direkt vor der Tür haben wir genügend Parkflächen – in dieser Stadtlage von Idar-Oberstein Mangelware!"

Und so heißt es – ganz im Jargon der Filme­macher – auch im 66. Jahr an diesem ­cineastischen Ort: "Und Cut …!"

Text: / handwerksblatt.de

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