Bettina Riedel (links) von der "Berufsberatung im Erwerbsleben" der Arbeitsagentur begleitet Diana Voss bei der Umschulung zur Malerin und Lackiererin im Betrieb von Thomas Adamiok. (Foto: © DHB/Bernd Lorenz)

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Berufsberatung im Erwerbsleben fördert Umschulung zur Malerin

Betriebsführung

Diana Voss steckte beruflich in einer Sackgasse. Mit 43 Jahren fängt die alleinerziehende Mutter eine Ausbildung zur Malerin und Lackiererin im Betrieb von Thomas Adamiok an – unterstützt von der "Berufsberatung im Erwerbsleben".

Als Hauswirtschafterin in der Altenpflege deutlich mehr arbeiten für kleines Geld und dann noch zwei Abende pro Woche als Minijobberin an der Supermarktkasse sitzen? So konnte es für Diana Voss nicht weitergehen. Für die 43-jährige alleinerziehende Mutter stand fest: "Jetzt muss etwas passieren!" Ihr Plan: Sie "malert" gerne. In ihrer Nachbarschaft ist ein Malerbetrieb. Also bewirbt sie sich dort als Quereinsteigerin. Doch Betriebsinhaber Thomas Adamiok braucht keine Helfer, sondern gut ausgebildete Fachkräfte. "Als er mir eine Ausbildungsstelle angeboten hat, musste ich erst einmal schlucken, denn von einer Ausbildungsvergütung alleine hätten mein Sohn und ich gar nicht leben können", blickt Diana Voss zurück. Der Malermeister rät ihr, bei der Agentur für Arbeit anzurufen.

Dort hat sie Bettina Riedel von der "Berufsberatung im Erwerbsleben" (BBiE) am Apparat, die sich als "neutrale Beraterin" zunächst die Geschichte ihrer Kunden anhört, ihnen dann dabei hilft, ein Berufsziel zu finden und sie auf diesem Weg begleitet. "Für das erste Gespräch setzen wir ungefähr 75 Minuten an. Darauf folgen manchmal fünf bis zehn weitere Termine oder die Kunden melden sich erst nach drei Jahren wieder", beschreibt die Berufsberaterin die Spannbreite des Beratungsprozesses.

Diana Voss macht es ihr leicht, denn sie schlägt einen Beruf vor und liefert den potenziellen Arbeitgeber gleich mit. Um sicherzustellen, dass Wunsch und Wirklichkeit zusammenpassen, absolviert Diana Voss ein rund einwöchiges Praktikum bei Thomas Adamiok. Darüber hinaus vereinbart Bettina Riedel für sie einen Termin beim Berufspsychologischen Service der Arbeitsagentur. "Mit diesem Eignungstest stellen wir bei allen Kunden fest, ob sie den Anforderungen gewachsen sind, sichern so ihre Entscheidung ab und minimieren das Risiko, dass unsere finanzielle Förderung ins Leere läuft."

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Förderung für den Arbeitgeber

Diana Voss hat sich gleich nach der Schule zur Friseurin ausbilden lassen, aber sie hat danach nie in diesem Beruf gearbeitet. "Mit Blick auf ihren weiteren beruflichen Werdegang zählt sie damit für uns 'wieder ungelernt', der wir eine Umschulung ermöglichen können", erklärt Bettina Riedel. Der Vorteil: Als Umschülerin erhält die angehende Malerin und Lackiererin mehr Geld als ein Auszubildender. 

Der Betrieb und die Umschülerin schließen einen Umschulungs- und Arbeitsvertrag ab. Thomas Adamiok überweist Diana Voss den Lohn für eine Helferin im Malerhandwerk. Er beteiligt sich daran finanziell bis zur Höhe der Ausbildungsvergütung. Den Rest bezuschusst die Bundesagentur für Arbeit. Die BA übernimmt außerdem die Kosten für die Lehrgänge der überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung und zahlt eine Prämie von 1.000 Euro für die bestandene Zwischen- und von 1.500 Euro für die erfolgreich abgelegte Abschlussprüfung. Nachhilfeunterricht bei einem zertifizierten Anbieter kann über umschulungsbegleitende Hilfen ebenfalls gefördert werden.

