Zum 1. Januar 2015 löst in Litauen der Euro den Litas als offizielles Zahlungsmittel ab. (Foto: © Vilnius Tourism)

Zum 1. Januar 2015 löst in Litauen der Euro den Litas als offizielles Zahlungsmittel ab. (Foto: © Vilnius Tourism)

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Der Euro gilt jetzt auch in Litauen

Panorama

Zum 1. Januar 2015 löst in Litauen der Euro den Litas als offizielles Zahlungsmittel ab. Damit rückt die Balten-Republik noch näher an Europa heran.

Geografisch hat es das Land längst geschafft. Nur sechs Kilometer von der Landeshauptstadt Vilnius entfernt liegt das geografische Zentrum Europas. Und wie Europas Mittelpunkt hat sich auch Litauen in den letzten Jahren neu verortet. Mit der Unabhängigkeit des Staates löste 1990 die Marktwirtschaft endgültig die Planwirtschaft ab. Auf der Suche nach einem neuen Job wanderten Zehntausende vor allem junger Leute ins Ausland ab, so dass die Einwohnerzahl des Landes auf heute unter drei Millionen schrumpfte. Ein Großteil lebt in der Hauptstadt Vilnius, deren Altstadt seit 1994 zum Weltkulturerbe gehört.

Wolkenkratzer neben gotischen Kirchen, Fastfood-Buden neben Gourmet-Restaurants, Straßenhändler neben modernsten Einkaufszentren, Stripteaseläden neben Beichtstühlen: Vilnius ist eine Stadt der Gegensätze. Tradition und Moderne gehören hier zusammen, manchmal gar neu miteinander verschmolzen wie in Gestalt des neuen Großfürstenpalastes am Kathedralenplatz, wo man einen alten Renaissancebau komplett rekonstruierte.

Alte und neue Zeit

Oft liegen alte und neue Zeit nur ein paar Schritte auseinander. So wie am "Tor der Morgenröte", dem weltbekannten Pilgerziel, wo eine alte Frau mit buntem Kopftuch auf Knien die steile Treppe zur wundertätigen Madonna emporrutscht. Eine von vielen Tausend Wallfahrern, die hier Jahr für Jahr Station machen. Nur ein paar Meter weiter  feiern Jugendliche feucht-fröhliche Party, lassen es in einem der vielen Clubs kräftig krachen. Kreuz und quer führen kleine Gassen durch das Häusergewirr der Altstadt. Pilies heißt die älteste. Mit öffentlichen und privaten Geldern, vor allem aber mit Subventionen aus der Europäischen Union, wurde die Altstadt in den letzten Jahren herausgeputzt. So stehen Computer und Laptops heute in gotischen Kellern, residieren Büromenschen in barocken Prachtbauten. Eine Kulisse für den idealen Städte-Trip.

Blickfang der Stadt ist der weithin sichtbare Burgberg, von dem man den schönsten Blick auf die Altstadt hat. Richtung Norden sieht man die neue Stadt mit ihren Hochhäusern, Einkaufszentren und dem gigantischen Rathaus, einem Wolkenkratzer aus Stahl und Glas. Hier ist das Vilnius der Zukunft, in dem die Gelder großer Immobilienfonds stecken. Nur ein paar Schritte weiter aber holt den Besucher wieder die Vergangenheit ein.

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Sieben Tage die Woche lädt Vilnius zum Shoppen in kleinen Boutiquen und großen Ladengalerien. Einige haben gar rund um die Uhr geöffnet. Vorbei sind die Zeiten, als das Angebot klein und die Einkaufszeiten beschränkt waren. Und längst Vergangenheit sind die Zeiten, als sozialistische Einheitskost die Gastronomie bestimmte. Heute geben Köche  den kulinarischen Ton im Land an, findet sich auf den Speisekarten exotisches aus aller Welt neben litauischer Hausmannskost.

Auf Besucher wirkt Litauisch, die heute in der Stadt dominierende Sprache, oft seltsam. Sprachprobleme gibt es trotzdem kaum. Denn die Jüngeren sprechen fast alle Englisch, das heute in den Schulen in der Regel erste Fremdsprache ist. Neben Deutsch oder Französisch, die freilich weit weniger genutzt werden. Russisch spielt kaum noch eine Rolle.

Vilnius oder Wilna?

Ältere Deutsche, Österreicher und Schweizer kennen Litauens Hauptstadt gemeinhin als Wilna. Es ist die Eindeutschung des russischen Stadtnamens Wilna. Ihr heutiger Name Vilnius setzte sich erst in den letzten Jahren durch und ist die litauische Bezeichnung für die Stadt. Da sie immer wieder ihre Herren wechselte, veränderte sich naturgemäß auch immer wieder ihr Name. So nennen sie die Polen Wilno, die Weissrussen Wiljna, die Juden Vilne, die Sowjets zuletzt Wilnjus. Kaum eine andere europäische Stadt hat so häufig ihren Namen gewechselt. Seinen Ursprung hat der litauische Name Vilnius, der in der frühen Neuzeit erstmals belegt ist, vermutlich dem kleinen Flüsschen Vilnia zu verdanken. Es mündet heute zu Füßen des Burgberges in die Neris.

Text: / handwerksblatt.de