Finanzplanung – bei Gründung überlebenswichtig
Das Herzstück jedes Businessplans ist die Finanzplanung. Sie stellt dar, wie sich der Betrieb voraussichtlich entwickelt und ob sich die Gründung wirtschaftlich lohnt und wie viel Kapital erforderlich ist. Wie Gründer*innen am besten vorgehen.
Dieser Artikel gehört zum Themen-Special GründerNavi – für Gründer und junge Unternehmen
Grundsätzlich erstreckt sich die Finanzplanung auf vier Bereiche: Kapitalbedarf, Finanzierung, Rentabilität und Liquidität.
1. Kapitalbedarfsplanung
Zunächst sollte der Kapitalbedarf solide geplant werden. Dieser umfasst alle geldlichen Mittel, die benötigt werden, um den eigenen Lebensunterhalt und den Betrieb zu finanzieren. Beim betrieblichen Kapitalbedarf muss berücksichtigt werden, dass erst einmal Kosten anfallen, bevor Umsätze erzielt werden. Dies können zum Beispiel Gründungsausgaben wie Beratungshonorare, Ausgaben für die Gewerbeanmeldung oder der Eintrag ins Handelsregister sein. Und selbstverständlich auch Investitionen in die Ausstattung des Betriebs.
Da in der Gründungsphase meist noch nicht ausreichend Gewinne entstehen, ist es wichtig, die laufenden Kosten zu ermitteln und diese ebenfalls beim betrieblichen Kapitalbedarf einzuplanen. Es gibt variable Kosten, die sind abhängig vom Umsatz und umfassen etwa Materialkosten. Die fixen Kosten bleiben konstant, egal wie viel Umsatz gemacht wird. Dazu gehören Gehälter, Mieten und Zinsen.
2. Finanzierungsplan
Dr. Andreas Houben, Ressortleiter Produkte und Marketing der TARGOBANK AG. Foto: © TARGOBANKHier werden die Finanzierungsmittel aufgelistet. Damit der Kapitalbedarf gedeckt ist, sollte ausreichend Eigenkapital zur Verfügung stehen. Dieses kann durch längerfristiges Fremdkapital, etwa Bankkredite, ergänzt werden. Außerdem gibt es staatliche Finanzierungshilfen, etwa von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW).
3. Rentabilitätsrechnung
Die Rentabilitätsrechnung zeigt, ob und wann der neu gegründete Betrieb gewinnbringend arbeitet. Um dies zu ermitteln, müssen zwei Punkte enthalten sein: die Umsatzplanung, basierend auf der Preiskalkulation, und die Gewinn-und-Verlustrechnung. Diese sollten durch weitere betriebswirtschaftliche Größen wie die Deckungsbeitragsrechnung ergänzt werden.
Eine vergleichsweise schwierige Aufgabe ist es, die künftigen Umsätze realistisch vorauszusagen. Branchenkenntnisse sind dafür ein Muss, helfen können zum Beispiel Banken oder die Kammern, denen oft aktuelle Branchenuntersuchungen vorliegen. Um rentabel zu produzieren, müssen Gründer*innen bei der Preiskalkulation jedoch nicht nur die Preise der Konkurrenz und die Preisbereitschaft der Kunden berücksichtigen, sondern vor allem die eigenen Kosten. Im zweiten Teil, der Gewinn-und-Verlustrechnung, werden die monatlichen Ausgaben den geplanten Einnahmen gegenübergestellt. Mit der anschließenden Beitragsdeckungsrechnung wird der Punkt ermittelt, ab dem der Betrieb Gewinn erzielt (Break-Even-Point). Der Deckungsbeitrag ist der Betrag, der zur Deckung der Fixkosten zur Verfügung steht. Sind alle Kosten gedeckt, ist die Gewinnschwelle erreicht!
Zitat "Wenn Sie sich Zeit nehmen und den Finanzplan gründlich erarbeiten, haben Sie einen wichtigen Schritt auf dem Weg in Ihre Selbständigkeit getan." Dr. Andreas Houben, Ressortleiter Produkte und Marketing der TARGOBANK AG.
4. Liquiditätsplanung
Die Liquiditätsplanung gibt einen Überblick über die voraussichtliche Zahlungsfähigkeit und zeigt, wann Finanzierungslücken entstehen können. Es ist wichtig, dies frühzeitig zu erkennen, um rechtzeitig gegensteuern zu können. In die Liquiditätsplanung fließen Bruttoumsätze und Startkapital sowie Gründungsausgaben, Investitionen, Privatentnahmen, Zinsen und Tilgungen von Krediten ein. Diese sollte regelmäßig aktualisiert werden und einen Puffer enthalten, um Reserven für den Lebensunterhalt zu haben.
Checkliste: Finanzplanung in vier Schritten
Diese Punkte sollten Gründer*innen in ihrer Finanzplanung berücksichtigen
1. Kapitalbedarfsplanung
1.1. Privater Kapitalbedarf: Monatliche/jährliche Lebenshaltungskosten inkl. Reserve für unvorhersehbare Ereignisse (Unfall, Krankheit)
1.2. Betrieblicher Kapitalbedarf: Kapitalbedarf für Anschaffungen, Vorlaufkosten für den Betriebsstart und eine Liquiditätsreserve während der Anlaufphase
• Gründungsausgaben (einmalig; Gewerbeanmeldung, Eintrag ins Handelsregister, Notar, Beratungshonorare, Anmeldegebühren für Patente)
• Investitionen (Büroausstattung, Maschinen, Arbeitsmaterial, Marketing)
• Laufende Kosten– Variable Kosten (Material, Rohstoffe, Transport u.a.) – Fixkosten (Gehälter, Mieten, Leasingkosten, IT-Kosten u.a.)
2. Finanzierungsplan
2.1. Eigenkapital
2.2. Fremdkapital
3. Rentabilitätsrechnung für mindestens drei Geschäftsjahre:
Schätzung von Umsatz, Kosten und Gewinn
3.1. Umsatzplanung
3.2. Gewinn- und Verlustrechnung (GuV)
3.3. Errechnung der Gewinnschwelle
(Break-even-Point) mittels Beitragsdeckungsrechnung
4. Liquiditätsplanung für mindestens drei Geschäftsjahre
Schätzung der monatlichen Einzahlungen aus Bruttoumsätzen, Startkapital u.a.
Schätzung der monatlichen fixen und variablen Kosten (Material, Personal, Miete u.a.), Investitionskosten, Kosten Tilgung und Zinszahlung für Kredite
Berechnung monatliche Liquiditätsreserve
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FAZIT
Kapitalbedarfsplanung – Wie viel Geld braucht es, um durchzustarten? Tipp: Vergessen Sie nicht den eigenen Lohn und planen Sie einen Puffer ein, um gegen unvorhersehbare Ereignisse gewappnet zu sein.
Finanzierungsplan – Wo kommt das Geld her? Tipp: Kostensparen ist eine sehr günstige Finanzierungsform.
Rentabilitätsrechnung – Gezielt in die Zukunft schauen Tipp: Starten Sie Ihre eigene kleine Marktforschung zu Produkt und Preis.
Liquiditätsplanung – Die flüssigen Mittel im Auge behalten Tipp: Regelmäßig aktualisieren und einen Puffer einplanen.
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Text:
Claudia Stemick /
handwerksblatt.de
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