Der zweite Bundesieger: Dachdecker Matthias Kremer

Der zweite Bundesieger: Dachdecker Matthias Kremer (Foto: © ZVDH)

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Ein olympiareifer Dachdecker

Der zweite Bundessieger Matthias Kremer aus Trier hat sich für die Weltmeisterschaft in Peking qualifiziert. Wegen Corona muss sie jetzt verschoben werden.

Matthias Kremers Lehrer am Max-Plack-Gymnasium in Trier sahen den Drittbesten des Abi-Jahrgangs 2017 schon auf der Uni. "Ein Informatikstudium hätte mich schon interessiert", sagt Matthias Kremer. Nach einem entsprechendem Praktikum kam die Einsicht: "Acht Stunden täglich am PC zu arbeiten, ist einfach nicht meine Welt!" Und die ersten aus dem Kreis seiner Mitschüler hatten ihr Studium schon abgebrochen. Als potenzieller Nachfolger von Konrad Kremer Bedachungen GmbH & Co. KG in Trier wollte Matthias dem Dachdeckerberuf zumindest eine Chance geben. Und so entschied er sich für eine Ausbildung im elterlichen Betrieb. "Studieren kann ich ja immer noch", sagt er. "Ich würde es jederzeit wieder so machen."

Entscheidung fürs Handwerk

Nachdem seine Entscheidung für das Handwerk gefallen war, startete der motivierte Handwerker durch. Mit dem Abi in der Tasche und guten Leistungen "on top" konnte er seine Dachdeckerlehre von drei Jahren auf anderthalb verkürzen. Beim Leistungswettbewerb schnitt er als zweitbester Dachdecker Deutschlands ab. Aufgaben auf Meisterniveau, erheblicher Zeitdruck und knappe Vorbereitungszeit: Matthias Kremer hat sich richtig ins Zeug gelegt, um beim Bundeswettbewerb möglichst hoch hinaus zu kommen. "Das war schon eine ordentliche Nummer!", blickt er auf den Wettkampf zurück. "Ein Schieferdach mit Kehldeckung gehört schon zur Königsdisziplin. Bis dahin hatte ich kaum Erfahrung mit dem Anfertigen von Schieferdächern. Hat mir richtig Spaß gemacht!" Mit der Silbermedaille qualifizierte er sich für die Dachdecker-Olympiade, die eigentlich vom 27. bis 31. Oktober in Peking stattfinden sollte. Auch wenn die WM wegen der Corona- Pandemie nun verschoben wird: Matthias freut sich auf die 28. IFD- Weltmeisterschaft. "Es ist schon ein cooles Gefühl, Deutschland bei internationalen Wettkämpfen vertreten zu dürfen." Er war noch nie in Asien. Als Reiseziel steht der Kontinent aber schon lange auf seiner Wunschliste. Was er sich für die WM vorgenommen hat? "Ich will alles erreichen, was geht! Einen guten Platz rausreißen und am besten aufs oberste Siegertreppchen. Das ist eine große Herausforderung, und ich werde mein Bestes geben!" Schneller, weiter und höher geht es auch vor Ort für ihn weiter: Als Meisterschüler erklimmt Matthias Kremer derzeit weitere Sprossen seiner steilen Karriereleiter.

Dachdecker aus Leidenschaft

Das Dachdeckerhandwerk begeistert den Überflieger nach wir vor: "Immer oben und draußen sein, Arbeit an frischer Luft, durch die Trierer Innenstadt gehen und mit Blick auf manche Dächer stolz denken: Das habe ich gemacht!" An der Arbeit liebt er auch die Abwechslung und immer neue Herausforderungen: "Innerhalb von zwei Jahren habe ich nicht zweimal dasselbe gemacht!" Dabei wird der Beruf oft unterschätzt, erzählt Matthias Kremer: "Neue Bekanntschaften reagieren zunächst mit Vorbehalten. Wenn sie aber hören, dass ich für Deutschland bei der WM in Peking antrete, verschafft mir das mehr Respekt – ebenso die Tatsache, dass ich Unternehmersohn und angehender Betriebsinhaber bin."

Macher und Powerpaket

Die Arbeit im Betrieb, die Meisterschule, die Vorbereitung auf die WM in Peking und sein Einsatz als Jugendleiter bei den Messdienern in Trier-Euren und nebenbei noch die Entwicklung von Apps für ein regionales Start-up-Unternehmen in der Automobilbranche: Woher nimmt der Dachdeckergeselle die Energie für so viel Unternehmungen? "Das ist manchmal mega- anstrengend, macht aber auch unglaublich viel Spaß. Die regelmäßige Arbeit mit den Jugendlichen zum Beispiel gibt mir sehr viel zurück!" Aber auch das Tanzen – "Standard, bis letztes Jahr auch Formation" – empfindet er nicht als Termin obendrauf, sondern als Ausgleich. Matthias Kremer ist halt Macher und Powerpaket in einem: "Ich bin ein lebensfroher Typ und brauche Action um mich herum. Zu Hause auf der Couch herumsitzen kann ich nicht so gut."

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Text: / handwerksblatt.de

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