Molteo- und Crafthunt-Gründer Jonas Stamm (links im Bild) schaut auf ein Tablet, das ein Bauhandwerker neben ihm in den Händen hält. Im Hintergrund des Bildes ist ein Baugerüst und Verschalung zu sehen.

Molteo-Gründer Jonas Stamm (l.) will das Baugewerbe miteinander vernetzen. Über seine App "Crafthunt" können sich Fachkräfte und Betriebe austauschen. Künftig sollen auch Unternehmensverkäufe über die Plattform angebahnt werden können. (Foto: © Crafthunt)

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Crafthunt vernetzt Baubetriebe und Fachkräfte auf seiner Plattform

Betriebsführung

Jonas Stamm bringt das Baugewerbe zusammen. Seine Plattform "Crafthunt" funktioniert wie ein soziales Netzwerk. Sobald die Betriebe und Fachkräfte ihr Profil angelegt haben, können sie eine Anfrage senden und in Kontakt treten.

Von Molteo zu Crafthunt ist es nur ein kleiner Sprung. Als Jonas Stamm die Software für Bauablauf- und Personalplanung entwickelt hatte, war die Fachkräfte-Plattform unbewusst schon integriert. "In Molteo legen wir quasi schon die Lebensläufe der einzelnen Handwerker an, damit ihre Arbeitgeber sie für den Einsatz auf der Baustelle einplanen und abrechnen können", erklärt der Geschäftsführer der Protonaut GmbH. Es wäre doch cool, so die Überlegung des Software-Entwicklers aus Schleswig (Schleswig-Holstein), wenn daraus auch eine Plattform entstünde, die Betriebe und Beschäftigte aus dem Baugewerbe zusammenführt. "So sind wir bei Crafthunt gelandet!"

Profil in Crafthunt anlegen

Crafthunt funktioniert wie ein berufliches soziales Netzwerk á la LinkedIn oder Xing. Zunächst legen sich die Baubetriebe und die Fachkräfte in wenigen Schritten ein eigenes Profil mit ihren Basisdaten an. 

Crafthunt-Profil der Betriebe

Crafthunt-Profil eines Baubetriebs Foto: © Crafthunt/Protonaut GmbHCrafthunt-Profil eines Baubetriebs Foto: © Crafthunt/Protonaut GmbH

Dazu gehört bei den Betrieben etwa die Zahl der Mitarbeiter. Sie können jedoch auch Texte und Bilder laufender oder abgeschlossener Projekte sowie Fotos ihres Maschinenparks hochladen. Interessant für potenzielle Bewerber dürfte auch der Hinweis auf die vom Bauunternehmen gewährten Mitarbeitervorteile sein. "Einige bereiten ihren Beschäftigten die Daten für die Steuererklärung auf, andere weisen darauf hin, dass sie Firmenfeste feiern, kostenlos ein E-Bike anbieten oder eine 4-Tage-Woche haben", nennt Crafthunt-Gründer Jonas Stamm einige Beispiele.  

Vorteil für Molteo-Nutzer

Unternehmen, die bereits bei Molteo registriert sind, liegen leicht im Vorteil. "Sie können sich gleich mit ihrem Namen und Passwort bei Crafthunt einloggen und loslegen", erklärt Jonas Stamm. Über die Schnittstelle zu Molteo werde auch gewährleistet, dass das Unternehmensprofil auf Crafthunt ständig auf dem neuesten Stand sei. Dies betrifft etwa die Zahl der Mitarbeiter sowie die Zahl und Dauer der Projekte. "Ansonsten sind die Daten weitestgehend anonymisiert. Sensible Informationen tauchen im Profil des Unternehmens gar nicht auf", versichert der Verantwortliche von Molteo und Crafthunt.

Crafthunt-Profil der Beschäftigten

Anonymisiertes Crafthunt-Profil einer Fachkraft Foto: © Crafthunt/Protonaut GmbHAnonymisiertes Crafthunt-Profil einer Fachkraft Foto: © Crafthunt/Protonaut GmbH

Für eine Registrierung bei Crafthunt müssen Fachkräfte zunächst ihre E-Mail-Adresse oder ihre Mobilfunknummer angeben. Danach erhalten sie mittels einer E-Mail oder einer SMS den Link zum Anmeldeformular. Eine Anmeldung ist Jonas Stamm zufolge aber auch über einen Facebook-, Google- oder Apple-Account möglich.

"Von den Fachkräften möchten wir beispielsweise wissen, über welchen Abschluss sie verfügen, ob sie als Bauleiter, Polier oder Azubi im Unternehmen tätig sind, in welchem Radius sie nach einem potenziellen Arbeitgeber suchen und welche Benefits ihnen bei einem neuen Arbeitgeber wichtig wären."

Verifizierung der Angaben

Jonas Stamm duldet keine Fake-Accounts auf der Crafthunt-Plattform. Deshalb legt er großen Wert auf die Verifizierung der Angaben.

Unternehmensdaten verifizieren

Von Unternehmen, die bei Molteo und Crafthunt registriert sind, werden die Daten im Hintergrund abgeglichen. Jonas Stamm macht es am Beispiel der Mitarbeiterzahl fest. "Jeder, der Lohn über Molteo ausgezahlt bekommt, gilt in Crafthunt als verifizierter Mitarbeiter." Baubetriebe, die nur auf Crafthunt angemeldet sind, sollten mehrere ihrer Mitarbeiter darum bitten, die Angaben des Unternehmens-Profils zu bestätigen.

