Mikrokredite können helfen, gute Ideen schnell umzusetzen.

Mikrokredite können helfen, gute Ideen schnell umzusetzen. (Foto: © Le Moal Olivier/123RF.com)

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Kleine Kredite für gute Ideen

Mikrokredite sind nicht nur für ­Existenzgründer geeignet. Auch kleine und junge Betriebe, die zum Beispiel die ersten größeren Aufträge finanzieren wollen, können sie ­nutzen.

Wenn die KfW die Betriebe einmal im Jahr befragt, wie leicht oder schwer sie einen Kredit bekommen, ist das Ergebnis seit vielen Jahren in einem Punkt gleich: Kleine und junge Unternehmen haben die größten Schwierigkeiten, einen Kredit zu bekommen. Kein Wunder: Denn kleine und junge Betriebe haben zum Teil noch wenige Sicherheiten zu bieten. Außerdem "finanzieren die Banken nicht so gerne kleine Kreditsummen mit öffentlichen Förderkrediten", sagt Ekkehard Arnold, Betriebsberater der Handwerkskammer Düsseldorf.

Denn der Beratungsaufwand für die kleinen Kreditsummen sei hoch, der Gewinn für die Banken entsprechend gering. Gute Ideen könnten also am Geld scheitern, wichtige Investitionen unterbleiben. Für solche Fälle – und natürlich Existenzgründer – wurden die Mikrokredite geschaffen. Sie sind eine Art "Ersatzkredit für Unternehmer, die es vorher erfolglos bei ihrer Hausbank versucht haben", erklärt Arnold. Angeboten werden die Kleinkredite vom Bund und von den meisten Bundesländern.

Geld vom Mikrokreditfonds

Wer also trotz einer guten Geschäftsidee kein Kapital von seiner Bank bekommt, kann es zum Beispiel beim "Mikrokreditfonds Deutschland" versuchen. Dahinter steht die Bundesregierung, die über diesen Fonds bundesweit seit zwei Jahren kleinen Betrieben und Gründern kleine Kredite anbietet. Der Mikrokreditfonds ist mit immerhin 100 Millionen Euro ausgestattet. Unterstützt werden sollen damit Kleinunternehmen, die sich nicht über den Markt oder ihr persönliches Umfeld finanzieren können. Nachgefragt werden die Mikrokredite am häufigsten von Dienstleistern, aber immerhin zwölf Prozent gingen auch an Handwerksunternehmen.

Auch die meisten Bundesländer machen ähnliche Angebote. Die NRW.Bank zum Beispiel vergibt keinen eigentlichen Mi-krokredit, sondern das sogenannte NRW/EU.Mikrodarlehen. Damit unterstützt die Förderbank des Landes nicht nur Existenzgründungen, sondern auch Erweiterungs- und Wachstumsfinanzierungen in den ersten fünf Jahren nach der Gründung. "Viele potenzielle Gründer haben keinen ausreichenden finanziellen Hintergrund, um ihre Geschäftsideen in die Tat umzusetzen oder ihr Geschäft zu erweitern", sagt Michael Stölting, Vorstandsmitglied der NRW.Bank. Über 600 Kleinstkredite vergab die Förderbank bisher – mit einem klaren Ziel, das Stölting auf den Punkt bringt: "In Nordrhein-Westfalen soll keine gute Idee an der Finanzierung scheitern."

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Mikrokredite bundesweit

Mikrokreditfonds Deutschland "Mein Mikrokredit": Wer einen der bundesweiten Mikrokredite beantragen will, muss sich an eine der Partnerorganisationen des Fonds wenden, das sind zum Beispiel Gründungszentren, Genossenschaften oder Unternehmensberatungen. Diese sogenannten Mikrofinanzinstitute findet man auf der Website des Mikrokreditfonds. Besonders gern fördert der Fonds Unternehmer mit einem Migrationshintergrund, Frauen und Ausbildungsbetriebe.

Die Vergabe soll schnell und einfach sein, erklärt das Bundesarbeitsministerium, aus dessen Haushalt die Mittel stammen und das in Kooperation mit dem Bundeswirtschaftsministerium den Mikrokreditfonds verwaltet. Bis zu 20.000 Euro können sich Kleinunternehmen leihen, die Laufzeit beträgt bis zu vier Jahren. Der Zinssatz liegt derzeit bei 7,9 Prozent p.a. (nominal). Klingt viel, allerdings soll die finanzielle Belastung den jeweiligen Möglichkeiten angepasst werden können. Umgerechnet beträgt bei einem Kredit in Höhe von 6.000 Euro und einer Laufzeit von drei Jahren die monatliche Rate weniger als 200 Euro, heißt es auf der Website "mein-mikrokredit.de".

