Wohnungsbau: Baubranche erwartet eine Durststrecke
Fast 295.000 Wohnungen wurden 2023 gebaut. Bundesbauministerin Clara Geywitz bezeichnet die Lage am Bau als "stabil". Das Bauhandwerk erwartet allerdings eine "Durststrecke". Im Wohnungsbau gibt es keine Lichtblicke. Neue Förderprogramme könnten helfen.
2023 sind in Deutschland 294.400 Wohnungen gebaut worden. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, waren das ähnlich viele wie 2021 und 2022. In den Zahlen sind sowohl die Baufertigstellungen für neue Gebäude als auch für Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden enthalten.
Einen Zuwachs gab es bei Wohnungen in Mehrfamilienhäusern mit einem Plus von 4,1 Prozent sowie bei Wohnungen in Zweifamilienhäusern (plus 3,8 Prozent). Bei den fertiggestellten Einfamilienhäusern betrug der Rückgang allerdings minus 9,3 Prozent. Wie das Bundesbauministerium berichtet, befinden sich weitere 390.900 Wohnungen aktuell im Bau. Einen deutlichen Zuwachs bei den Bewilligungszahlen gab es laut Ministerium 2023 beim sozialen Wohnungsbau. Hierfür stellt der Bund den Ländern bis 2027 insgesamt 18,15 Milliarden Euro zur Verfügung stellt. Die Zahl der geförderten Wohneinheiten stieg um mehr als 20 Prozent auf insgesamt 49.430 an.
Bundesbauministerin Clara Geywitz bezeichnete die Lage am Bau angesichts der heute (23. Mai) vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Zahlen als "stabil". Der soziale Wohnungsbau erweise sich dabei als Stabilitätsanker für die Bau- und Immobilienbranche. "Unsere milliardenschwere Förderung für den bezahlbaren Wohnraum bringt auch immer mehr private Wohnungsbaugesellschaften in den sozialen Wohnungsbau", sagte Geywitz.
Das Baugewerbe erwartet eine Durststrecke
Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverband Deutsches Baugewerbe, möchte angesichts der rund 295.000 Wohnungen noch lange keine Entwarnung für den Markt geben. Durchschnittlich zwei bis drei Jahre dauere es von der Genehmigung bis zur Schlüsselübergabe. "Was 2023 fertig geworden ist, sind die rund 24 Monate zuvor beauftragten Wohnungen. Angesichts der seit zwei Jahren Monat für Monat sinkenden Baugenehmigungszahlen muss man leider sagen: Die Durststrecke kommt erst noch", erklärte Pakleppa.
Immer weniger Menschen würden bauen, die Aufträge bei unseren Unternehmen würden immer weniger. Wie das Statistische Bundesamt am 24. Mai meldet, gab es beim Wohnungsbau im ersten Quartal 2024 ein reales Minus von 6,1 Prozent. Für 2024 rechnet der Verband mit maximal 250.000 fertiggestellten Wohnungen – Tendenz fallend. "Ohne den Start der neu angekündigten Förderprogramme im Neubau, ohne geringere energetische Anforderungen und Zinssätze in den KfW-Programmen werden wir einen immensen Einbruch am Wohnungsbaumarkt sehen."
Drei neue Förderprogramme sind für Sommer und Herbst geplant
Drei neue Förderprogramme sollen noch in diesem Jahr starten:
✔ Für den Sommer hat das Ministerium ein Programm angekündigt, das Familien mit zinsgünstigen Krediten beim Bestandserwerb unterstützen soll. Es nennt sich "Jung kauft Alt". 350 Millionen Euro sind dafür eingeplant. Konditionen und Voraussetzungen sind aktuell noch offen.
✔ Im Herbst kommt das neue Förderprogramm "Klimafreundlicher Neubau im Niedrigpreissegment". Es soll kurzfristig den Bau preiswerter Wohnungen ankurbeln und auf 2024 und 2025 befristet sein. In diesem Jahr steht voraussichtlich eine Milliarde Euro bereit. An den Konditionen wird noch gearbeitet.
✔ Der Kauf, Umbau und die Sanierung von leerstehenden Büros und Läden, soll ebenfalls mit billigeren Zinsen gefördert werden. Für das neue Programm "Gewerbe zu Wohnen" stehen dieses Jahr 120 Millionen Euro zur Verfügung. Der Start ist ebenfalls im Herbst geplant.
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Text:
Kirsten Freund /
handwerksblatt.de
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