Sieger Sören Hohlbein (2. v.l.) ist erster Sieger beim Handwerkspreis der Bürgschaftbanken 2020. In diesem Jahr wurden die Preise in den Betrieben der Gewinner überreicht. (Foto: © Heike Rost)

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Zahntechniker vorn: Handwerkspreis der Bürgschaftsbanken

Betriebsführung

Digitale Zahntechnik und Automatisierung: Zahntechnikermeister Sören Hohlbein gewinnt den 8. Handwerkspreis der Bürgschaftbanken. Auch die Benz Feinkostmanufaktur GmbH und die Brillenhelden GmbH (Platz 2 und 3) setzen auf Digitalisierung.

Sören Hohlbein hat sein Unternehmen 2008 gegründet und revolutioniert seither die Zahntechnik. Zahnersatz wird in seiner Firma vollautomatisiert produziert. Jetzt ist der Zahntechnikermeister aus Hessen mit dem 8. Handwerkspreis der Bürgschaftsbanken ausgezeichnet worden.

Den Preis an den Unternehmer überreichten ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer, der Vorsitzende des Bundesverbandes der Bürgschaftsbanken Guy Selbherr sowie die Leiterin der Abteilung Mittelstandspolitik im Bundeswirtschaftsministerium Dr. Sabine Hepperle.

Ursprünglich sollte der Handwerkspreis der Bürgschaftsbanken auf der Internationalen Handwerksmesse (IHM) im März verliehen werden. Doch wegen Corona musste die Messe und damit auch die Preisverleihung in München abgesagt werden. Nun wurden die Preise im kleinen Kreis direkt in den Betrieben durch die jeweilige Bürgschaftsbank überreicht. Im Fall von Sören Hohlbein war das im Industriegebiet von Hofheim-Wallau, dem Sitz seiner millhouse GmbH

Kunden von Sören Hohlbein sind Dentallabore, die durch dessen Innovation in der Lage sind, dem starken Kostendruck und der Produktionsverlagerung in der Branche etwas entgegenzusetzen. Der Zahnarzt bestellt direkt beim Labor. 

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Neue Ideen in der Pipeline

Sören Hohlbein und seine 18 Mitarbeiter nehmen den Dentallaboren die Arbeit ab und erledigen die teuren Arbeitsschritte. Das Labor übernimmt dann die letzten zehn Prozent Veredelung. Neben den geringeren Kosten profitieren laut dem Unternehmen alle Beteiligten von höchster Qualität und Effizienz in der Fertigung.

Kleine Industrieroboter fahren auf einer Schiene zwischen den Regalen und den CNC-Fräsmaschinen, aus Rohlingen werden binnen Minuten fertige, bereits konfektionierte Produkte. Alles läuft vollautomatisch, gesteuert von selbstentwickelter Software. 

Der Zahntechnikermeister hat schon weitere Ideen in der Pipeline. Als nächstes sind Mundscanner geplant und Patienten werden sich freuen: Zur Abformung müssen sie dann nicht mehr in unangenehme Knete beißen.

Zahntechnikermeister Sören Hohlbein: "Meine Idee, konsequent zu automatisieren und zu digitalisieren, ist die einzige Chance für das Zahntechniker-Handwerk, sich zukunftssicher aufzustellen.

Mit Hilfe der Bürgschaftsbank hat der Zahntechniker seine Entwicklungsabteilung aufgebaut

Die Bürgschaftsbank Hessen lobt er als "zuverlässiger Partner, die großartige Unterstützung leistete". Mit dieser hat Sören Hohlbein das Budget einer Entwicklungsabteilung finanziert, Lagerkapazitäten erweitert und erneut Software-Entwicklungen auf den Weg gebracht.

Außerdem soll die Energieeffizienz der Anlagen weiter optimiert werden. Die Finanzierung des zukunftsorientierten Vorhabens erfolgte über eine stille Beteiligung der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft Hessen (MBG H), die von der Bürgschaftsbank mit einer Garantie unterlegt wurde.

Feinkostmanufaktur: Innovative und nachhaltige Geschäftsidee

Roman Renz, Volksbank Kirchheim-Nürtingen; Gina Benz, Inhaberin Benz Feinkostmanufaktur; Guy Selbherr, Vorstand der Bürgschaftsbank Baden-Württemberg Foto: © Bürgschaftsbank Baden-WürttembergRoman Renz, Volksbank Kirchheim-Nürtingen; Gina Benz, Inhaberin Benz Feinkostmanufaktur; Guy Selbherr, Vorstand der Bürgschaftsbank Baden-Württemberg Foto: © Bürgschaftsbank Baden-Württemberg

Der zweite Platz geht an Gina Benz mit ihrem Unternehmen Benz Feinkostmanufaktur GmbH aus Köngen in Baden-Württemberg. Seit Januar 2019 entstehen in der Manufaktur schwäbische Klassiker und Kreationen nach hauseigenen Rezepten. Dabei arbeitet die Inhaberin eng mit der familieneigenen Metzgerei zusammen und verwendet ausschließlich Fleisch und Gemüse aus der Region. Das überzeugte auch die Jury des Handwerkspreises der Deutschen Bürgschaftsbanken und sie zeichnete das Start-up mit dem zweiten Platz aus.

