Augenoptikermeister Roland Brökelschen hat ein Brillenvisier erfunden, das immer dann zum Einsatz kommen kann, wenn kein Mund-Nasen-Schutz vorgeschrieben ist..

Augenoptikermeister Roland Brökelschen hat ein Brillenvisier erfunden, das immer dann zum Einsatz kommen kann, wenn kein Mund-Nasen-Schutz vorgeschrieben ist.. (Foto: © Monika Nonnenmacher)

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Corona-Hygiene: Ein Visier für Brillenträger

Betriebsführung

Kreativ durch die Krise: Optikermeister Roland Brökelschen hat ein Visier speziell für Brillenträger erfunden. Es könnte in vielen Bereichen von Handwerk und Handel zum Einsatz kommen. Nicht nur in Corona-Zeiten.

Brillenträger haben es im Job zurzeit besonders schwer. Mit Mund-Nasen-Schutz beschlagen ständig die Gläser, bei einem Gesichtsvisier  haben vor allem Träger von Gleitsichtbrillen ein Problem. "Das Material beeinträchtigt das Sichtfeld, es verzerrt", erzählt Eva van Dieken.

Zusammen mit ihrem Ehemann, dem Augenoptikermeister Roland Brökelschen, hat sie in den letzten Wochen an einer Alternative für Brillenträger getüftelt und eine einfache wie geniale Lösung gefunden: Ein Kunststoffvisier, das die Brille ausspart und ganz einfach an den Brillenbügeln eingehängt wird.

Das Visier kann immer dann zum Einsatz kommen, wenn keine Mund-Nasen-Maske vorgeschrieben ist, etwa bei der Lebensmittelvorbereitung, wenn es eine Plexiglasabtrennung gibt, in der Werkstatt mit Kollegen und wenn der Handwerker eine Schutzbrille tragen muss. 

Passt auf jeden Brillenbügel

"Covisier" hat das Paar seine Erfindung genannt - da es sich um eine Ergänzung zu der vorgeschriebenen Maske handelt. Es besteht aus einer durchsichtigen, flexiblen Kunststoff-Folie, die ohne Extra-Befestigungen an nahezu jede Brillenfassung auf die Brillenbügel gesteckt werden kann, wobei der Bereich der eigenen Brillengläser ausgespart ist.

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Der Brillenträger schaut also ohne Beeinträchtigung seiner Sehschärfe durch die Brillengläser, während das Visier Nase und Mund abschirmt.

Gebrauchsmusterschutz beim Patentamt gesichert

Für ihr "Covisier" haben sich Eva van Dieken und Roland Brökelschen einen Gebrauchsmusterschutz beim Patent- und Markenamt gesichert. Hergestellt wird das Visier in Deutschland, darauf haben die beiden Wert gelegt. Auch der stabile und leicht zu reinigende Kunststoff sei aus Deutschland.

Bei der Bäckerei Bolten in Moers wird das Brillenvisier gerade getestet. Foto: © Monika NonnenmacherBei der Bäckerei Bolten in Moers wird das Brillenvisier gerade getestet. Foto: © Monika Nonnenmacher

"Als Optikermeister bin ich täglich mit dem Thema Maske konfrontiert. Sicher gibt es zum Tragen einer Mund-Nase-Maske keine Alternative, aber wenn eine Maske nicht zwingend vorgeschrieben ist, gab es bisher keine glückliche Lösung", erzählt Roland Brökelschen, der sein Geschäft "Der Optiker Brökelschen" vor 20 Jahren in der Innenstadt von Moers am Niederrhein gegründet hat.

Beispiel Handwerk: In der Werkstatt, in der Backstube oder auf der Baustelle kann der erforderliche Mindestabstand zu Mitarbeitern und Kollegen nicht immer eingehalten werden. 

