Berthold Schröder, Präsident der Handwerkskammer Dortmund

Berthold Schröder, Präsident der Handwerkskammer Dortmund (Foto: © HWK Dortmund/Brox)

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Frühjahrskonjunkturumfrage im Handwerk

Das Geschäftsklima ist abgeschwächt, Bau und Ausbau werden ausgebremst. Das ist das Ergebnis der Frühjahsrkonjunkturumfrage.

Die anhaltende Covid-19-Pandemie prägt die Stimmung im Handwerk: Nur noch 81 Prozent sind mit ihrer aktuellen Geschäftslage zufrieden (Herbst 2020: 84 Prozent / Frühjahr 2020, unmittelbar vor dem ersten Lockdown: 93 Prozent). Vergleichbare Einschätzungen gab es zuletzt vor acht Jahren.

Große Unterschiede in den Gewerken

Die Unterschiede zwischen den einzelnen Gewerksgruppen sind groß. Während das Bauhaupt- und das Ausbaugewerbe (beide über 90 Prozent) weiterhin vergleichsweise gut durch die Pandemie kommen, ist die aktuelle Geschäftslage im KFZ-Handwerk (76 Prozent) oder im Gesundheitsgewerbe (77 Prozent) eher angespannt. Dramatisch sieht es bei den Personenbezogenen Dienstleistungen aus: Gerade einmal 48 Prozent der Betriebe sind noch mit ihrer aktuellen Geschäftslage zufrieden. Ein noch nie dagewesener Tiefstwert!

Umsätze, Aufträge (aktuelle Reichweite über alle Gewerke hinweg: 7,5 Wochen) oder auch Investitionen waren im vorigen halben Jahr bei der Mehrzahl der Unternehmen rückläufig. Nur die Verkaufspreise sind per Saldo gestiegen – allerdings zumeist wegen der gestiegenen Kosten durch höhere Hygieneanforderungen. Gleichwohl blicken die Handwerksbetriebe in der Region etwas zuversichtlicher nach vorn: Für das kommende halbe Jahr rechnen 85 Prozent mit einer guten Geschäftsentwicklung.

Baustoffhandel und steigende Preise

Kammer-Präsident Berthold Schröder: "Den Bau- und Ausbauhandwerken ging es seit dem Herbst 2020 gut. Doch das ändert sich gerade, denn das akute Problem des Baustoffmangels und steigender Materialpreise wächst sich weiter aus. Das wird für den Verlauf des nächsten halben Jahres ganz entscheidend sein. Angesichts der massiven Verknappung von Materialien rechnen immer mehr Betriebe in der Region damit, Aufträge nicht wie geplant abarbeiten zu können und deshalb möglicherweise sogar Kurzarbeit anmelden zu müssen. Das würde die Konjunktur im Bausektor massiv ausbremsen."

Der Kammer-Präsident weiter: "Die Personenbezogenen Dienstleistungen, zu denen neben den Friseuren und Kosmetikern ja auch die Fotografen und Maßschneider gehören, hat es wegen pandemiebedingter Einschränkungen und wochenlangen Schließungen besonders hart getroffen. Hier sind viele Unternehmen, die ja zumeist eher klein sind, in ihrer wirtschaftlichen Existenz massiv gefährdet. Aber auch das KFZ-Handwerk leidet stark. Die Nachfrage nach Autos und Reparaturen ist wegen der Lockdowns anhaltend rückläufig. Erschwerend kommt hinzu, dass die Verkaufsräume weiterhin geschlossen bleiben müssen – dabei sind sie in der Regel sehr groß und bieten gute Voraussetzungen zur Einhaltung der Abstandsregeln. Für mich ist das, ehrlich gesagt, nur schwer nachvollziehbar."

Blick in die Gewerke

Foto: © HWK DortmundFoto: © HWK DortmundBauhauptgewerbe: Die Stimmung im Bauhauptgewerbe ist anhaltend gut. 94 Prozent sind mit ihrer Geschäftslage zufrieden – genauso viele wie vor einem Jahr. Bei fast einem Viertel der Unternehmen hat sich die Auftragslage seit Herbst 2020 verbessert. Die Auftragsreichweite beträgt derzeit 10,2 Wochen (Frühjahr 2020: 10 Wochen). Dank gleichzeitig hoher Auslastung (durchschnittlich 90 Prozent) ist die Zahl der Beschäftigten bei 21 Prozent der Betriebe gestiegen. Auffällig ist die überdurchschnittlich hohe Anzahl an Betrieben (45 Prozent), die ihre Verkaufspreise im letzten halben Jahr erhöht haben.

