Altbausanierung aus einer Hand
Zehn Innungsbetriebe und eine Finanzierungsexpertin bieten als Meisterwerke Dortmund GmbH Leistungen aus einer Hand. Die Kooperation haben sie viele Jahre vorbereitet.
Eine Stadtvilla mitten in Dortmund. Maler, Elektriker und Tischler sind in den letzten Zügen, das Gebäude für den Einzug der neuen Besitzer vorzubereiten. In sechs Tagen ist die Übergabe, doch die Atmosphäre wirkt entspannt. "Das ist gar kein Problem", sagt Projektleiter Frank Stärke. "Oder spüren Sie hier Hektik?", fragt der Altbauexperte lachend.
Zehn Dortmunder Meisterbetriebe sanieren gemeinsam das Objekt aus den 1940er Jahren. "Das Haus war noch komplett im Zustand des Erstbezugs", erzählt Tischlermeister Dirk Goebel. Ein Fest für die Handwerker. Die Fassade ist neu, genau wie Heizung, Elektrik, Wände, Fenster, Böden, die Treppen und die Bäder – alles auf High-End-Niveau, aber mit dem besonderen Charme eines Altbaus. Der Bauherr hat sich einige Extras gegönnt. Eine Sauna im Bad, eine exklusive Marmorwand für die Dusche, modernste Technik, wohin man schaut.
Ein Angebot, ein zentraler Ansprechpartner, eine Rechnung
Was aber auch das Besondere der Baustelle ausmacht, das ist die Ausführung: Die Handwerksunternehmen sind im Team aufgetreten: Sie firmieren als Meisterwerke Dortmund GmbH und kommen als Kooperation zusammen auf 120 Mitarbeiter. Der Bauherr hatte vor und während der gesamten Bauzeit mit Projektleiter Frank Stärke einen zentralen Ansprechpartner.
Weder um die Suche nach den Betrieben noch um die Terminkoordination musste er sich kümmern. Sogar die Finanzierung des Objekts bis hin zu den Anträgen für KfW-Darlehen zur energetischen Sanierung lief zentral über die Kooperation.
Angefangen hat alles 2001
Bis es zur GmbH-Gründung der Kooperation kam, ist allerdings viel Zeit ins Land gegangen. "Angefangen hat alles bei einem Infoabend der Handwerkskammer Dortmund im Jahr 2001 zum Projekt ‚Leistung aus einer Hand‘. Damals saßen an die 150 Betriebe im großen Saal der Kammer", erinnert sich Tischlermeister Goebel. 50 von ihnen waren hinterher interessiert, am Ende haben zehn mitgemacht. "Ich bin eines dieser Urgesteine", schmunzelt der Unternehmer.
Manche Betriebe hätten sich im Laufe der Zeit schwergetan mit der Teamarbeit, andere seien neu dazugekommen und geblieben. Über die Jahre habe sich allmählich herauskristallisiert, wer zusammenpasst. "Wir haben dann lange über Empfehlungsmarketing eng zusammengearbeitet. Unser Traum war es aber immer, eine eingetragene Kooperation unter dem Namen ‚Meisterwerke Dortmund‘ zu gründen." Es sei einfach angenehmer, mit immer wiederkehrenden Partnern zusammenzuarbeiten.
Von der Kundin zur Partnerin
Konkret wurde es, als die Truppe Maria Uhlig kennenlernte. Als Kundin hatte die Signal-Iduna-Vertreterin ihre Haussanierung in Auftrag gegeben und war so begeistert von der Zusammenarbeit der Handwerksunternehmen, dass sie gleich beschloss, über das Thema ihre Masterarbeit im Bereich Kundenbeziehungsmanagement und Vertrieb zu schreiben. Heute ist sie die einzige Frau im Team der elf selbstständigen Unternehmer und für die Kunden Ansprechpartnerin zu allen Fragen rund um Finanzierung, Fördermittel und Versicherungen.
Uhlig: "Für den Kunden sind die Kosten bei einer Altbausanierung schwer abzuschätzen. Wir können ihm als Kooperation nicht nur den Endpreis nennen, sondern auch konkret sagen, wie die monatliche Belastung aussehen wird. Das nimmt den Kunden die Scheu vor der Bestandsimmobilie."
Viele sanierungsbedürftige Immobilien
Gerade in einer Großstadt wie Dortmund mit vergleichsweise wenig Neubauflächen, aber vielen sanierungsbedürftigen Immobilien sei das ein großes Plus für die Kundschaft, ergänzt Goebel. "Wir wollen uns zudem klar von der Bauträgergeschichte abheben und ein hohes Qualitätsniveau verkörpern", so der Fensterbauer. Er betont, dass alle beteiligten Meisterbetriebe in der Innung organisiert sind. Mit der Fachfrau für Immobilienfinanzierung an ihrer Seite können die Handwerker dem Kunden eine Gesamtlösung bieten.
"Es war an der Zeit, unseren losen Verbund zu professionalisieren"
2017 haben die Unternehmer dann Nägel mit Köpfen gemacht, Geld in die Hand genommen und die Meisterwerke Dortmund GmbH gegründet. Eine Handwerkerkooperation mit Brief und Siegel. "Es war an der Zeit, unseren losen Verbund zu professionalisieren", erzählt Frank Stärke. Die GmbH beschäftigt eine Immobilienfachwirtin in Teilzeit, die die Abläufe der Bauprojekte von innen steuert. Es gibt einen eigenen Internetauftritt, Briefpapier und Visitenkarten.
Eine Kooperation hat viele Vorteile - nicht nur für die Kundschaft
Beraten bezüglich der Rechtsform wurde das Team vor der Gründung durch Heinz-Josef Kemmerling, Rechtsanwalt und Geschäftsführer des Tischlerverbandes NRW. Er ist Experte für Kooperationen im Handwerk und weiß aus jahrelanger Erfahrung, dass es nicht immer einfach ist, eine Kooperation zu gründen und vor allem zu leben, denn "Handwerker sind große Individualisten". Aber es habe auch viele Vorteile – nicht nur für die Kundschaft. "Es gibt inzwischen eine Reihe von Kooperationen, wo das sehr gut funktioniert." In den verschiedensten Rechtsformen – von der Interessengemeinschaft bis zur Gründung eigener Unternehmen.
Immer die Haftungs- und Gewährleistungsfrage klären
Wichtig sei immer, dass man vorab die Haftungs- und Gewährleistungsfragen klärt. So wie bei den Dortmunder Meisterwerken, wo die GmbH für sich arbeitet und Aufträge an die selbstständigen Unternehmen vergibt. Kemmerling: "Dann muss keiner für den anderen geradestehen."
Außerdem ist geregelt, dass die GmbH immer dann ins Spiel kommt, sobald mindestens drei Gewerke für ein Objekt gebraucht werden. Dann erhält der Kunde ein gemeinsames Angebot und später eine einzige Rechnung – eben ein Komplettpaket. "Wir sind jetzt verheiratet", lacht Dirk Goebel. "Einfach weglaufen geht nicht mehr." Um Ehekrisen vorzubeugen, trifft man sich monatlich zur Teambesprechung.
Text:
Kirsten Freund /
handwerksblatt.de
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