Das Brillenvisier wird auf die Bügel gesteckt. Foto: © Optiker BrökelschenDas Brillenvisier wird auf die Bügel gesteckt. Foto: © Optiker Brökelschen

Das Arbeiten ohne Mund-Nase-Schutz sei aber in der momentanen Situation bedenklich. "Eine Stoff-Maske funktioniert als Schutz nur, wenn sie mit viel Hygiene-Disziplin eingesetzt wird, entweder ständig gewechselt oder täglich gewaschen wird", berichtet Eva van Dieken.

"Die Maskenhygiene wird nicht immer konsequent eingehalten." Das und das Problem der beschlagenen Brillengläser haben das kreative Paar auf die Idee des Brillenvisiers gebracht. "Man kann damit während der Arbeit besser atmen und bekommt keine Kopfschmerzen von dem Reif, den die herkömm­lichen Face Shields haben."

Blickfeld ist nicht eingeschränkt

Einen großen Vorteil biete das Visier auch für Fahrzeuglenker oder beim Bedienen von Maschinen, denn das Blickfeld sei nicht eingeschränkt. Der Augenoptikermeister sieht aber auch im Lebensmittel-, Hotel-, Einzelhandels- und Servicebereich einen Bedarf für die Innovation.

Im Kundenkontakt muss natürlich auch Optikermeister Roland Brökelschen einen Mund-Nasen-Schutz ­tragen. Foto: © Monika NonnenmacherIm Kundenkontakt muss natürlich auch Optikermeister Roland Brökelschen einen Mund-Nasen-Schutz ­tragen. Foto: © Monika Nonnenmacher

Brökelschen: "Auch ohne direkten Kontakt zu anderen Menschen sollte hier beim Hantieren mit Waren aus hygienischen Gründen eigentlich ständig ein Mundschutz getragen werden."

Außerdem bleibe die Mimik sichtbar und man verstehe besser, was der Kollege in der Werkstatt sagt. "Auch wenn wir versuchen, den Mindestabstand untereinander immer einzuhalten, tragen wir die in der Werkstatt die Brillenvisiere."

Im Kundenkontakt sind momentan allerdings die enganliegenden Mund-Nasen-Bedeckungen Vorschrift. Es gibt aber auch Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen keine Maske tragen können und von der Pflicht befreit sind.

In Geschäften werden sie deshalb oft schief angesehen werden. "Mit dem Brillenvisier können sie zeigen, dass sie die Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung unterstützen", meint die Unternehmerin.

covisier.de 

 

Maskenpflicht am Arbeitsplatz?

Die Maskenpflicht in Geschäften, Museen und in vielen Innenstädten ist bekannt. Aber wie ist das am Arbeitsplatz? Jeder Arbeitgeber hat gegenüber seinen Beschäftigten eine Schutz- und Fürsorgepflicht. Er muss während der Corona-Pandemie zum Beispiel dafür sorgen, dass die Ansteckungsgefahr am Arbeitsplatz möglichst gering ist.

Die Anforderungen an den Arbeitsschutz sind in der "SARS-CoV-2 Arbeitsschutzregel" der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) geregelt. Welche Maßnahmen ein Arbeitgeber ergreifen muss, ist abhängig von einer Gefährdungsbeurteilung am Arbeitsplatz.

Wenn zum Beispiel der Sicherheitsabstand von 1,5 Metern zum Kollegen nicht eingehalten werden kann oder es keine Trennwand gibt, ist ein Mund-Nasen-Schutz Pflicht. "Gesichtsvisiere, Gesichtsschutzschirme oder Face Shields sind persönliche Schutzausrüstungen, die das Gesicht und eventuell den Hals vor gefährlichen Einwirkungen schützen", schreibt die BAuA. Sie schützen nicht vor infektionserregerhaltigen Aerosolen.

Sie könnten aber im Büro und in der Werkstatt eingesetzt werden. Oder im Ladengeschäft, wenn es eine Trennwand zum Kunden gibt.

baua.de/corona 

Text: / handwerksblatt.de

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