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Juli 2015
Rund um die Cathédrale Sainte-Cécile d'Albi wuchs im Spätmittelalter eine blühende Wirtschaft durch das Färberhandwerk. Heute ist die Stadt Albi Teil des Unesco-Weltkulturerbes.
Irgendwann in den letzten Tagen des 15. Jahrhunderts. Irgendwo vor den Toren von Albi. Lucas drückt es gewaltig. Das schwere malzhaltige Bier der Mönche wirkt. Lucas uriniert in einen Bottich mit Waidpflanzen. Für die Region nördlich der Pyräenen sind die Blätter der rapsähnlichen Pflanze lebensnotwendig, mindestens so wie die Erleichterung von Lucas. Lucas ist Pisseur! Und zwar hauptberuflich! Dank des menschlichen Harnstoffes gären die Waidblätter, aus denen die Färber das teure Pastell herstellen. Sie formen die Blätter zu Kugeln und diese sind nicht nur begehrt in den Städten Frankreichs.
Die Färber produzieren Pastell für Maler und Schneider, exportieren den Farbstoff bis nach England und Flandern. Pastell ist das Gold der Handwerker in Albi, eine der Hochburgen des Pastellhandels. Wie Lucas leben fast alle Menschen Ende des 15. Jahrhunderts in irgendeiner Form von den Blaufärbern der Bischofsstadt. Albi ist reich und gehört zu den wichtigsten Städten des Schlaraffenlandes, so nennen die Menschen das Dreieck zwischen Toulouse, Carcassonne und Albi.
Die Kathedrale von Albi, in deren Schatten die reichen Färberfamilien wohnen, wächst Stein für Stein, fast zweihundert Jahre lang. 1492 ist das braune Ziegelwerk endlich fertig. Sie wirkt wie keine andere. Die Cathédrale Sainte-Cécile d‘ Albi ist eine Trutzburg mit sechs Meter dicken Mauern. Die katholische Kirche war so sehr in Sorge, die widerspenstigen Bewohner des Okzidents könnten sich erneut erheben.
Da waren dicke und hohe Mauern vonnöten. Jahrelange blutige Feldzüge gegen die Katharer haben Terror und Verwüstung gebracht. Die Katharer, wörtlich die "Reinen", wurden gejagt und verbrannt. Sie hatten den prunksüchtigen päpstlichen Stuhl provoziert. Welch Frevler! Die Kathedrale in Albi steht als Sinnbild für diese Feindschaft der Gläubigen.
Heute, im Jahr 2015, hat die Unesco die Altstadt und die ersten Häuserreihen des gegenüberliegenden Tarnufers auf die Liste des Weltkulturerbes gesetzt. Höher geht’s nimmer! Die Mühle aus dem 11. Jahrhundert, wo später die Buchstabennudeln erfunden wurden, gehört dazu. Ein paar weitere Handwerkerhäuser haben auch den höchsten Adel der Weltorganisation erhalten.
Allgemeine Information:
Tarn Tourismus
Albi Tourismus
Lavaur Tourismus
Lautrec Tourismus
In Albi wird wie auch in den kleineren Orten Lautrec und Lavaur die Färberkunst wieder kultiviert: L‘ Artisan Pastellier ist so ein neuer Laden, direkt gegenüber dem Maison du vieil Albi gelegen. Alles leuchtet blau: Schals, Kleider, Schürzen, Stoffe aller Art.
La Ferme au Village in Lautrec, wo Françoise Carayol mit ihrem Kollegen die Blaufärberei vorführt. La Maison du cadeau et pastel, das Produkte der Graine de pastel vertreibt: Cremes für die Schönheit und die medizinische Anwendung.
Blaufärber:
La Ferme au Village
L'Artisan Pastellier
La maison du cadeau
Produkte:
Graine de Pastel
Weinhersteller
La Bastide
Château de Lacroux
Château de Salettes
Pastel, Wein, Knoblauch. Die Region ist reich an Naturprodukten. Die Weinanbauflächen sind kleinteilig. Die großen Getreideanbauflächen wirken wie eine riesige Decke, die sich in leichten Schwüngen über die Landschaft gelegt hat. Ob vom Chateau de Salettes oder auf dem Weingut der Familie Derrieux – überall schweift der Blick über eine tiefe Ruhe vermittelnde Landschaft. Gaby Geiger-Derrieux lebt seit 35 Jahren als Winzergattin auf dem 38 Hektar großen Familiengut. Gehaltvolle Weiß- und Rotweine vermarktet das Winzerehepaar, gemeinsam mit Bruder und der nachfolgenden Generation. "Unbekannte Trauben und Weinanbaugebiete sollten mal bekannter werden", wirbt sie für die Tropfen des Familiengutes Chateau Lacroux und der Region. Ihr Mann Jean-Marie kann schon mal emotional werden. Die Winzer, die an die Genossenschaft liefern, sind für ihn Obstbauern. Schließlich geben sie die Arbeit ab. Klare Ansage!
Und der Oldtimer auf dem Hof des Weingutes, der in einzigartiger Weise für das Chateau de Lacroux und die Weine von Gaillac wirbt, ist selbstverständlich auch in der Farbe der Region lackiert: Leicht verblichen, aber pastell! Würde Gott in Frankreich leben, und da gehen wir mal fest von aus, die Landschaft um die Hauptstadt des Tarn wäre sein Zuhause. Mon Dieu, vive le Tarn!
Aktivitäten und Attraktionen:
Wer Solex, Roller, 2CV oder Motorrad fahren will, sollte mal auf die Website von Yoann Cottier schauen:
Zweiradverleih
Französische Küche aus dem Südwesten bietet Marie Capmartin in Koch-Workshops in la Halle aux Terroirs in Gaillac:
La Halle aux Terroirs
Direkter Kontakt zu La Halle aux Terroirs:
mcapmartin@hotmail.fr
Concorde und Flugzeuggeschichte bestaunen geht im Aeroscopia, dem Aeronautical Museum:
Aeronautisches Museum
In der Abtei -Schule von Sorèze befindet sich auch das Museum Dom Robert Tapisserie des zwanzigsten Jahrhunderts, das in diesem Januar eröffnet wurde: bunte Tier- und Pflanzenmotive werden gezeigt – Teppich-Kunsthandwerk, das der Mönch Dom Robert ( 1907-1997 ) mit Weberinnen zusammen kreiert und produziert hat.
Abbaye École de Sorèze
In der Cathédrale Sainte-Cécile d‘ Albi ist die größte malerische Darstellung des Jüngsten Gerichtes zu bewundern – nie zerstört, nicht restauriert und von mittelalterlichen flämischen Meistern geschaffen.
Hotels:
Château de Salettes
Abbaye École de Sorèz
Restaurants:
Le Lautrec
Formidable! Der Restaurantchef Antoine Caramelli serviert mit Unterstützung seiner Frau Sandrine nach Bestellung auch Gerichte aus der Rezeptesammlung des Malers Toulouse-Lautrec.
Le Jacquemart
Für solide und äußerst schmackhafte französische Küche der Region steht Yann Martinez.
Château de Salettes
Exqusite Küche im Chateau de Salettes. Chefkoch Ludovic Dziewulski lässt besondere Kost und Weine servieren.
Abbaye École de Sorèz
Für eine erlesene Küche ist auch das Restaurant im Hotel Le Logis Des Pères bekannt.
Le Salon de Vauban
Als kleiner Geheimtipp für Liebhaber origineller und köstlicher französischer Bio-Küche gilt der Salon de Vauban in Les Cammazes.
Fotos: Rüdiger Gottschalk
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