Jungen Müttern oder Vätern fällt es oft schwer, die Erziehung der Kinder und eine Berufsausbildung miteinander zu verknüpfen. Eine Ausbildung in Teilzeitform kann eine Option sein.

Jungen Müttern oder Vätern fällt es oft schwer, die Erziehung der Kinder und eine Berufsausbildung miteinander zu verknüpfen. Eine Ausbildung in Teilzeitform kann eine Option sein. (Foto: © Nadezhda Prokudina/123RF.com)

Vorlesen:

Mit Unterstützung führt die Ausbildung in Teilzeit zum Erfolg

Betriebsführung

Eine Ausbildung ist auch in Teilzeit möglich. Doch die Option wird kaum genutzt.  Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) hat sich die Strukturen und Entwicklungen angeschaut. 

Der Weg zu einer vermehrten Nutzung des Modells "Teilzeitausbildung" ist noch weit. Zu dieser Schlussfolgerung kommt eine aktuelle Veröffentlichung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB). Bislang werde die Option einer Teilzeitberufsausbildung in nur sehr geringem Maße genutzt – in 2018 entfielen darauf lediglich 0,4 Prozent (weniger als 2.300) aller neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge. Die Publikation beinhalte erstmals umfangreiche deskriptive Auswertungen zu Strukturen und Entwicklungen der Teilzeitberufsausbildung auf Basis der Berufsbildungsstatistik der statistischen Ämter des Bundes und der Länder. Dabei werden insbesondere auch Ausbildungsverläufe analysiert, über die bislang nur wenig Befunde vorliegen.

Wer durchhält, hat meistens Erfolg

Die Auswertung zeige, dass duale Ausbildung in Teilzeit ein deutlich höheres Risiko von Vertragslösungen aufweist – insbesondere ein erhöhtes Risiko mehrfacher Brüche und Unterbrechungen auch im späteren Ausbildungsverlauf. Bei denjenigen, die bis zur Teilnahme an der Abschlussprüfung in der Ausbildung verbleiben, verlaufe die Ausbildung aber mit sehr gutem Erfolg. Trotz der höheren familiären Belastungen und der niedrigeren Schulabschlüsse der Auszubildenden in Teilzeit erreichen diese hohe Erfolgsquoten – rund 92 Prozent bestehen die Abschlussprüfung.

Unterstützende Maßnahmen zeigen Wirkung

BIBB-Präsident Friedrich Hubert Esser wirbt für eine Ausbildung in Teilzeitform Foto: © BIBBBIBB-Präsident Friedrich Hubert Esser wirbt für eine Ausbildung in Teilzeitform Foto: © BIBB

Für die Forscher des BIBB belegen die Erfahrungsberichte aus der Praxis, dass etwa ausbildungsbegleitende Unterstützungsmaßnahmen wirken. Sie können das Risiko einer vorzeitigen Vertragslösung reduzieren und Teilzeitausbildungsverhältnisse stabilisieren. Sie sollten idealerweise am Einzelfall ausgerichtet sein, von einer punktuellen Unterstützung bis hin zu länger andauernden Begleitung reichen und nach dem Motto "So viel wie möglich, aber nicht mehr als nötig" verlaufen. Auf der Bundesebene existieren hier beispielsweise die assistierte Ausbildung oder die ausbildungsbegleitenden Hilfen. Förderprogramme auf Landesebene runden das Angebot ab.

Gesetzliche Beschränkung ist 2020 entfallen

Anfang 2020 wurden die Rahmenbedingungen verbessert. Mit der Novellierung des Berufsbildungsgesetzes zum 1. Januar soll die Option einer dualen Berufsausbildung in Teilzeit gestärkt werden. Dabei ist unter anderem die gesetzliche Beschränkung auf ein "berechtigtes Interesse" als Voraussetzung entfallen, der potenzielle Personenkreis wurde damit erweitert. Eine Ausbildung in Teilzeitform, bei der die tägliche oder wöchentliche Ausbildungszeit verkürzter wird, kann dem BIBB zufolge nun bei jedem dualen Ausbildungsverhältnis vereinbart werden.

Das könnte Sie auch interessieren:

Informationen des BIBB zur Teilzeitausbildung"Eine Ausbildung in Teilzeit bietet Menschen Chancen auf eine anerkannte berufliche Qualifikation, für die eine Ausbildung in Vollzeit aufgrund verschiedener Faktoren keine realistische Option darstellt", betont Friedrich Hubert Esser, Präsident des Bundesinstituts für Berufsbildung. Die Novellierung des Berufsbildungsgesetzes habe diese Chancen erweitert. Gekoppelt mit entsprechenden Unterstützungsmaßnahmen könne eine Ausbildung in Teilzeit in Zukunft einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, den Anteil der Erwachsenen ohne abgeschlossene Berufsausbildung zu verringern und das Fachkräftepotenzial zu erhöhen. 

Quelle: Bundesinstitut für Berufsbildung

Text: / handwerksblatt.de