Ausbildungskonsens NRW will duales Ausbildungssystem stärken
Die Partner im Ausbildungskonsens Nordrhein-Westfalen wollen die Ausbildung stärken. In ihrem Spitzengespräch haben sie beraten, wie Ausbildungsbetriebe und ausbildungssuchende junge Menschen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten unterstützt werden können.
Die Vertreter des Ausbildungskonsenses in Nordrhein-Westfalen haben in ihrem Spitzengespräch diskutiert, wie sie das duale Ausbildungssystem im Land stärken und Ausbildungsbetriebe und ausbildungssuchende junge Menschen unterstützen können. Die angespannte wirtschaftliche Situation in den Betrieben wirke sich auch auf den Ausbildungsmarkt aus.
Die Zahl der gemeldeten betrieblichen Berufsausbildungsstellen ist im dritten Jahr in Folge gesunken und in diesem Jahr um mehr als 4.000 auf rund 99.300 Stellen zurückgegangen. Gleichzeit stieg die Zahl der Bewerber für eine berufliche Ausbildung im zweiten Jahr in Folge auf über 108.000. Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge ist mit gut 102.000 in diesem Jahr auf das Niveau des Jahres 2020 zurückgefallen.
Viele Bewerber unversorgt
12.300 jungen Menschen konnten in diesem Jahr noch keinen Ausbildungsplatz finden. Zusätzlich haben 13.000 Menschen eine Stelle gefunden, wollen aber weiterhin in Ausbildung vermittelt werden. Ausbildungsunternehmen und junge Menschen sollen deshalb besser zusammengebracht werden. Dabei sei wichtig, mehr Ausbildungsbetriebe zu gewinnen und gleichzeitig die Rahmenbedingungen der Ausbildung für Ausbildende und Auszubildende zu verbessern.
Die zunehmende Heterogenität der jungen Generation stelle alle Beteiligten vor die Aufgabe, flexibel auf die individuellen Herausforderungen der Auszubildenden zu reagieren. Um Ausbildungsverhältnisse zu stabilisieren und Abbrüche zu vermeiden, haben die Partner ein Maßnahmenpaket auf den Weg gebracht, das in Zusammenarbeit mit den regionalen Ausbildungskonsensen vor Ort gemeinschaftlich umgesetzt werden soll.
Unterstützungsbedarfe frühzeitig identifizieren
Zum Maßnahmenpaket gehört die gezielte Zusammenarbeit im Rahmen der "Prozesskette zur Vermeidung von Ausbildungsabbrüchen", mit der in den Fachklassen des dualen Systems Unterstützungsbedarfe frühzeitig identifiziert werden können. Auszubildende und Ausbildende sollen so bedarfsgerecht und möglichst passgenau mit Angeboten, wie beispielsweise der Assistierten Ausbildung und Azubi-Berufssprachkursen, unterstützt werden können.
Stimmen zum Spitzengespräch der Partner des Ausbildungskonsenses:
"Mein Ziel ist, dass jeder junge Mensch in Nordrhein-Westfalen einen guten Start ins Berufsleben hat. Damit das gelingt, muss es aber auch ausreichend ausbildende Betriebe geben. Wir können es uns grundsätzlich und besonders vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels nicht erlauben, Ausbildungsbetriebe zu verlieren. Deshalb entwickelt die Landesregierung mit den Partnern im Ausbildungskonsens die Berufliche Orientierung und den Übergang von Schule in den Beruf gezielt weiter und unterstützt mit dem Programm 'Ausbildungswege NRW‘ junge Ausbildungssuchende und Ausbildungsunternehmen auf dem Weg in die Ausbildung."
Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU)
"Die Auszubildenden von heute sind unsere Fachkräfte von morgen. Jede Ausbildung ist für Unternehmen eine Investition in ihre eigene Zukunft – gerade in wirtschaftlich unsicheren Zeiten. Als Landesregierung sorgen wir für verlässliche Rahmenbedingungen und arbeiten gemeinsam mit den Partnern des Ausbildungskonsenses an guten Perspektiven für junge Menschen in Nordrhein-Westfalen."
Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne)
"Der Weg in eine erfolgreiche duale Ausbildung beginnt nicht erst am Ende der regulären Schulzeit. Daher setzen wir alles daran, junge Menschen frühzeitig zu stärken und beruflich zu orientieren, um realistische Berufsbilder zu eröffnen und gemeinsam mit unseren Partnern Übergänge verlässlich zu gestalten. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten braucht es enge Abstimmungsprozesse und gemeinsames Handeln, damit kein Talent verloren geht und jeder junge Mensch in Nordrhein-Westfalen eine echte Perspektive erhält."
Bildungsministerin Dorothee Feller (CDU)
"Die Qualifizierung junger Menschen zu gut ausgebildeten Fachkräften ist die zentrale Zukunftsfrage: Sie entscheidet darüber, ob wir Wohlstand, Innovationskraft und soziale Sicherheit in Nordrhein-Westfalen wahren und weiter ausbauen können. Viel zu oft erleben wir, dass Abbrecher und Zweifler nach ihrem ingenieurwissenschaftlichen Studium eine völlig andere Fachrichtung einschlagen und für MINT-Berufe verloren sind. Deshalb unterstützen wir mit unserem Programm ‚Next Career‘ gemeinsam mit Kammern, Verbänden und der Agentur für Arbeit Studienabbrecher, einen erfolgreichen Ausbildungsweg in den wichtigen MINT-Bereichen einzuschlagen."
Wissenschaftsministerin Ina Brandes (CDU)
"Unser Ausbildungssystem muss flexibler werden, damit Unternehmen auch junge Menschen als Auszubildende einstellen können, die nicht von Anfang an das Ausbildungsziel sicher erreichen. Das gilt gleichermaßen für Geflüchtete und für angeworbene Fachkräfte. Ausbildungsbetriebe brauchen verlässliche Strukturen für mehr Sprachförderung und individuelle Unterstützung. Menschen mit Duldung, die hier erfolgreich ausgebildet wurden, müssen mindestens zwei Jahre nach Abschluss ihrer Ausbildung im Betrieb weiter beschäftigt werden dürfen. Dies sollte verbindlich im Aufenthaltsrecht verankert werden. Die bisherige 3+2-Regelung reicht nicht aus."
Rüdiger Otto, Präsident des Unternehmerverbands Handwerk NRW
"Auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten hält das Handwerk an seiner hohen Ausbildungsbereitschaft fest und könnte noch viel mehr jungen Menschen Perspektiven eröffnen. Gleichzeitig bleiben die unzureichende Vorbildung zahlreicher Schulabgängerinnen und Schulabgänger sowie Defizite in der Berufsorientierung eine große Herausforderung. Leuchtturmprojekte wie die EuroSkills 2027 in Nordrhein-Westfalen bieten die Chance, die Faszination für Ausbildungsberufe sichtbar zu machen. Deshalb sollten Schulklassen bereits im kommenden Jahr gezielt darauf vorbereitet werden, damit der Funke überspringt."
Andreas Ehlert, Präsident von Handwerk.NRW
"Bei dem absehbaren Fachkräftemangel können wir es uns nicht erlauben, dass so viele Ausbildungsplätze im Handwerk unbesetzt bleiben. Ausbildungsbetriebe müssen bei der Zielgruppe der Schulabgängerinnen und -abgänger viel stärker sichtbar werden. Besonders wichtig ist mir, dass gewonnene Auszubildende auch das Ausbildungsziel, also den Berufsabschluss, erreichen. Bei zu vielen Auszubildenden stellt die Wirtschaft Sprach- und Grundbildungsdefizite fest. Dies müssen wir gemeinsam im Bildungssystem zukünftig vermeiden."
Berthold Schröder, Präsident des Westdeutschen Handwerkskammertags
Quelle: NRW-Landesregierung
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Text:
Lars Otten /
handwerksblatt.de
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