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Warum die Firmenphilosophie so wichtig ist

Betriebsführung

"Natürlich leben - mit der Natur leben", das ist das Motto und die Firmenphilosophie der Tischlerei Bültholz aus dem münsterländischen Heek. Tischlermeister András Csordás hat seinen Betrieb komplett ökologisch ausgerichtet. Ohne Kompromisse. Die Philosophie lebt er tagtäglich seinen Lehrlingen vor und vermittelt sie den Kunden.

"Man muss sich auf seine Werte besinnen, wissen was man will und das überzeugend nach Außen tragen", ist der Tischler überzeugt. "Der Kunde merkt, wenn es dem Betrieb nur ums Geld geht."

Wenn sich ein Kunde bei der Tischlerei Bültholz einen Esstisch aus Platanenholz fertigen lässt, dann weiß er, dass diese Platane aus Bochum kam, dass sie 150 Jahre alt war und auf welcher Art von Boden sie gewachsen ist. All das kann der Kunde in seinem Möbelpass nachlesen, den Tischlermeister András Csordás zu jedem Möbelstück mitgibt. Auch welche Art von Beschlägen und welcher Leim verwendet wurde ist in dem Pass notiert. Außerdem bekommt der Kunde eine kleine Geschichte zur Mythologie des jeweiligen Baumes. Dass zum Beispiel die Eiche, weil sie ein Pfahlwurzler ist, ihre Wurzeln senkrecht in die Erde treibt und damit von jeher Standfestigkeit symbolisiert, kann er dort nachlesen.

Kunden können bei der Herstellung ihres Möbelstücks sogar helfen

Wer möchte, darf sogar bei der Herstellung seines Möbelstücks helfen. So wie ganz aktuell eine Kundin, die eine Tischplatte aus Pflaume bekommen wird, das Holz selbst sortiert und beim Verleimen hilft. "Später wird sie sagen: Das ist meine Platte und den Tisch nie wieder weggeben", ist Csordás überzeugt. Er verwendet ausschließlich heimische Hölzer - und die in ihrer vollen Bandbreite. "Wir haben hier schließlich den ganzen Wald zur Verfügung. Und dazu noch die Obstbäume."

Die Kalkulation komplett offen legen

Und wie der Preis für sein Möbelstücke zustande kommt, erfährt der Kunde ebenfalls im Detail: "Ich lege meine Kalkulation komplett offen. Der Kue soll sehen, was das Holz kostet und wo es gekauft wurde, wie mein Stundensatz ist und wie viele Stunden ich benötige", so der Unternehmer. Der Gedanke dahinter: "Menschen, die zu mir kommen, brauchen Hilfe. Kunden sind für mich kein Markt. Ich möchte sie glücklich machen."

Für seine vorbildliche Umsetzung eines "ganzheitlich umweltgerechten Unternehmens, die nachhaltige Produktgestaltung und die Umweltkommunikation" wurde er 2005 dritter Preisträger beim Umweltschutzpreis des nordrhein-westfälischen Handwerks. Außerdem kam die Tischlerei Bültholz für ihre konsequente Kundenausrichtung beim "Service-Star", den das Management-Center Handwerk 2004 ausgeschrieben hatte, unter die Top 20 besten Betriebe. "Kein Kundengespräch läuft bei mir unter einer Stunde ab", sagt der Betriebsinhaber. 

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András Csordás, der seinen Betrieb im Jahr 2001 gegründet hat, kam zu seinem Beruf über Umwege. Eigentlich ist er Diplom-Volkswirt, stand kurz vor der Promotion und hatte schon ein Stipendium für Oxford. Doch dann merkte der angehende Doktor, dass er seinem Leben mehr Sinn geben kann, wenn er handwerklich tätig ist. Er fing noch einmal ganz von vorne an: Als Lehrling in einer Tischlerei.

Firmenphilosophie war ein langer Prozess

Seine Firmenphilosophie sei nicht von heute auf morgen entstanden. Lange Diskussionen und auch Streitgespräche mit Kompagnons gingen voraus. Einer der beiden früheren Mitinhaber ist inzwischen ausgestiegen, weil er den ökologischen Gedanken in seiner Konsequenz nicht mittragen wollte. Auch das kann passieren, wenn man klare Ziele vor Augen hat. "Es macht immer Sinn, diese Ziele niederzuschreiben", sagt András Csordás. "Schon allein wegen der Corporate Identity, die man den Mitarbeitern vorlebt und die diese auch dem Kunden vermitteln müssen." Licht anschalten, wenn die Sonne scheint oder die Maschine unnötig anschmeißen, das gibt es bei der Tischlerei Bültholz nicht. Der Geselle und die drei Lehrlinge bekommen regelmäßig die neues-ten ökologischen Nachrichten auf den Tisch, damit sie wissen, wo-rum es ihrem Chef geht. Auch die Banken konnte er auf seine Seite bringen. "Es kommt bei den Banken sehr gut an, wenn man sich engagiert, Ökologie ist ein Thema der Zukunft."

Checklisten Unternehmensphilosophie

Grundlage für eine professionelle und kundenorientierte Außendarstellung ist eine klar formulierte Unternehmensphilosophie. Der Aufbau einer Unternehmensphilosophie kann in drei Phasen erfolgen:

Fragen zur Ist-Situation

  • Was ist Sinn und Zweck Ihres Unternehmens?
  • Wie wird gegenwärtig bei Ihnen gearbeitet und entschieden?
  • Wo liegen Ihre Stärken/Schwächen?
  • Wie differenzieren Sie sich von Ihren Wettbewerbern?
  • Welche Grundauffassungen, Werte und Normen vertreten Sie ?
  • Welche konkreten Ziele verfolgen Sie?
  • Wie ist das Verhältnis zu Ihren Mitarbeitern?
  • Was tun Sie, um diese Beziehungen zu fördern?
  • Welches Image haben Sie am Markt?
  • Wer sind Ihre derzeitigen Zielgruppen?

Fragen zur Soll-Situation

  • Was wollen wir?
  • Wohin wollen wir ?
  • Welche Ziele verfolgen wir?
  • Was müssen wir dafür tun? 

Umsetzung

  • Beziehen Sie Ihre Mitarbeiter voll in den Umsetzungsprozess ein.
  • Lassen Sie sich bei der Umsetzung von Beratern der Handwerkskammer helfen.
  • Verändern Sie die bestehende Situation maßvoll. 
  • Gehen Sie in kleinen Schritten vor und verändern Sie eins nach dem anderen (Aufgabe bestimmter Geschäftsbereiche, Bildung neuer Geschäftsbereiche, Konzentration auf neue Zielgruppen usw.).
  • Sprechen Sie mit Ihren Kunden über Ihre neue Unternehmensphilosophie und teilen Sie ihnen sämtliche Veränderungen und Neuerungen mit.

Quelle: Management-Center Handwerk

Text: / handwerksblatt.de

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