Foto: © HWK DortmundFoto: © HWK DortmundAusbaugewerbe: In dieser Gewerksgruppe sind insgesamt 91 Prozent der Betriebe mit ihrer aktuellen Situation zufrieden. Bei einem Drittel der Unternehmen hat sich die Auftragslage verbessert, 18 Prozent haben neue Mitarbeiter eingestellt und 35 Prozent ihre Verkaufspreise erhöht. Beim Gesamtumsatz verzeichneten 26 Prozent einen Anstieg, 27 Prozent Rückläufe.

Christian Sprenger, Kreishandwerksmeister Dortmund/Lünen: "Nach unserer Einschätzung haben bisher neben dem Bau- und Ausbaubereich vor allem Unternehmen der Daseinsvorsorge in Dortmund und Lünen, z.B. der Elektro- und Sanitärbereich, die Krise gut gemeistert. Die Beschäftigtenzahlen im Handwerk in Dortmund und Lünen sind 2020/2021 mit rund 50.000 weitgehend stabil geblieben. Unter dem Eindruck des ersten Corona-Schocks Anfang 2020 wurde in Dortmund und Lünen von den Betrieben zwar vorsorglich vermehrt Kurzarbeit angemeldet, letztendlich aber nur in geringem Umfang genutzt. Betriebsbedingte Kündigungen in größerem Umfang konnte die Kreishandwerkerschaft nicht registrieren. Da das Fehlen gut qualifizierter Fachhandwerker im Nachhinein bei den Unternehmen zu Engpässen geführt hätte, gingen die Betriebe mit ihren Mitarbeitern lieber durch Dick und Dünn. Damit hat sich das Handwerk in der Region Dortmund und Lünen bisher als Stabilitätsanker in der Krise erwiesen.

Optimistischer Blick in die Zukunft

Die Betriebe blicken jedoch nicht durchweg optimistisch in die Zukunft. Was uns derzeit besonders Sorgen macht, sind die Ausbildungssituation und der Fachkräftebedarf. Die Ausbildungsbereitschaft der Innungsbetriebe ist weiterhin sehr hoch, allerdings ist die Zahl der Ausbildungsverträge 2020 eingebrochen. Nach einer internen Umfrage unter den Innungsbetrieben konnte nur knapp die Hälfte der Ausbildungsplätze besetzt werden. Damit fehlen absehbar in drei Jahren noch mehr Fachkräfte. Die ohnehin schon durch den demographischen Wandel entstehende Lücke wird noch schwerer zu schließen sein. Nur wenn genügend gut ausgebildete Arbeitskräfte da sind, wird es im Handwerk gelingen, das zu erwartende Arbeitsaufkommen in den kommenden Jahren zu bewältigen und die Geschäftsentwicklung der Unternehmen nach der Krise nachhaltig zu verbessern.

Belastbare Prognosen für dieses Jahr sind und bleiben schwierig. Wir haben bisher relativ stabile Betriebs- und Beschäftigtenzahlen. Ob das so bleiben wird, steht allerdings in den Sternen. Ein Hoffnungszeichen ist derzeit eine Rekordzahl von Bauanträgen und -genehmigungen in Dortmund und damit neue Aufträge für das Handwerk. Kommunale wie private Aufträge, die im vergangenen Jahr liegen geblieben sind, warten dringend auf ihre Bearbeitung in diesem Jahr, sobald es die Situation wieder zulässt. Die energetische Modernisierung im Gebäudebestand ist darüber hinaus ohne das Handwerk nicht zu schaffen. Auch in Dortmund und Lünen ist hier noch viel Luft nach oben. Die Infrastruktur, insbesondere Straßen in Dortmund und Lünen sind nach wie vor – speziell in den Nebenstraßen – in einem bedauernswerten Zustand. Das Straßen- und Tiefbauhandwerk fordert hier schon seit Langem statt Flickarbeiten endlich nachhaltige Straßenerneuerungen. Erschwerend kommt im Moment allerdings hinzu, dass gerade im Baubereich ein bisher nicht dagewesener Baustoff-Mangel und stark gestiegene Rohstoffpreise die Handwerksbetriebe ausbremsen. Ob Holz, Dämmstoffe oder Stahl, vielen Betrieben geht in diesen Tagen schlecht, weil das Material ausgeht oder so teuer ist, dass es bei Betrieben, die mit Festpreisen gearbeitet haben, schlichtweg nicht gegenüber den Kunden als Preiserhöhung durchzusetzen ist. In einigen Betrieben droht bereits jetzt Kurzarbeit durch Materialmangel."

