Ein Mann, der mit einer orangefarbenen Warnweste und einem dunkelblauen Hoodie bekleidet ist, steht vor einem Regal mit Baustoffen. Er tippt mit dem Zeigefinger der rechten Hand auf sein Smartphone. Unterm seinem linken Arm klemmen zwei eingerollte Bauzeichnungen.

Planer und Verarbeiter dürften Baustoffe und Baumaterial künftig verstärkt über das Internet einkaufen. Ein einheitlicher Datenstandard soll den Online-Vertrieb von Bauprodukten vereinfachen. (Foto: © grispb/123RF.com)

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Datenstandard für den Online-Vertrieb von Bauprodukten

UniversalTypes sollen den Einkauf von Baustoffen und Baumaterialien über das Internet vereinfachen sowie die Kommunikation zwischen Herstellern, Händlern und Verarbeitern verbessern.

Neun Buchstaben, Ziffern und Zeichen sollen den digitalen Vertrieb von Bauprodukten vereinfachen. Die ProMaterial Technologies GmbH setzt sie zu einem Code zusammen, der jeweils eine Eigenschaft eines Baustoffs oder Baumaterials beschreibt. ST05-THER steht etwa für die Wärmeleitfähigkeit eines Trockenbau-Wandsystems – und zwar unabhängig vom jeweiligen Hersteller.

Hervorragende Datenqualität

Eigenschaften eines Trockenbauwandsystems Foto: © ProMaterial Technologies GmbHEigenschaften eines Trockenbauwandsystems Foto: © ProMaterial Technologies GmbH

"Mit den eindeutigen und maschinenlesbaren Codes, den UniversalTypes, bauen wir international einen Datenstandard mit hervorragender Qualität auf, der den Online-Handel und die Kommunikation in der Baubranche transparenter und effizienter macht", ist Nils Gagzow, Geschäftsführer der ProMaterial Technologies GmbH, überzeugt. 

Gigantischer Markt

Das Marktvolumen bezeichnet Nils Gagzow als "gigantisch". Pro Jahr würden alleine in Deutschland Bauprodukte im Wert von circa 130 Milliarden Euro eingekauft, davon jedoch erst ein Bruchteil online. Das Start-up aus Düsseldorf hat bereits die Daten von über 350 Herstellern codiert. Aus über 900.000 Artikeln wurden 13 Millionen UniversalTypes generiert. "Damit steht unser Netzwerk für einen Handelsumsatz von drei Milliarden Euro, der von der analogen in die digitale Welt transformiert werden könnte."

Verlagerung ins Internet

Nils Gagzow geht davon aus, dass sich das Geschäft in den kommenden Jahren auch dank der UniversalTypes stärker ins Internet verlagert. In anderen Wirtschaftszweigen habe sich ein Datenstandard bereits bewährt. "Einer unserer Gründer hat schon in den 2000er-Jahren mit GlobalTypes die verschiedenen Produktarten in der Reisebranche vergleichbarer gemacht und ist damit weltweit in über 55 Ländern sehr erfolgreich."

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Einsatz der UniversalTypes

Nils Gagzow Foto: © ProMaterial Technologies GmbHNils Gagzow Foto: © ProMaterial Technologies GmbH

Nils Gagzow registriert, dass mehr Transparenz beim Handel von Bauprodukten nicht überall gern gesehen ist. Sollte der Vertrieb digitaler werden, dürften jedoch alle von den besseren Daten profitieren. "Wenn wir die Eigenschaften der Produkte als neunstelligen Code in UniversalTypes mappen, können die Hersteller sie in die unterschiedlichsten Frontends wie Webshops, Materialportale oder BIM-Applikationen integrieren".

Schnittstellen erforderlich

Hersteller, Handel, Software-Anbieter und Verarbeiter sprächen mit dem einheitlichen, neutralen Datenstandard quasi eine Sprache. Um die Vernetzung und die Kommunikation zwischen allen Akteuren und einen medienbruchfreien Bestellprozess zu ermöglichen, richtet die ProMaterial Technologies GmbH entsprechende Schnittstellen (Application Programming Interfaces – APIs) ein.

Die Warenwirtschafts-, Kalkulations- und Planungsprogramme verschiedener Software-Anbieter seien über Schnittstellen bereits andockbar. Mit weiteren führenden Bau-Software-Häusern gebe es Pilotprojekte. Je mehr Marktteilnehmer den Digitalisierungspfad einschlagen, desto offensichtlicher dürften die Vorteile für den Rest werden.

Handwerker der Zukunft

"Die Hersteller und Händler machen sich allmählich auf den Weg. Im Handwerk wird immer noch viel telefoniert und gefaxt", beobachtet Nils Gagzow. Ein verändertes Bestellverhalten erwartet er vor allem von der Generation junger Unternehmer. "Der Handwerker der Zukunft will mit seiner Software nicht nur planen und kalkulieren, sondern auch online Material kaufen oder mit seinem Fachhändler live kommunizieren wie bei Chat-and-Shop-Lösungen."

UniversalTypes weltweit Die ProMaterial Technologies GmbH entwickelt in Deutschland unter der Schirmherrschaft von buildingSMARTinternational (bSi) ein herstellerneutrales Beschreibungsformat für die Eigenschaften von Bauprodukten – die UniversalTypes. Nach eigenen Angaben engagiert sich buildingSMART für "die Schaffung und Entwicklung offener digitaler Arbeitsmethoden für die Bauindustrie" und versteht sich  als "ein neutrales, internationales Forum für die Initiierung, Entwicklung, Erstellung und Einführung offener digitaler Standards für BIM-Prozesse". In der weltweiten Digitalisierungsinitiative sind Nils Gagzow zufolge 25 Staaten aktiv. 

Für die Verarbeiter der Bauprodukte dürfte etwa ein eigens auf sie abgestimmtes digitales Materialportal von Interesse sein. Daran könnten sie ihre Fachhändler anbinden, so dass die Produktdaten der Hersteller sowie die individuell verhandelten Preise und die Verfügbarkeit der Bauprodukte direkt sichtbar sind und die Datenqualität erheblich verbessert werden.

"Die Betriebe erreichen dadurch beschleunigte digitale Prozesse, können effizienter arbeiten und der Telefonie-Wahnsinn hat endlich ein Ende!", meint Nils Gagzow. Der Verarbeiter könne sich damit auf seine handwerklichen Aufgaben und Kunden konzentrieren.

Text: / handwerksblatt.de

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