Die Tischler-Azubis und digiTS-Teilnehmer Anika Rockenberg und Max Hofmann überprüfen die Konturfräsung eines ihrer Longboarddecks.

Die Tischler-Azubis und digiTS-Teilnehmer Anika Rockenberg und Max Hofmann überprüfen die Konturfräsung eines ihrer Longboarddecks. (Foto: © Monika Nonnenmacher)

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Digitalisierung: Berufsschule und ÜLU kooperieren

In der Tischlerausbildung arbeiten die Lernorte in Köln und Bergisch Gladbach im Rahmen der Initiative "digiTS" zusammen, damit die Auszubildenden den gesamten digitalen Workflow kennenlernen.

Die Digitalisierung wird nicht nur die Fertigung, sondern die gesamte Prozesskette verändern", ist Sebastian Bächer überzeugt. Dies beginnt für den Tischlermeister und Geschäftsführer der Bächer Bergmann GmbH aus Köln bei der Kundenakquise über Facebook, setzt sich fort über das computergestützte Entwerfen der Möbel bis hin zur Problembehebung beim Kunden via Kamera des Smartphones oder WhatsApp.

Damit Auszubildende sich damit vertraut machen können, haben zwei Betriebsinhaber, ein Ausbilder der Handwerkskammer zu Köln sowie zwei Lehrer des Berufskollegs Bergisch Gladbach eigeninitiativ "digiTS" ins Leben gerufen. Das Kürzel steht für "digitale Technologien in der Tischlerausbildung" und ist eine Vorabstudie. Die Inhalte werden im Rahmen eines Kurses vermittelt, der sich an einen Lehrgang der überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung (ÜLU) anschließt.

"Berufsschule ist das Büro, ÜLU die Werkstatt"

Neben der ÜLU ist die Berufsschule im Rahmen der Lernortkooperation als zweiter Partner eingebunden. "Am Berufskolleg in Bergisch Gladbach lernen die Auszubildenden die theoretischen Grundlagen kennen. Sie entwerfen etwa mittels CAD ein dreidimensionales Modell des Möbelstücks und bereiten den Datensatz für die CNC-Fräse vor." Sind die Fertigungsdaten erstellt und die Arbeitsvorbereitung abgeschlossen, geht es ins Ausbildungszentrum Butzweilerhof. "Die Berufsschule ist das Büro, die ÜLU die Werkstatt", spannt Bächer einen Bogen von den beiden Lernorten zur Praxis.

Bei der Vorabstudie schließt sich der digiTS-Kurs an den zweiten Oberflächenlehrgang TSO2 an, der im dritten Lehrjahr vorgesehen ist. Das Projekt: Innerhalb von zwei Wochen bauen und gestalten die Azubis ein Longboard und das dazu passende Aufbewahrungsmöbel. Zur Verfügung stehen ihnen dazu unter anderem ein Folienplotter, ein 3D-Drucker, ein Laserschneider sowie ein CNC-Bearbeitungszentrum. "Obwohl die meisten digitale Planung und Fertigung schon aus ihrem Ausbildungsbetrieb kennen, haben sie noch etwas dazugelernt, vor allem beim Umgang mit dem Laser und dem 3D-Drucker", so Sebastian Bächer.

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Das Bundesinstitut für Berufsbildung hat einen rund zwölfminütigen Film über digiTS drehen lassen. Zu sehen ist er im Internetforum für Ausbilderinnen und Ausbilder.

"Die überbetrieblichen Ausbildungsstätten brauchen einen klaren Auftrag, um digitale Lerninhalte vermitteln zu können." Deshalb soll digiTS ab 2018 in einigen Ländern als Pilotprojekt erprobt werden – finanziell gefördert vom Bundeswirtschaftsministerium und wissenschaftlich begleitet vom Heinz-Piest-Institut. "In Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland haben die Fachverbände schon ihr Interesse bekundet."

Sebastian Bächer ist überzeugt davon, dass sich das Handwerk unbedingt mit der Digitalisierung beschäftigen muss. "Gewinne erwirtschaften wir künftig nicht mehr damit, einfach eine Maschine zu kaufen. Das Kapital liegt darin, wer sie steuert und was sie konstruiert." Diese Entwicklung sollten die Tischler aus seiner Sicht nicht verschlafen. Die digiTS-Azubis aus dem Rheinland haben nun den Anfang gemacht.

Text: / handwerksblatt.de

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