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HWK Trier | Mai 2025
Mitarbeitergespräche, die wirklich etwas bewegen
Die Handwerkskammer Trier bietet zum Werkzeug MotivSORT ein Online-Seminar zur Bindung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an.
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In Rheinland-Pfalz stehen in den nächsten fünf Jahren etwa 9.000 Unternehmen zur Übergabe an. Mit einer Beratung durch die Kammern stehen die Chancen deutlich besser, dass die Übergabe gelingt. Über die Vorteile einer Nachfolge ist aber noch zu wenig bekannt.
Rund 9.000 Unternehmen in Rheinland-Pfalz sollen in den kommenden fünf Jahren an Nachfolgerinnen oder Nachfolger übergeben werden. Das geht aus der aktuellen Studie zur Unternehmensnachfolge 2025 hervor. Zwei Drittel der befragten Unternehmen haben allerdings noch keine konkreten Pläne für die Übergabe und noch keinen Nachfolger beziehungsweise Nachfolgerin in Sicht. 500 Unternehmer haben sich an der Umfrage beteiligt, im Schnitt waren sie 58 Jahre alt.
"Diese Zahlen sind alarmierend", warnt Arne Rössel, Hauptgeschäftsführer der IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz. "Ein fehlender Nachfolgeplan gefährdet den Fortbestand des Unternehmens, aber auch Arbeitsplätze und über Jahrzehnte gewachsene Kundenbeziehungen und Know-how gehen so verloren."
Die Studie zur Unternehmensnachfolge hat die Hochschule Mainz in Kooperation mit den rheinland-pfälzischen Industrie- und Handelskammern, der Arbeitsgemeinschaft der Handwerkskammern sowie dem Wirtschaftsministerium erstellt.
Die Umfrageergebnisse verdeutlichen die Bedeutung frühzeitiger Beratung: Rund 60 Prozent der Unternehmerinnen und Unternehmer aus Rheinland-Pfalz, die bereits Beratung in Anspruch genommen haben, verfügen über konkrete Nachfolgepläne. Ohne Beratung liegt dieser Anteil hingegen bei deutlich unter 20 Prozent.
"Eine qualifizierte Beratung erleichtert den Nachfolgeprozess erheblich, klärt offene Fragen und gibt den Beteiligten Sicherheit", erläutert Prof. Dr. Anna Rosinus von Fachbereich Wirtschaft der Hochschule Mainz. Neben den Steuerberaterkanzleien nannte ein Großteil der Befragten die Industrie- und Handelskammern (IHK) oder die Handwerkskammern (HWK) als bevorzugte Beratungsstelle.
"Die Studie zeigt, wie wichtig Beratung und eine gute Strategie bei der Unternehmensnachfolge sind. Jeder Betrieb, der erfolgreich fortbestehen kann, trägt maßgeblich zur Sicherung des regionalen Wirtschaftsstandorts bei und erhält Arbeitsplätze in der Region. Wir unterstützen insbesondere durch die landesweiten Beratungsangebote, aber auch durch gezielte Informationen und Vernetzen mit geeigneten Ansprechpartnern", kommentierte Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt das Studienergebnis. Das Land wolle Interessierten die Übernahme erleichtern, sie motivieren und ihnen Lust auf Unternehmertum machen. Schmitt: "Das geht nur mit praxisnahen Regelungen."
"Gerade im Handwerk hängt eine erfolgreiche Übergabe stark von einer frühzeitigen und kompetenten Beratung ab", so Axel Bettendorf, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Handwerkskammern Rheinland-Pfalz. "Unsere Beratungsstellen bieten hierzu umfassende und individuell zugeschnittene Unterstützungsangebote an. Wer sich frühzeitig beraten lässt, sichert seinem Betrieb und seinen Beschäftigten langfristig eine Zukunft."