Mikrokredite RLP

Sowohl für Existenzgründer als auch für bestehende Unternehmen bietet die Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) Förderprogramme ab einem Betrag von nur 5.000 Euro an. Diese werden jedoch nicht ausdrücklich als "Mikrokredite" bezeichnet. Unter Vorlage von zwei aussagekräftigen Jahresabschlüssen kann aber eine 50-prozentige Haftungsfreistellung beantragt werden. Damit wird der Zugang zur Hausbank erleichtert. Finanziert werden Investitions- und Betriebsmittelkredite mit Laufzeiten zwischen zwei und zwanzig Jahren. Die Auszahlung erfolgt zu 100 Prozent. Anträge werden über die Hausbank bei der ISB gestellt. "Die Hausbank legt den Zinssatz auf Basis einer Preisklasse auf Grundlage des Risikogerechten Zinssystems der KfW fest", erklärt die ISB. Der günstigste Zinssatz beträgt 1,0 Prozent.

Daneben bietet die Bürgschaftsbank RLP mit dem Mikromezzaninfonds über ihre Tochter, der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft RLP (MBG), Beteiligungskapital für kleine Finanzierungsvorhaben an. Existenzgründer sowie kleine und junge Unternehmen können damit wirtschaftliches Eigenkapital bis zu einer Höhe von 50.000 Euro finanzieren. Anträge werden direkt bei der MBG gestellt.

Mikrokredite NRW

Die Förderbank des Landes vergibt keinen eigentlichen Mikrokredit, sondern das sogenannte NRW/EU.Mikrodarlehen an Kleinstunternehmen mit Sitz in NRW, die nicht älter als fünf Jahre sind. Finanziert werden außer Kleinstgründungen auch Wachstums- und Erweiterungsmaßnahmen. Vergeben werden Kredite zwischen 5.000 und 25.000 Euro. Die Laufzeit beträgt sechs Jahre, der Zinssatz liegt derzeit effektiv bei 4,59 Prozent (nominal). 

Vorteil: Normalerweise verlangen Banken 20 Prozent Eigenkapital, beim Mikrodarlehen werden keine banküblichen Sicherheiten verlangt. Wie bei den meisten Förderprogrammen gilt auch beim Mikrodarlehen der Grundsatz: Erst die Förderung beantragen, dann investieren. Seit dem 1. März 2016 kann das Mikrodarlehen auch von anerkannten Flüchtlingen beantragt werden. Handwerksbetriebe wenden sich an das Startercenter ihrer Handwerkskammer. "Überzeugen das Unternehmenskonzept und die Gründerpersönlichkeit den dortigen Berater im Startercenter, kann der Gründer dort den Antrag stellen", erklärt die NRW.Bank. Danach wird der Antrag geprüft und an die NRW.Bank weitergeleitet. Der Antrag ist nach der Erfahrung von Betriebsberater Arnold ziemlich aufwendig. Die gute Nachricht: Handwerksunternehmer können sich von den Betriebsberatern ihrer Handwerkskammer helfen lassen, die Kammer muss sowieso eine Stellungnahme zu dem Antrag abgeben.

Mikrokredite Saarland

Der Mikrokredit heißt bei der Saarländischen Investitionskreditbank (SIKB) "Startkapitalprogramm". Damit können nicht nur Gründer, sondern auch Jungunternehmer in den ersten drei Jahren Investitionen und Betriebsmittel zu vergünstigten Zinssätzen ohne Stellung von Sicherheiten finanzieren. Die Kreditnehmer müssen einen Businessplan für ihr Vorhaben vorlegen. Die Laufzeit ist außergewöhnlich lang, sie ­beträgt bis zu zehn Jahre. In den ersten 24 Monaten übernimmt das Saarland die Zinsen, bei Handwerksmeistern sind es sogar 36 Monate. Die SIKB übernimmt 80 Prozent des Gesamtfinanzierungsbedarfs, ausgezahlt werden 100 Prozent. Vergeben werden Kredite zwischen 2.500 und 25.000 Euro.

Auch beim Startkapitalprogramm gilt das Prinzip "erst die Förderung beantragen, dann investieren". Der aktuelle Zinssatz beträgt derzeit 4,6 ­Prozent (nominal). Der Antrag wird über die Hausbank direkt bei der SIKB gestellt.

Text: / handwerksblatt.de

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