Nur seriöse Einträge von Fachkräften

Auch die Angaben der auf Crafthunt registrierten Fachkräfte werden überprüft. "Bei den ersten 6.000 Nutzern führen wir persönliche Gespräche, um die Fachkräfte besser zu verstehen und Präferenzen genau abzuklopfen", erklärt Jonas Stamm. Der Mehraufwand soll auf Seiten aller Nutzer für Vertrauen sorgen. "Wir brauchen keine Pseudohandwerker auf der Plattform, die nie auf eine Anfrage reagieren."

Kontakte über Crafthunt knüpfen

Unternehmen können auf Crafthunt mit ihren Mitarbeitervorteilen werben. Foto: © Crafthunt/Protonaut GmbHUnternehmen können auf Crafthunt mit ihren Mitarbeitervorteilen werben. Foto: © Crafthunt/Protonaut GmbH

Nachdem die Registrierung abgeschlossen und das Profil angelegt ist, können die Baubetriebe und die Fachkräfte in Kontakt zu anderen Nutzern der Plattform treten, indem sie ihnen eine Anfrage schicken.

Baubetriebe müssen aktiv suchen

"Auf Crafthunt werden keine Stellenanzeigen veröffentlicht. Wer einen neuen Mitarbeiter braucht, muss selbst danach suchen", erklärt Jonas Stamm. Die Baubetriebe können bestimmte Merkmale oder Qualifikationen angeben, die ein Bewerber mitbringen sollte.

Das Suchergebnis wird in Form einer Tabelle angezeigt. Darin sind die Profile zunächst anonymisiert dargestellt. Der Kontakt entsteht über eine Anfrage. Erst wenn sie angenommen wird, können Betrieb und Fachkraft miteinander chatten.

1-Klick-Bewerbung für Fachkräfte

Fachkräfte können die Suchfunktion ebenfalls nutzen und filtern, was ihnen bei einem potenziellen Arbeitgeber wichtig wäre. Die Kontaktaufnahme zu einem Betrieb läuft ebenfalls über eine Anfrage auf der Crafthunt-Plattform. "Im Prinzip ist es eine 1-Klick-Bewerbung, bei dem das persönliche Profil an die Chat-Anfrage angeheftet wird."

Kosten von Crafthunt

Zu Anfang konnten Baubetriebe und Fachkräfte sich kostenlos Profile erstellen – dies ist auch nach wie vor weiter möglich. Inzwischen sind für Unternehmen Crafthunt zufolge auch weitere Funktionen hinzugekommen, welche kostenpflichtig gebucht werden können. Dazu gehören unter anderem das Ausschreiben von Stellen oder die aktive Suche nach Mitarbeitern. Je nach Anforderung gebe es passende Preispakete. Für Mitglieder bleibe Crafthunt weiterhin kostenlos. Diese können inzwischen darüber hinaus auch die eigens für die Baubranche entwickelte KI BauGPT über ihren Zugang nutzen. 

Nutzer von Crafthunt

"Die Anmeldezahlen sind von Anfang an stark gestiegen", beobachtet Jonas Stamm. Bis Ende 2023 seien bereits mehr als 30.000 Fachkräfte anonym auf der Plattform auf Jobsuche gewesen. Im April 2022 waren es noch knapp über 4.000 gewesen. Auch seitens der Betriebe hätten sich die Nutzerzahlen schnell erhöht: von etwa 220 im Frühjahr 2022 auf gut 700 bis Ende 2023, darunter große Unternehmen wie Bauer Spezialtiefbau, Eiffage, Vinci und Isotec, nutzen Crafthunt. 

Internationale Positionierung

Jonas Stamm, Gründer von Molteo und Crafthunt Foto: © CrafthuntJonas Stamm, Gründer von Molteo und Crafthunt Foto: © Crafthunt

Der gebürtige Schleswig-Holsteiner platziert seine Plattform international. Mittlerweile sei Crafthunt zur größten Plattform für Baustellen-Jobs Europas geworden, so Jonas Stamm. Die meisten registrierten Bauunternehmen stammen jedoch aus dem deutschsprachigen Raum. Gleiches gelte für die Bewerber. Die Nachfrage beider Zielgruppen steige aber aus dem gesamten EU-Raum stetig an.

Von Seiten der Fachkräfte hebt Jonas Stamm vor allem die USA und Mexiko hervor. "Auf Crafthunt haben sich verhältnismäßig viele Handwerker in den USA und Mexiko angemeldet, die aber nur in ihrer Region nach einer neuen Beschäftigung suchen." Um passende Unternehmen zu finden, will der 31-jährige Software-Entwickler nun verstärkt auf die Verbände des amerikanischen Baugewerbes zugehen. 

M&A-Plattform für den Bau

Neben dem Fachkräftemangel sind Unternehmensübergaben im Handwerk ein drängendes Problem. Dem könnte sich die Plattform von Jonas Stamm als nächstes widmen. "Wir hatten zuletzt viele Anfrage, ob man auf Crafthunt nicht auch ein anonymisiertes Unternehmensprofil erstellen kann." Wer seine Firma übergeben möchte, soll damit signalisieren können, dass er offen für ein Joint Venture oder einen Verkauf wäre.

Mergers and Acquisitions (M&A) – die Fusion oder der Verkauf von Unternehmen – kannte Jonas Stamm bislang nur aus der großen Finanzwelt. Dass dies auch im Bauhandwerk üblich ist, hat den Crafthunt-Gründer zunächst überrascht. Aus den Gesprächen mit Geschäftsführern kleinerer Betriebe weiß er aber auch, dass sie trotz Stellenanzeigen, Social Media oder Headhunting nicht an Personal kommen. "Was läge also näher, als ein anderes Unternehmen und damit dessen Mitarbeiter zu übernehmen?" 

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Text: / handwerksblatt.de