Michael Rawe, Haustechnik-Unternehmer in Recklinghausen, fährt am liebsten mit seinem Elektroauto und wünscht sich mehr elektrisch angetriebe Fahrzeuge auf dem Markt mit höheren Reichweiten, insbesondere Nutzfahrzeuge. (Foto: © Andreas Buck)

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Staus kosten Betriebe 90 Millionen Euro pro Jahr

Handwerkskammer Münster fordert: Tempo bei Elektrofahrzeugen machen und Diesel für Nutzer kostenfrei nachrüsten.

Staus verursachen für das Handwerk im Kammerbezirk Münster jährlich rund 90 Millionen Euro Kosten. Das ergeben Hochrechnungen der Handwerkskammer (HWK) Münster auf der Basis einer Blitzumfrage. 

80 Handwerksbetriebe aus dem Münsterland und der Emscher-Lippe-Region haben darin Auskunft gegeben, wie lange ihre Fahrzeuge pro Tag durchschnittlich unproduktiv im Stau stehen: 64 Prozent der Befragten verbringen weniger als 30 Minuten täglich im Stau, 22 Prozent etwa eine halbe Stunde, elf Prozent eine Stunde und drei Prozent mindestens 90 Minuten. Zu Kunden oder der Baustelle unterwegs sind ungefähr 80 Prozent aller Handwerksbetriebe. Im Durchschnitt sitzen zwei Mitarbeiter in den Fahrzeugen.

Das summiert sich auf etwa 4,5 Millionen Stunden pro Jahr. "In dieser Zeit können die Handwerker keine Aufträge für Kunden erledigen. Der volkswirtschaftliche Schaden der Leerzeiten ist immens", bewertet HWK-Präsident Hans Hund das Ergebnis.

Er mahnte Maßnahmen zur Stauvermeidung an: Ampelschaltungen in der Grünen Welle, Investitionen in Straßen, Verbesserung des Baustellenmanagements seitens der Planer und koordinierenden Stellen, Erhöhung der Attraktivität des Öffentlichen Personennahverkehrs und des Fahrradverkehrs. Darüber hinaus fordert die HWK funktionsfähige Verkehrsinfrastrukturen als Grundvoraussetzung jeder erfolgreichen wirtschaftlichen Betätigung im Handwerk.

Mehr Elektromobilität auf die Straße bringen

22 Prozent der Befragten nutzen bereits Elektrofahrzeuge. Die Betriebe würden mehr Elektromobilität auf die Straße bringen, wenn die Anschaffungskosten geringer wären (das sagen 27 Prozent), die Reichweite höher wäre (22 Prozent), die Auswahl an Fahrzeugtypen größer wäre und es mehr Fördermittel sowie eine bessere Ladeinfrastruktur gäbe (jeweils 13 Prozent). Sechs Prozent wollen warten, bis der aktuelle Fuhrpark abgeschrieben ist. "Hieraus lesen wir einen klaren Wunsch an Wirtschaft und Politik ab, Tempo bei Elektrofahrzeugen zu machen", unterstrich HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Banasiewicz.

Dieselfahrverbote bremsen das Handwerk in starkem Maße aus (94 Prozent der Befragten fahren mit Dieselantrieb). Die Beantragung der Ausnahmegenehmigungen für Handwerker koste Zeit und Geld, bemängelte Banasiewicz, und mindere damit wiederum die Produktivität.

"Wir erwarten nun eine Nachrüstverordnung, die gewährleistet, dass Handwerker als Endkunden sowie natürlich deren Kunden generell nicht auf Kosten einer Hardware-Nachrüstung von Dieselfahrzeugen sitzenblieben", so Banasiewicz. Jeder Betrieb müsse für Mängel bei erbrachten Leistungen in vollem Umfang geradestehen. Das erwarte das Handwerk auch von der Automobilindustrie, die schon längst die vollen Kosten hätte übernehmen müssen.

Ein weiteres Problem entstehe für Kraftfahrzeugbetriebe, die Leasing anböten, durch Rückläufe von Dieselfahrzeugen mit gravierendem Wertverlust, was zu einem Existenzrisiko werden könne. Auch für diese Autos fordert die HWK eine Nachrüstung zu Lasten der Automobilhersteller, die das Problem verursacht hätten.

Verkehrsbürokratie als Kostenlast

Foto: © Peter LeßmannSchornsteinfeger Andre Weber ist als Mitarbeiter von Bezirksschornsteinfegermeister Andreas Leifhelm in der Innenstadt von Münster mit dem Lastenrad unterwegs. Parkplatzprobleme gibt es für ihn nicht – das spart Zeit und Geld und schont die Nerven.Hund wünscht sich, dass die Erfordernisse des Handwerks bei der verkehrspolitischen Gesetzgebung stärker berücksichtigt werden. So sei der Verwaltungsaufwand für den Verkehr schon durch Parkgenehmigungen, die Mautpflicht und die Fahrpersonalverordnung beträchtlich. 90 Prozent der Befragten müssen dafür immerhin bis zu zwei Stunden pro Woche aufbringen, weitere fünf Prozent bis zu vier Stunden und zwei Prozent bis zu acht Stunden pro Woche.

"Die Verkehrsbürokratie verursacht Kosten, die irgendwann nicht mehr abgefangen werden können. Sie machen sich dann über steigende Verkaufspreise auch im Portmonee der Kunden bemerkbar", warnte Banasiewicz.

Förderung für Lastenräder: Die Anschaffung von Elektro-Lastenrädern wird vom Land NRW über das Progress-Programm für Unternehmen mit bis zu 30 Prozent der Kosten (maximal 2.100 Euro) gefördert. Die Räder müssen eine Nutzlast von mindestens 70 Kilogramm (ohne Fahrer) aufweisen und einen verlängerten Radstand oder eine mit dem Rahmen verbundene Transportmöglichkeit haben.

elektromobilitaet.nrw.de

Text: / handwerksblatt.de

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