Autofahren bei Extremwetter: Wie verhalte ich mich richtig?
Gewitter, Hagel, Hitze, Sturm und Starkregen im Sommer: Der ACV (Automobil-Club Verkehr) gibt Tipps, wie Autoreisende bei extremen Wetterbedingungen möglichst sicher an ihr Ziel gelangen.
Im Kfz-Bereich entstanden allein im Jahr 2022 Schäden in Höhe von rund 900 Millionen Euro durch Naturgewalten, so der Naturgefahrenreport des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Der Großteil davon (890 Millionen Euro) entfiel auf Sturm- und Hagelschäden.
Auch im Sommer können extreme Wetterverhältnisse große Schäden verursachen. Der ACV (Automobil-Club Verkehr e.V.) gibt Tipps für Autofahrerinnen und -fahrer, um möglichst sicher ans Ziel zu gelangen.
Die Ratschläge des ACV bei …
Gewitter
Vorsicht bei schlechter Sicht: Autofahrerinnen und -fahrer sollten bei Gewitter die Scheinwerfer einschalten und genügend Abstand zu anderen Fahrzeugen halten. Die Straßenverkehrsordnung gibt bei Sichtweiten von unter 100 Metern eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h vor, ab 50 Metern gelten 50 km/h, dazu dürfen auch Nebelschlussleuchten eingeschaltet werden. Für Orientierung sorgen Leitpfosten am Straßenrand, welche immer im Abstand von 50 Metern aufgestellt sind.
Gefahr umstürzender Bäume: Anhöhen und Bäume sollten beim Abstellen des Autos während eines Gewitters stets gemieden werden. Die Karosserie des Autos wirkt bei Blitzen übrigens als faradayscher Käfig, der die elektrische Ladung um die Insassen herumleitet. Doch Vorsicht: Im Falle eines Blitzeinschlages sollten Metallteile im Innenraum nicht berührt werden.
Wichtig für Wohnmobil- und Wohnwagenfahrer: Zum einen sollten alle Fenster, Türen sowie Dachluken geschlossen werden, zum anderen sollte für das Vermeiden von Überspannungsschäden außen das 230-Volt-Kabel abgezogen und mindestens einen Meter vom Fahrzeug entfernt abgelegt werden. Die Fahrerkabine oder das Zugfahrzeug können als sicherer Aufenthaltsort genutzt werden.
Hagel
Sichere Orte ansteuern: Sie treten oft plötzlich auf und erhöhen das Unfallrisiko erheblich – Hagelschauer. Da sich durch diese die Sicht schlagartig verschlechtert und die Fahrbahn durch Hagelkörner rutschig werden kann, sollte die Geschwindigkeit während der Fahrt immer reduziert und der Abstand zu vorausfahrenden Fahrzeugen vergrößert werden.
Die Körner können mit einer Geschwindigkeit von über 100 km/h auf Autos treffen und bereits ab einer Korngröße von drei Zentimetern sichtbare Blechschäden verursachen. Ab fünf Zentimetern sind Schäden oft mit erheblichem Reparaturaufwand verbunden. Der ACV rät daher, bei einem Hagelschauer die Suche nach einem überdachten Ort für das Fahrzeug in Erwägung zu ziehen. Ebenso weist der Automobil-Club Verkehr aber darauf hin, dass das Fahrzeug nicht zum Hindernis für andere Verkehrsteilnehmer werden darf: Tunnel oder Brücken sind ungeeignet, um sich vor dem Hagelschauer zu schützen – stattdessen können Parkhäuser oder überdachte Tankstellen angesteuert werden.
Hitze
Gesundheit und Fahrzeugtechnik im Blick behalten: Hohe Temperaturen können sowohl für Fahrerinnen und Fahrer als auch das Fahrzeug selbst Probleme bereiten. Hitzestress und Erschöpfung führen zu Konzentrationsverlust und erhöhen so die Unfallgefahr, daher sollten Autoreisende an heißen Sommertagen regelmäßige Pausen einlegen und ausreichend viel trinken. Der Innenraum eines stehenden Fahrzeugs kann sich bei einer Außentemperatur von 30 Grad Celsius schon nach einer Stunde in der Sonne auf über 50 Grad Celsius erhitzen. Aus diesem Grund sollte die heiße Luft vor dem Einsteigen durch Türen und Fenster entweichen lassen werden.
