Deutscher Mittelstand boomt
Dem deutschen Mittelstand geht es blendend. Die Umsatzprognosen sind so gut wie seit 20 Jahren nicht mehr, die Investitionsbereitschaft ist hoch.
"Der deutsche Mittelstand boomt", so lautet das Fazit der Creditreform Wirtschaftsforschung nach ihrer jüngsten Konjunkturumfrage. Gut 1.100 Unternehmen mit maximal 500 Beschäftigten wurden zum Umsatz, zur Auftragslage, zur Personalsituation und zu Finanzierungsthemen befragt.
Fast jeder der Befragten kann seine aktuelle Geschäftslage als sehr gut oder gut bezeichnen. Der Creditreform Geschäftsklimaindex, der die Lage und Erwartungen der Unternehmen zusammenfasst, erreicht demnach mit plus 28,1 Punkten (Vorjahr: plus 21,8 Punkte) den höchsten Stand seit dem Jahr 2011. Die Geschäftserwartungen liegen auf Rekordniveau.
Noch einmal zugelegt haben die Auftragseingänge
Ein Drittel der Unternehmen meldete einen Anstieg des Auftragsbestandes, 11,8 Prozent (Vorjahr: 17,3 Prozent) eine Verringerung. Das schlägt sich auch im Umsatz nieder. Knapp jedes dritte Unternehmen verbuchte einen Umsatzanstieg. Umsatzeinbußen gab es bei 15,2 Prozent der Unternehmen.
Die Umsatzlage wird von den Mittelständlern damit nochmals besser bewertet als im Vorjahr. Das gilt vor allem für das Baugewerbe. Aufgrund der guten Auftragslage und knapper werdenden Kapazitäten haben auch die Angebotspreise deutlich angezogen. 34,8 Prozent haben höhere Preise (Vorjahr: 27,3 Prozent). Zudem hatten die Unternehmen höhere Kosten, beispielsweise für Personal.
Beste Umsatzprognose seit mehr als 20 Jahren
Eine konjunkturelle Eintrübung sehen die Befragten in den nächsten Monaten nicht. 41,3 Prozent der Befragten rechnen mit steigenden Aufträgen (Vorjahr: 38,4 Prozent). Pessimistisch sind in dieser Hinsicht lediglich 3,1 Prozent der Befragten (Vorjahr: 5,2 Prozent). Zurückhaltender als im Vorjahr äußerte sich aber das Baugewerbe (gestiegene Aufträge: 35,8 Prozent; Vorjahr: 43,6 Prozent).
Sehr positiv sind auch die Umsatzerwartungen des Mittelstandes ausgefallen. Nahezu jedes zweite Unternehmen rechnet mit einem Umsatzplus im weiteren Jahresverlauf. Das ist der höchste Wert seit Mitte der 90er Jahre, sagt Creditreform. Das Dienstleistungsgewerbe und das Verarbeitende Gewerbe sind derzeit am optimistischsten.
Jetzt wird investiert
Die Investitionsbereitschaft im Mittelstand ist auf ein Zehn-Jahres-Hoch gestiegen. 58,8 Prozent der Befragten planen ein Investitionsvorhaben. Dabei stehen stärker als im Vorjahr Erweiterungsinvestitionen auf der Agenda. Investitionsfreudig zeigt sich mit 65,5 Prozent das Verarbeitende Gewerbe.
Die Unternehmen haben ihr Personal weiter aufgestockt. 27,2 Prozent beschäftigen mehr Mitarbeiter als vor sechs Monaten (Vorjahr: 25,2 Prozent). Personalabbau gab es bei jedem zehnten Unternehmen (9,8 Prozent; Vorjahr: 10,3 Prozent). Auch in den kommenden Monaten planen die mittelständischen Firmen weitere Personalaufstockungen. Knapp jeder dritte Befragte (31,8 Prozent; Vorjahr: 29,5 Prozent) will die Zahl der Mitarbeiter erhöhen. Wie im Vorjahr planen nur 5,0 Prozent der Befragten Stellenstreichungen. "Dabei dürften auf den Mittelstand höhere Anstrengungen und Kosten bei der Personalgewinnung zukommen", heißt es.
Unterschiede bei den Eigenkapitalquoten
30,6 Prozent der Befragten haben eine hohe Eigenkapitalquote von mehr als 30 Prozent. Als eigenkapitalschwach (unter zehn Prozent Eigenkapitalquote) gelten 30,5 Prozent der Befragten. Überdurchschnittlich hoch ist der Anteil eigenkapitalschwacher Unternehmen nach wie vor im Baugewerbe (39,3 Prozent).
Zahlungsausfälle bleiben ein Thema
Längere Forderungslaufzeiten als 30 Tage sind im Mittelstand kaum noch üblich. Allerdings erklärte weiterhin die Mehrzahl der befragten Unternehmen, von Zahlungsausfällen betroffen gewesen zu sein – nur 21,9 Prozent der Befragten hatten keinerlei Zahlungsausfälle (Vorjahr: 22,9 Prozent). Bei knapp einem Zehntel der Unternehmen (9,4 Prozent; Vorjahr: 8,7 Prozent) überstiegen die Forderungsausfälle 1,0 Prozent des Jahresumsatzes. Meist waren die Verluste aber geringer.
Bankverbindlichkeiten machen im Mittelstand einen Großteil (52,7 Prozent) der gesamten Verbindlichkeiten aus. 15,8 Prozent sind Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen. Dabei hat die Bedeutung des Bankkredits als Finanzierungsquelle für den Mittelstand in den letzten Jahren aber abgenommen. Knapp ein Drittel (31,6 Prozent) sind sonstige Verbindlichkeiten – beispielsweise gegenüber Gesellschaftern. Anders als bei Großunternehmen hat sich die Schuldenhöhe im Mittelstand in den letzten Jahren vergleichsweise wenig erhöht.
Quelle: Creditreform
Text:
Rainer Fröhlich /
handwerksblatt.de
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