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HWK Trier | Mai 2025
Beratung: Beruflich weiterkommen im Handwerk
Persönliche Beratung beim "Zukunftstreffer" :Die nächste Sprechstunde ist am Dienstag, 13. Mai, von 16. bis 17.30 Uhr.
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November 2019
In Mecklenburg-Vorpommern haben das Bildungsministerium und die Bundesagentur für Arbeit eine Bilanz des Ausbildungsmarktes gezogen. Zwischen Oktober 2018 und September 2019 ist die Zahl der unversorgten Bewerber um eine Lehrstelle zurückgegangen.
Dagegen hat die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze zugelegt. Unter den Top 10 sind drei Berufe aus dem Handwerk. Im Vorjahr konnten 474 Bewerberinnen und Bewerber keinen Ausbildungsplatz finden. Ende September 2019 waren nur noch 445 unversorgt – ein Rückgang von 6,1 Prozent. Dagegen konnten viele Unternehmen ihre Lehrstellen nicht besetzen. 1.600 blieben frei. Im Vorjahr waren es noch 1.479 gewesen. Die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze ist damit um 8,2 Prozent angestiegen. Unter den Top 10 sind drei Berufe aus dem Handwerk. Bei den Elektronikern der Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik konnten 52, bei den Friseuren sowie den Anlagenmechanikern für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik jeweils 45 Lehrstellen nicht besetzt werden.
"Schülerinnen und Schülern in Mecklenburg-Vorpommern stehen viele attraktive Berufswege offen", ist Bildungsministerin Bettina Martin (SPD) überzeugt. Eine duale Ausbildung biete sehr gute Perspektiven, weil die Unternehmen auf gut ausgebildete Fachkräfte angewiesen seien. "Alle Jugendlichen, die bislang noch nicht wissen, welchen Beruf sie ergreifen wollen, haben weiterhin sehr gute Chancen, einen Ausbildungsplatz zu erhalten. Viele Ausbildungsplätze sind noch frei." Mit einer verstärkten beruflichen Orientierung in der Schule wolle das Land zukünftig den Übergang ins Berufsleben für Schülerinnen und Schüler noch besser gestalten.
"Die Sicherung des Fachkräftenachwuchses ist und bleibt für alle Arbeitsmarktpartner in Mecklenburg-Vorpommern eine zentrale Herausforderung. Daher müssen wir gemeinsam alle Handlungsspielräume und Angebote nutzen, um junge Menschen für eine Ausbildung zu gewinnen oder ihnen diesen Weg zu eröffnen", sagte Margit Haupt-Koopmann, Chefin der Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit. Zwar sei für die hohe Zahl unbesetzter Ausbildungsplätze auch die demographische Entwicklung verantwortlich und es gebe "regionale oder qualifikatorische Disparitäten". "Doch ich möchte betonen, dass gerade deshalb alle Wege und Angebote genutzt werden müssen."
An die Arbeitgeber gewandt betonte Haupt-Koopmann: "Natürlich ist es an dieser Stelle nicht möglich, alle Facetten dieses Themas zu benennen, doch ich möchte kurz auf drei Zielgruppen eingehen, die von besonderer Bedeutung sind, wenn es um die betriebliche Nachwuchssicherung geht: Jugendliche ,mit Ecken und Kanten', die Gruppe der Abiturientinnen und Abiturienten und junge Geflüchtete."
Haupt-Koopmann wünscht sich von den Betrieben noch mehr Kompromissbereitschaft, wenn es um die Anforderungen an Bewerberinnen und Bewerber der zuerst genannten Gruppe gehe. Speziell jungen Menschen "mit Ecken und Kanten" bilden aus Sicht der Chefin der Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit ein Potenzial, dass für die duale Ausbildung "gehoben" werden sollte. "Deshalb ist es umso wichtiger, dass die hierfür bereitstehenden Unterstützungsangebote der Arbeitsagenturen und Jobcenter genutzt werden." Sie nannte vor allem drei Angebote: Einstiegsqualifizierung, ausbildungsbegleitende Hilfen und assistierte Ausbildung.
Bezogen auf die Gruppe der Abiturientinnen und Abiturienten betonte Haupt-Koopmann, dass deren große Zahl den Betrieben im Lande die Chance biete, speziell auf das große Spektrum an interessanten und zukunftssicheren Ausbildungsberufen hinzuweisen – von der Mediengestalterin über den Fachinformatiker bis zum E-Commerce-Kaufmann. So sollten Betriebe noch stärker über Praktika und Ausbildungsmessen für ihre dualen Ausbildungsangebote – als Alternative zu einem Studium – werben. "Natürlich weiß ich, dass hier schon viel passiert. Doch häufig wissen Abiturientinnen und Abiturienten nicht, welche Betriebe in ihrer Region existieren und welche beruflichen Perspektiven und Entwicklungsmöglichkeiten nach Abschluss einer Ausbildung bestehen."
Vor zwei Jahren habe man in Mecklenburg-Vorpommern die Berufs- und Studienorientierung neu geordnet. Auch in den Gymnasium wurde eine fundierte Berufsorientierung eingeführt, um Schülerinnen und Schülern zu zeigen, dass eine berufliche Ausbildung eine lohnenswerte Alternative zum Studium sein kann. "Im kommenden Schuljahr gehen wir sogar noch einen Schritt weiter", sagte Bildungsministerin Martin. Dann werde "Berufliche Orientierung" in der gymnasialen Oberstufe in der Jahrgangsstufe 11 als Grundkurs vermittelt und sei damit Schulfach. "Wir wollen damit Schülerinnen und Schülern aufzeigen: ein Studium und eine Ausbildung sind gleichwertig", erklärte sie.
Im Anschluss ging Haupt-Koopmann auf das Thema "junge Geflüchtete" ein. "In diesem Jahr haben aus dem Kreis der bei uns gemeldeten Bewerber 119 Geflüchtete eine duale Ausbildung begonnen. Schwerpunkte bilden die Gesundheitsberufe (20,2 Prozent), die Verkaufs- sowie die Maschinen und Fahrzeugtechnikberufe (jeweils 10,1 Prozent)." Sie sei allen Betrieben dankbar, die Praktikums- und Ausbildungsplätze für Geflüchtete zur Verfügung stellen. "Nur so können wir die in dieser Gruppe vorhandenen Potenziale sichten und entwickeln."
Anschließend ermutigten Bettina Martin und Margit Haupt-Koopmann die noch unversorgten Jugendlichen. Die aktuell laufenden Nachvermittlungsaktionen von Arbeitsagenturen und Kammern würden zeigen, dass noch gute Aussichten bestehen, bis zum Jahresende einen Ausbildungsplatz zu finden. "Fixiert Euch nicht nur auf den einen Wunschberuf. Verschenkt keine Chancen! Entwickelt mit der regionalen Berufsberatung neue Perspektiven!", appellierten sie. Wer beruflich flexibel und regional mobil sei, finde interessante Alternativen.
Sie forderten darüber hinaus alle Schülerinnen und Schüler auf, die im Jahr 2020 ihre Schulzeit beenden, sich frühzeitig über die Ausbildungsberufe zu informieren, die für sie in Frage kommen. Die Chefin der Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit wies in diesem Zusammenhang nicht nur auf das Internetangebote planet-berufe.de und abi.de sowie auf das Selbsterkundungstool (SET) hin. "Noch wichtiger ist es, bereits jetzt einen Gesprächstermin mit der örtlichen Berufsberatung zu vereinbaren", riet Haupt-Koopmann.
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