Blick von der Küstenstraße aufs libysche Meer und seine teilweise sehr zerklüftete Küste. Manch kleines Fischerdorf ist nur per Schiff erreichbar: ein Dorado für Ruhesuchende - und Fans von Fangfrischem aus dem Meer. (Foto: © Helmuth von der Gathen)

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Kreta - Ferien bei Göttervater Zeus

Panorama - Reise

Jannis sitzt am Nachbartisch und macht Kasse. Es ist kurz vor Mitternacht in einer der idyllischen Tavernen des kleinen Örtchens Platanias an der Nordwestküste Kretas, der größten griechischen Insel.

Der Ort ist sieben Kilometer heißen Sandstrands von der alten Bezirkshauptstadt Rethymnon entfernt. Und Jannis strahlt. Die Einnahme lohnt offenbar.

Der Saison-Kellner, braungebrannt mit schwarzglänzenden Costa-Cordalis-Locken, spricht Deutsch, war lange Beikoch in einem griechischen Restaurant in Düsseldorf. Seine Beobachtung: "Die Gäste aus Deutschland und Umgebung kommen wieder – der Dauerkrise und notorischen Pleitegefahr unseres Landes zum Trotz. Und sie drehen den Euro nicht dreimal um, sondern erfreuen sich an den wunderbaren Stränden, am  irrsinnsblauen Meer, den magischen Kulturstätten - und natürlich vor allem auch an unserer guten kretischen Küche mit ihrem gesunden Gemüse und feinen Olivenöl."

Neue Rekordzahlen

Nachfrage bei der griechischen Regierung: Wie steht`s aktuell um den griechischen Fremdenverkehr? Athen lässt ausrichten: "Letztes Jahr zählten wir allen Unkenrufen zum Trotz bereits wieder mehr als 25 Mio. Touristen, 2018  rechnen wir mit über 30 Millionen."

Das größte Kontingent kommt aus Deutschland und seinen westlichen und nördlichen Nachbarn - wie die Jets auch auf dem Kazantzakis-Airport der Inselhauptstadt Heraklion zeigen. Doch auch in den osteuropäischen Staaten rühren Kreter offenbar nicht ergebnislos die Werbetrommel - wie das Sprachgewirr etwa in den engen Gassen rund um den kleinen venezianischen (Postkarten-) Hafen vor der Altstadt Rethymnons vermuten lässt.

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Der Verband der griechischen Tourismusunternehmen (Sete) versichert: "Kreta kennt weder Ausschreitungen noch Streiks. Der Tourismus, unsere Wirtschaftslokomotive, läuft wieder." Und ergänzt hinter vorgehaltener Hand: "Seit Tsipras seine vollmundigen Wahlversprechen ins Gegenteil verkehrt hat und durchregiert." Sicher sei zudem: "Unsere Hoteliers profitieren auch von den Verlusten anderer Länder."

Und die Flüchtlingskrise?

"Dämpft den Boom kaum, auch besonders gebeutelte Inseln wie Lesbos und Chios melden wieder leicht steigende Besucherzahlen."

Foto: © Helmuth von der GathenZurück zu Jannis in Platanias und den typischen Holzstühlen mit den sportlichen Korbgeflecht-Sitzen in der kleinen Taverne  mit ihrem unverbaubaren Mond- und Sterneblick. Es duftet nach Holzfeuer und gut gewürzten Grillgerichten mit keinesfalls kleinlicher Knoblauch-Beigabe. Zu günstigen Konditionen. Beispiel: Souvlaki-Fleischspieß mit Ofenkartoffel und Gemüse neun Euro, Dessert und Digestif inklusive. Das zwar eiskalt dargereichte Eigenbräu namens "Hellas" und der knochentrockene, ebenso temperiert servierte "Retsina"-Inselweißwein sind allerdings für mitteleuropäische Gaumen zunächst etwas gewöhnungsbedürftig. Den Durst an lauen Mittelmeer-Abenden aber stillen beide mit fortschreitendem Genuss vorbildlich – "Jamas", rufen die Griechen zurück, falls jemand "Prost" sagt. Gesund sein muss das alles. "Nirgendwo in Europa werden die Menschen älter als auf Kreta", hat Jannis gelesen.

Im langgezogenen Örtchen gibt es viele kleine Hotels und Pensionen, keine Bettenburgen, wenig für Nachtschwärmer, nichts Mondänes. Aber eine 5-Sterne-Infrastruktur mit Lädchen und Supermarkt, Boutiquen und Straßencafes, Auto-, Motorradverleih und Geldautomaten – alles 76 Kilometer gut ausgebaute Asphaltpiste der E75 vom Hauptstadtflughafen (Bus stündlich 6,30 Euro, Taxi 88,50 Euro) entfernt. Achtung: Das Ticket von Platanias ins pittoreske Rethymnon (1,80 Euro) muss im Supermarkt gegenüber der Haltestelle erworben werden, der Busfahrer weist Sie ohne ab. Auch ist Platanias idealer Ausgangspunkt für weitere Touren, etwa zum libyschen Meer im Süden mit seinem früheren Hippie-Dorf Matala (in dem sogar US-Rockpoet und Nobelpreisträger Bob Dylan einst Love & Peace auf Griechisch lernte)  oder - konservativer - zur Geburtsgrotte von Göttervater Zeus auf der Lasithi-Hochebene im Osten.


Eine der besten Wohnadressen für Familien und Paare mit überschaubarem Budget in Platanias: "Galeana Beach" zwischen Meer und Küstenstraße: 40 individuell klimatisierbare Appartements in Erd- und Obergeschoss, in blauweißen kretischen Farben gestrichen, frisch renoviert. Mit Kaffeemaschine, Fön, Safe und Kühlschrank, mit Frühstück oder Halbpension (um 50 Euro, Klima extra). Und immer nur 40 barrierefreie Schritte bis zur gut bestückten Beachbar, 30 weitere bis zur Strandliege, an der stets eine leichte Brise die Haut streichelt. Das Personal: kompetent, freundlich, hilfsbereit. Kostenloses Extra: 300 Sonnentage, die Saison geht von Mai bis in den tiefen Oktober.

Foto: © Helmuth von der GathenFalls Sie wissen, dass "Kalimera" auf Griechisch so etwas wie "Guten Morgen" bedeutet - auf Kreta heißt es "Kalimeeeeera" und wird erst abends durch "Kalispeeeeera" abgelöst – wobei man sich während des Grußes besonders freundlich anschaut. Jedenfalls im "Galeana Beach."

Schon früh in dieser Idylle erfährt der Urlauber hautnah, wo er gelandet ist: auf einer Insel, die als kulturelle Wiege Europas gilt – und auf welcher der Begriff "Xenos" bis heute zwei Bedeutungen hat: zum einen "Fremder", zum anderen "Gast".

Text und Bild: Helmuth von der Gathen

Text: / handwerksblatt.de

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