Flaute im märkischen Wohnungsbau
Die ostdeutsche Bauwirtschaft leidet unter starken Auftragseinbrüchen. 2023 traf fast jede fünfte Unternehmenspleite in Brandenburg die Baubranche. Besonders stark wirkt sich die Auftragsflaute im Wohnungsbau aus.
Das brandenburgische Bauhandwerk spürt die rückläufige Bautätigkeit deutlich, wie etwa Kerstin Neumann bestätigt. Die Obermeisterin der Baugewerksinnung Oder-Spree ist Inhaberin des Baubetriebs Neumann in Schöneiche, der sowohl Ein- als auch Mehrfamilienhäuser sowie Gewerbebauten errichtet. "Gerade der Eigenheimbau liegt am Boden", bilanziert Neumann die Folgen der Zurückhaltung bei den Auftraggebern.
Die Gründe liegen für sie auf der Hand: Der Anstieg bei den Baupreisen, die fehlende Verlässlichkeit bei den politischen Entscheidungen rund ums Thema Bauen und die Entwicklung auf den Zinsmärkten lassen die Bauherren zögern. Beispiel Baupreise: Diese lagen für den Neubau von Wohngebäuden in Brandenburg im Mai dieses Jahres um 3,7 Prozent höher als im Mai 2023. Damit hat sich der Preisanstieg zwar abgeschwächt, aber er schlägt immer noch signifikant auf die Finanzierung von Bauvorhaben durch.
Rückgang der Baugenehmigungen in Brandenburg 2024
Die aktuellen Zahlen für Baugenehmigungen in Brandenburg belegen die Flaute: Für 3.737 Wohnungen gab es von Januar bis Mai 2024 Baugenehmigungen. Das waren 29,1 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. 1.190 Wohnungen sind in Ein- und Zweifamilienhäusern, 2.178 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern geplant. Die restlichen Wohnungen entstehen durch geplante Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden wie etwa Ausbauten von Dachgeschossen. Auch hier sind die Zahlen gegenüber dem Vorjahr rückläufig.
Die Fachgemeinschaft Bau Berlin und Brandenburg sieht Fachkräftemangel, Investitionsstau bei der Infrastruktur, hohe Bürokratiekosten und hohe Materialpreise als Ursache für die anhaltende Baukrise. Mit Blick auf die bevorstehende Landtagswahl fordert Katarzyna Urbanczyk-Siwek, Geschäftsführerin der Fachgemeinschaft Bau, eine verlässliche und langfristige Förderung bei Neubau und Sanierung sowie eine Überprüfung aller Baustandards auf ihre Sinnhaftigkeit. Obermeisterin Kerstin Neumann wünscht sich neben einer verstärkten Wohnungsbauförderung vor allem eine Vereinfachung der Standards gerade beim Bau von Einfamilienhäusern. "Die Bürokratie schreckt viele ab", glaubt sie.
Brandenburg erhöht Fördermittel für Wohnungsbau
Im Jahr 2024 stehen in Brandenburg für die Wohnraumförderung 29 Millionen Euro mehr als im Vorjahr und insgesamt rund 205 Millionen Euro zur Verfügung. Die Programme sollen durch höhere Zuschuss- und Darlehensbeträge, verlängerte Zinsfreiheiten und erhöhte Einkommensgrenzen für Antragsteller attraktiver werden. Darüber hinaus sollen durch ein Baulückenkataster nutzbare Flächen für den Wohnungsbau schneller identifiziert werden. Bisher hat das erhöhte Fördermittelvolumen angesichts der steigenden Baukosten allerdings kaum Effekte gezeigt. Das zuständige Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung verweist auf den Bund: Dieser soll durch eine verlässlichere Förderpolitik, steuerpolitische Anreize und eine Abkehr von zusätzlichen technischen und rechtlichen Anforderungen dem Wohnungsbau neuen Schwung verleihen.
Ende 2023 hat das brandenburgische Handwerk Forderungen aufgemacht, u. a. Aussetzen der Grunderwerbssteuer, schnellere Planungsverfahren, mittelstandsfreundliche Ausschreibungen und Verzicht auf nicht zwingend notwendige Nachweise.
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Text:
Karsten Hintzmann /
handwerksblatt.de
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