Verkürzte Ausbildung problematisch

Eine Umschulung dauert in der Regel zwei Jahre. In diesem Zeitraum besuchen die Teilnehmer den Unterricht an der Berufsschule und die Lehrgänge der überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung (ÜLU). Diana Voss ist im August 2024 direkt ins zweite Lehrjahr der Ausbildung zur Malerin und Lackiererin eingestiegen. Damit sind aber weder sie noch ihr Chef besonders glücklich. "Ich nehme freitagnachmittags Nachhilfe in Mathe und setze mich abends meist lange an den Schreibtisch, um die Inhalte des ersten Lehrjahres nachzuholen und um den aktuellen Unterrichtsstoff zu lernen, aber mir fehlen die praktischen Basics aus dem ersten Lehrjahr", bemängelt die 45-Jährige.

"Es gibt noch sehr viele Unstimmigkeiten in ihren Arbeitsabläufen", beobachtet Thomas Adamiok. "Die Ausbildung dauert nicht umsonst drei Jahre." Vor Kurzem wurden die rechtlichen Vorgaben aber gelockert. "In Einzelfällen können wir auch über die komplette Ausbildungsdauer fördern. Dazu gehört zum Beispiel die Pflege der Eltern, die Erziehung eines Kinds oder Sprachbarrieren", erklärt Bettina Riedel.

BeratungsangebotDie Bundesagentur für Arbeit (BA) hat die "Berufsberatung im Erwerbsleben" (BBiE) seit dem Jahr 2020 sukzessive eingeführt. Das Instrument richtet sich in erster Linie an Beschäftigte, die einen neuen Beruf, potenzielle Aufstiegsmöglichkeiten im bestehenden Job oder einen anderen Arbeitgeber suchen, aber auch an Berufsrückkehrer, die etwa nach einer längeren Eltern- oder Pflegezeit wieder in den Arbeitsmarkt einsteigen möchten. Laut einer aktuellen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sind in den Beratungen nicht nur die Themen der grünen Transformation und Digitalisierung, sondern auch Berufswechsel aufgrund von gesundheitlichen und insbesondere psychischen Einschränkungen relevant.

Die Teil 1 der Gesellenprüfung hat Diana Voss im Oktober 2025 mit einer Drei abgeschlossen. Unter den gegebenen Umständen ist der Malermeister jedoch zufrieden mit der Leistung seiner Mitarbeiterin und würde sie nach der erfolgreich abgelegten Gesellenprüfung gerne übernehmen. "Bis dahin muss sie sich aber noch gehörig auf die Hammelbeine setzen und lernen. Schließlich muss ich ihr als Gesellin auch einen entsprechenden Lohn zahlen", gibt der Chef von fünf Mitarbeitern zu bedenken.

Neue Gesellin in Aussicht

Thomas Adamiok würde gerne neue Fachkräfte ausbilden, aber dieses Jahr hat er keine Bewerbung erhalten, im Jahr zuvor hatte der einzige Interessent 120 unentschuldigte Fehltage auf dem Zeugnis stehen. Ein "No-Go" für ihn. Zuletzt hatte er zumindest ein bisschen Glück. Er konnte eine ausgebildete Malerin und Lackiererin einstellen, die als zweifache Mutter jedoch nur rund 20 Stunden pro Woche für ihn arbeiten kann. Insofern ist der Betriebsinhaber aus Dülmen froh, ab dem nächsten Frühsommer dank der "Berufsberatung im Erwerbsleben" eine gestandene Frau als Gesellin in seinem Team begrüßen zu können. "Frau Voss ist sehr zuverlässig, diszipliniert und geht offen auf die Kunden zu", lobt der Malermeister, dessen Handwerksbetrieb überwiegend von Privathaushalten und Architekten beauftragt wird.

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Text: / handwerksblatt.de

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