Aktuell gibt es ein starkes Missverhältnis zwischen der Zahl der zur Übergabe anstehenden Unternehmen und potenziellen Übernehmerinnen und Übernehmern: Fast zwei Drittel der Befragten bewerten die Suche nach geeigneten Interessenten als schwierig.
Als Gründe genannt werden mangelnde Informationen über die Chancen einer Betriebsübernahme, vor allem im Vergleich zu einer Neugründung. Zudem gibt es Unsicherheiten bezüglich der Finanzierung.
Daher setzen die Starterzentren Rheinland-Pfalz in diesem Jahr einen verstärkten Fokus auf das Thema Betriebsübernahme. Ergänzt wird das Angebot im Laufe des Jahres durch regionale Veranstaltungen in ganz Rheinland-Pfalz, mit dem Ziel, potenzielle Nachfolgerinnen und Nachfolger mit Verantwortlichen aus passenden Unternehmen in Kontakt bringen.
Zudem findet am 12. Juni 2025 der SUCCESSor Nachfolge-Beach am "Statt-Strand" in Koblenz statt, eine Netzwerk- und Informationsveranstaltung in lockerer Atmosphäre für alle, die an der Übernahme eines Betriebes interessiert sind.
Die Starterzentren in Rheinland-Pfalz Acht rheinland-pfälzische Industrie- und Handelskammern und Handwerkskammern haben im Jahr 2002 auf einen Schlag 26 einheitliche Anlaufstellen für Existenzgründerinnen und -gründer aus der Taufe gehoben: Unter der Dachmarke "Starterzentrum" werden seither die kostenfreien Beratungsangebote der IHKs und HWKs gebündelt, einem Qualitätsstandard unterworfen und flächendeckend in Rheinland-Pfalz angeboten. Die Starterzentren können von Beginn an auf ein landesweites Netzwerk an Kooperationspartnern zurückgreifen, das Gründerinnen und Gründern den Start in die unternehmerische Selbständigkeit erleichtert – auch durch die Übernahme eines bestehenden Unternehmens: www.starterzentren-rlp.de
✓ Bürokratieabbau gefordert: Aus Sicht der Unternehmerinnen und Unternehmer gibt es dringenden Handlungsbedarf seitens der Politik: Jeweils über 60 Prozent der Befragten sehen eine Reduzierung bürokratischer Hürden und eine steuerliche Entlastung als besonders wichtige Maßnahmen zur Förderung der Unternehmensnachfolge
✓ Ältere Unternehmerinnen und Unternehmer sind besser vorbereitet: Über 40 Prozent der Unternehmerinnen und Unternehmer über 65 haben konkrete Nachfolgepläne. Doch auch hier hat ein Fünftel bislang noch überhaupt keine Planung vorgenommen.
✓ Unternehmensgröße ist entscheidend: Größere Unternehmen (ab fünf Mitarbeitenden) sind mit 38 Prozent deutlich besser vorbereitet als Kleinstbetriebe (unter fünf Mitarbeitenden) mit lediglich 19 Prozent konkreter Nachfolgeplanung.
✓ Operative Einbindung erschwert Planung: Unternehmerinnen und Unternehmer, die stark operativ eingebunden sind, kümmern sich deutlich seltener um die Nachfolgeplanung (27 Prozent mit konkreten Plänen) als strategisch agierende Führungskräfte (61 Prozent mit konkreten Plänen).
✓ Familiennachfolge beliebt: Mehr als die Hälfte der Befragten mit konkreten Nachfolgeplänen planen eine Nachfolge innerhalb der Familie, gefolgt von Übergaben an Mitarbeitende (Management Buy-Out).
✓ Emotionale Faktoren prägend: Neben finanziellen und rechtlichen Fragen sind emotionale Aspekte wie die Sicherung des Lebenswerks oder der Erhalt der Arbeitsplätze für viele Unternehmerinnen und Unternehmer ausschlaggebend für die Übergabe.
Quelle: Industrie- und Handelskammer für Rheinhessen
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