Beim Einschalten der Klimaanlage sollten die Fenster geschlossen bleiben. Außerdem sollte die Temperatur der Klimaanlage nicht zu gering sein und maximal etwa sechs Grad Celsius unter der Außentemperatur liegen – ansonsten besteht Erkältungsgefahr. Zu beachten: Für eine einwandfreie Funktion der Klimaanlage sollte diese regelmäßig gewartet werden.
Um der Gefahr von Motorschäden durch Überhitzung vorzubeugen, sollte der Kühlflüssigkeitsstand regelmäßig geprüft werden. Bei Elektroautos können hohe Temperaturen die Batterieleistung beeinträchtigen – die Speicherkapazität sinkt ab 35 Grad Celsius, wodurch die Reichweite verringert wird. E-Autos sollten bei starker Hitze also im Schatten oder in Garagen geparkt werden, häufiges und schnelles Laden sollte vermieden werden. Bei hohen Außentemperaturen ist eine niedrigere Ladeleistung schonender für den Akku.
Sturm
Vorsicht vor baumreichen Strecken und Böen: Der ACV rät, das Fahren bei schweren Stürmen oder Orkanwarnungen komplett zu meiden. Erhöhte Vorsicht ist bereits ab Windstärke 5 (bis 38 km/h) geboten, Strecken mit vielen Bäumen sollten umgangen werden. Autoreisende, die starkem Wind ausgesetzt sind, sollten die Geschwindigkeit reduzieren und stets beide Hände am Lenkrad halten. Beim Überfahren von Brücken und Überholen von Lastwagen sowie bei der Ausfahrt aus Tunneln besteht eine erhöhte Böen-Gefahr, sodass in solchen Fällen besondere Achtsamkeit gefragt ist.
Fahrzeuge mit Aufbauten – zum Beispiel einer Dachbox oder einem Fahrradträger – und Wohnmobile sowie Wohnwagen-Gespanne sind aufgrund ihrer vergrößerten Fläche noch einmal mehr für Böen anfällig.
Starkregen
Geschwindigkeit reduzieren, Abstand erhöhen: Auch Starkregen kann die Sicht beeinträchtigen sowie die Straßen rutschig machen. Hier gilt ebenso: Die Geschwindigkeit sollte reduziert und der Sicherheitsabstand zum vorausfahrenden Fahrzeug erhöht werden.
Aquaplaning-Gefahr beachten: Starke Lenkbewegungen und Bremsmanöver sollten bei Aquaplaning gemieden werden. Zudem gilt, nicht zu beschleunigen und das Fahrzeug ausrollen zu lassen, bis die Reifen wieder Kontakt zur Fahrbahn haben. Übrigens müssen Sommerreifen mindestens 1,6 Millimeter vorweisen, es empfiehlt sich jedoch eine Profiltiefe von drei Millimetern.
Unterführungen meiden: Vor allem Unterführungen und verstopfte Gullys können bei Starkregen rasch überfluten. Laut des Automobil-Clubs Verkehr sollte das Durchfahren von Unterführungen möglichst vermieden werden – wenn Spritzwasser in den Ansaugbereich des Motors gelangt, kann dies zu schweren Schäden führen.
Über den ACVSeit seiner Gründung im Jahr 1962 zählt der ACV heute rund 500.000 Mitglieder. Als drittgrößter Automobil-Club Deutschlands rückt der Automobil-Club Verkehr das Thema Nachhaltigkeit in den Fokus.
Alle weiteren Informationen rund um den ACV gibt es hier.
Quelle: ACV Automobil-Club VerkehrDHB jetzt auch digital!Einfach hier klicken und für das digitale Deutsche Handwerksblatt (DHB) registrieren!
Text:
Verena S. Ulbrich /
handwerksblatt.de
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