Weitere Gewerke in der Umfrage

Personenbezogene Dienstleistungen: Hier hat die Pandemie mit Abstand die deutlichsten Spuren hinterlassen: Nur noch 48 Prozent der Betriebe geben an, mit ihrer derzeitigen Geschäftslage zufrieden zu sein. Ein Tiefstwert, den es bislang noch nicht gegeben hat! Im Herbst 2020 waren es noch 72 Prozent. Auftragsbestände sind bei 78 Prozent der Betriebe rückläufig gewesen, Umsätze bei 89 Prozent. Zusätzliche Investitionen, vor allem wegen besonderer Hygieneanforderungen, mussten 30 Prozent der Unternehmen durchführen. Preiserhöhungen gab es bei 38 Prozent. Ein kleiner Lichtblick ist die Erwartungshaltung: 67 Prozent rechnen mit einer guten Entwicklung bis zum Herbst.

Handwerke für den Gewerblichen Bedarf: Hier gibt es eine deutliche Verbesserung bei der Beurteilung der aktuellen Geschäftslage: 84 Prozent der Unternehmen sind derzeit zufrieden – im Herbst 2020 waren es nur 72 Prozent. Die Auftragsreichweite liegt wieder bei branchentypischen 10,4 Wochen, 17 Prozent der Betriebe haben neue Mitarbeiter eingestellt. Allerdings sind bei 40 Prozent die Umsätze gesunken und 13 Prozent der Betriebe haben die Zahl der Beschäftigten reduziert. Positive Erwartungen haben 88 Prozent.

KFZ-Handwerk: 76 Prozent dieses Gewerks beurteilen ihre derzeitige Situation mit gut oder zufriedenstellend (Frühjahr 2020: 87 Prozent). Die Konjunkturindikatoren werden vom KFZ-Handwerk besonders negativ beurteilt: Der Auftragsbestand ist bei 56 Prozent gesunken (übriges Handwerk: 39 Prozent), der Gesamtumsatz in gleicher Höhe (übriges Handwerk: 44 Prozent). Die Verkaufspreise sind bei 32 Prozent gestiegen (übriges Handwerk: 36 Prozent). Die Zahl der Beschäftigten ist bei 76 Prozent der Betriebe gleichgeblieben, bei 3 Prozent stieg sie und bei 21 Prozent gab es Anpassungen. Die Auftragsreichweite liegt bei nur noch 1,7 Wochen. Die Erwartung der Betriebe: 85 Prozent rechnen damit, dass das kommenden halbe Jahr für sie gut verläuft.

Gesundheitshandwerke: Diese Gruppe bewertet ihre aktuelle Situation mit 77 Prozent deutlich schlechter als im Herbst 2020 (84 Prozent). Sinkende Aufträge melden 63 Prozent der Betriebe, bei den Umsatzrückgängen sind es 61 Prozent, weniger investiert haben 30 Prozent. Die Auftragsreichweite ist mit 1,8 Wochen pro Betrieb die zweitgeringste von allen Gewerksgruppen. Der Blick aufs kommende halbe Jahr ist mehrheitlich negativ: 81 Prozent der Betriebe erwarten eine Verschlechterung ihrer Geschäftslage.

Nahrungsmittelhandwerke: 94 Prozent der befragten Betriebe sind derzeit zufrieden mit ihrer Geschäftssituation (Herbst 2020: 82 Prozent, Frühjahr 2020: 89 Prozent). Gleichwohl gab es bei 47 Prozent der Unternehmen rückläufige Auftragsbestände, bei 53 Prozent sind die Umsätze gesunken. Stärker investiert haben 24 Prozent der Betriebe, was teilweise auf stärkere Hygieneanforderungen zurückgeht. Von höheren Verkaufspreisen berichteten 65 Prozent. Für die nächsten sechs Monate rechnen 94 Prozent mit einer guten Entwicklung.

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Text: / handwerksblatt.de

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