Überzeugt hat die Jury auch das weitere Engagement von Gina Benz: Besonders wichtig ist ihr zum Beispiel das Thema Ausbildung und Nachwuchsförderung und sie ist Mitglied der Nationalmannschaft des Fleischerhandwerks.

Den Start für ihre innovative und vor allem nachhaltige Geschäftsidee konnte sie mithilfe einer L-Bank Gründungsfinanzierung realisieren, die die Bürgschaftsbank Baden-Württemberg mit einer 50-prozentigen Bürgschaft absicherte. "Ich sehe uns für die Zukunft bestens aufgestellt, auch dank der Förderung. Und die Auszeichnung ist für uns ein weiterer Ansporn, so weiterzumachen", sagt Benz.

Brillenhelden GmbH: Gegen den Einheitsbrei

Die Brillenhelden aus Thüringen kamen auf den 3. Platz Foto: © Bürgschaftsbank ThüringenDie Brillenhelden aus Thüringen kamen auf den 3. Platz Foto: © Bürgschaftsbank Thüringen

Als Dritte geehrt wurden die Geschäftsführer Natalie Rosner und Franz Joseph Rosner mit ihrem Unternehmen Brillenhelden GmbH aus Leinefelde-Worbis in Thüringen. Das Ehepaar Rosner gründete ihr Unternehmen "aus Liebe zum Handwerk", wie sie sagen, und möchte ihren Kunden mehr Lebensqualität schaffen. Die beiden haben bereits in verschiedenen Optikergeschäften gearbeitet und wollen mit ihrem eigenen Geschäft nicht den "Einheitsbrei" sondern etwas Besonderes schaffen. 

Die Gläser kommen alle von einem bekannten deutschen Anbieter. Diese werden dann vor Ort in der offenen Werkstatt in die Gestelle gesetzt und angepasst. Dabei können die Modelle auch dem Kundenwunsch entsprechend digital erstellt und modelliert werden. So kann der Kopf mit einer 3D-Kamera erfasst werden. Mit einem daraus erstellten Avatar kann die Brille auf das Gesicht des Kunden projiziert werden sowie mit Hilfe eines 3D-Druckers ein Prototyp erstellt werden. Die Bürgschaftsbank Thüringen unterstützte das Unternehmen.

Die drei Unternehmen setzten sich gegen insgesamt sieben Finalisten aus einer hohen Anzahl an geförderten Handwerksbetrieben durch.

Wettbewerbsvorteil durch Digitalisierung

"Die Digitalisierung ermöglicht Handwerksbetrieben, neue Märkte zu erschließen und auf bestehenden Märkten wettbewerbs- und damit zukunftsfähig zu bleiben. Alle drei Preisträger zeigen auf eindrucksvolle Weise, dass die Chancen und Möglichkeiten der Digitalisierung riesig sind – jeder sollte sie ergreifen und die Potenziale der Digitalisierung für sein Unternehmen heben", betont ZDH-Präsident Wollseifer. 

 

Handwerkspreis der Bürschaftsbanken Den Handwerkspreis der deutschen Bürgschaftsbanken vergibt der Verband Deutscher Bürgschaftsbanken (VDB) seit 2012 zusammen mit dem Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) Für den Handwerkspreis werden erfolgreiche Unternehmen nominiert, die in den letzten drei Jahren eine Bürgschaft bekommen haben. Die Vorschläge kommen von den Bürgschaftsbanken. In der Jury sitzen Vertreter des Bundeswirtschaftsministeriums, des Handwerks und des VDB.  

"Bürgschaftsbanken, Mittelständische Beteiligungsgesellschaften und das Handwerk können auf viele Jahrzehnte erfolgreicher Partnerschaft zurückblicken. Jeder vierte mit Bürgschaften oder Garantien in Deutschland unterstützte Betrieb kommt aus dem Handwerk", betonte der VDB-Vorsitzende Guy Selbherr.

Diese Instrumente helfen, neue Unternehmen anzustoßen wie die Preisträger Benz Feinkostmanufaktur oder die Brillenhelden GmbH oder künftige Herausforderungen wie die der Digitalisierung besser zu meistern. Zu sehen sei dies beim Preisträger Sören Hohlbein. "Alles ist ein aktiver Beitrag zu einem erfolgreichen Strukturwandel." 

Quelle: Verband Deutscher Bürgschaftsbanken e.V.

Text: / handwerksblatt.de

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